Verlaufsmodifizierende Therapie der Multiplen Sklerose
Die verlaufsmodifizierende Therapie der Multiplen Sklerose ist eine langfristig angelegte Behandlungsform.
Die Ursachen der MS sind bis heute nicht geklärt. Deshalb ist eine Heilung noch nicht möglich. Die MS-Therapie orientiert sich an den Fakten, die erforscht sind. Dazu gehört die Erkenntnis, dass das Immunsystem bei der MS „aus der Reihe tanzt“. Deshalb zielt die langfristige Behandlung der Multiplen Sklerose darauf ab, mit Hilfe verschiedener Mechanismen in das Immunsystem einzugreifen und somit vor allem Entzündungsaktivität in Form von Krankheitsschüben vorzubeugen. Zur Behandlung ist ein wachsende Zahl an Wirkstoffen zugelassen. Für die Entschdeidung über eine passende Therapie sind verschiedene Aspekte zu bedenken.
Was ist bei der verlaufsmodifizierenden MS-Therapie zu beachten?
Die Erfahrungen in der Behandlung der Multiplen Sklerose haben gezeigt: Je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, umso schwieriger ist es, den Verlauf der MS zu beeinflussen. Denn die Multiple Sklerose entwickelt sich in zwei Phasen: in der frühen Phase der Erkrankung steht die Entzündungsaktivität im Vordergrund (gekennzeichnet durch Schübe und/oder neue bzw. kontrastmittelaufnehmende Herde in der MRT), in der späteren Phase sind es neurodegenerative Veränderungen, d.h. ein Verlust von Nervengewebe (gekennzeichnet durch die schleichende Zunahme der Behinderung). Daher wird generell ein frühzeitiger Therapiebeginn empfohlen, weil die Immuntherapie im Wesentlichen darauf abzielt, die Entzündungsaktivität zu reduzieren.
In der Behandlung wird die Therapie des akuten MS-Schubs unterschieden von einer langfristigen verlaufsmodifizierenden MS-Therapie mit dem Ziel, die Schwere und Häufigkeit von Schüben zu verringern und damit das Ausmaß der fortschreitenden Behinderung günstig zu beeinflussen.
Bei allen Medikamenten der verlaufsmodifizierenden Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen oder sogar vorgeschrieben. Bitte informieren Sie sich, welche Untersuchungen vor, während und nach der Therapie speziell für Ihr Medikament nötig sind und in welchem zeitlichen Abstand diese gemacht werden sollen. Ihr Arzt kann Ihnen diese Informationen geben, ggfs. fragen Sie bitte ausdrücklich danach. Nähere Informationen finden Sie in den Patientenhandbüchern, die das Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKN-MS) mit der DMSG erstellt hat. Einzelne Handbücher können im AMSEL-Shop bestellt oder unter www.dmsg.de heruntergeladen werden.
Vor einem Wechsel der Medikation klären Sie bitte mit Ihrem Arzt, ob und welche Auswaschphasen/Karenzzeiten vor Therapiebeginn mit dem neuen Medikament eingehalten werden müssen. Bitte achten Sie darauf, dass Sie einem Medikamentenwechsel nicht zustimmen, ohne diese Fragen ausreichend geklärt zu haben.
Jedes Medikament ist bei einem Therapiewechsel einzeln zu betrachten. Auch die Art der Folgetherapie hat einen Einfluss auf die Auswaschphasen/Karenzzeiten.
Zur verlaufsmodifizierenden Therapie der Multiplen Sklerose sind in Deutschland zurzeit eine Vielzahl von Wirkstoffen zugelassen. Diese Substanzen verändern oder unterdrücken Immunzellen bzw. immunologische Vorgänge auf unterschiedliche Art und Weise und können dadurch die Entzündungsreaktionen verringern. Die Auswahl des jeweiligen Medikaments und die Entscheidung zu einer Immuntherapie erfolgt in Abhängigkeit von der Krankheitsaktivität, vom Schweregrad der Erkrankung, der Lebenssituation und –planung, Begleiterkrankungen und den individuellen Patientenpräferenzen.
- Video "Welches Therapiekonzept passt zu mir?" - Prof. Dr. med. P. Flachenecker
- Erklärfilm "Mein Weg zur passenden Therapie"
Anhand der Wirkstärke werden nach den neuen Leitlinien drei Wirksamkeitskategorien unterschieden.
Letzte Änderung: 23.06.2023