Ocrelizumab

Wirkstoff:

Ocrelizumab ist ein großteils humanisierter, monoklonaler Antikörper (anti-CD20) und gehört zu den zell-depletierenden Therapien.

Handelsname:

Ocrevus® (i.v. bzw. s.c.)

Indikation:

RMS, früher Verlauf der PPMS

Ocrelizumab ist zur Behandlung von Patienten mit aktiver schubförmiger MS (RMS) und primär progredienter MS (PPMS) zugelassen. Bei Patienten mit PPMS ist die Indikation auf das frühe Stadium des Verlaufs beschränkt.

Zulassung:

2018 (intravenös = i.v.) / 2024 (subcutan = s.c.)

Wirksamkeitskategorie:

3

Verabreichungsform:

Infusion

Zu Beginn der Behandlung zwei Infusionen im Abstand von zwei Wochen mit je 300 mg. Anschließend an diese beiden Infusionen erfolgt alle sechs Monate eine Infusion mit einer Dosis von 600 mg. Ocrelizumab muss vom Arzt verabreicht werden.

Spritze: Zwei Spritzen pro Jahr mit 920 mg OCR s.c. Auch die subkutanen Gaben müssen lt. Fachinformation von medizinischem Fachpersonal vorgenommen werden (z. B. Arzt oder Nurse), die Selbstinjektion ist nicht möglich.

Wirkweise:

Ocrelizumab hat selektiv immunsuppressive und zytotoxische Eigenschaften. Der Wirkstoff bindet gezielt an das Protein CD20 auf der Oberfläche von B-Zellen und führt zu einer sog. B-Zell-Depletion, also einer transienten Elimination dieser CD20-positiven B-Zellen. Dadurch wird die B-Zell-Aktivität herunterreguliert, allerdings Stammzellen und Plasmazellen nicht beeinflusst, sodass wichtige Funktionen des Immunsystems erhalten bleiben.

Nicht geeignet bei/für:

Patienten mit sekundär chronischem Verlauf ohne Schübe sowie Patienten mit einem primär progredienten Verlauf im späteren Stadium.
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, schwerer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium IV), schwerer Immunsuppression, Behandlung mit Immunsuppressiva, Vorliegen einer aktiven Infektionskrankheit, bestehenden aktiven malignen Erkrankungen (Ausnahme kutanes Basalzellkarzinom), Therapiebeginn während der Schwangerschaft

Nebenwirkungen:

Infusionsreaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag und Atembeschwerden, leichte bis mittelschwere Infektionen der oberen Atemwege, Herpesinfektionen. Als immunsuppressiver Wirkstoff kann Ocrelizumab grundsätzlich die Entstehung von Infektionskrankheiten begünstigen.
In den Studien wurde eine leicht erhöhte Zahl von Krebserkrankungen (insbesondere Brustkrebs) gegenüber Placebo festgestellt, die aber der Krebsrate der Allgemeinbevölkerung zu entsprechen scheint. Fälle einer PML (Progessive Multifokale Leukenzephalopathie) unter Ocrelizumab dürften überwiegend auf die vorangegangene Behandlung mit Natalizumab oder Fingolimod zurückzuführen sein, also eine sog. ‚carry-over‘ Konstellation, in der die PML vor der Gabe von Ocrelizumab klinisch noch nicht erkennbar war.

Wissenswertes:

Ocrelizumab war der erste für die Behandlung der MS zugelassene anti-CD20-Antikörper und wurde auf Basis des in der Krebstherapie, bei rheumatischen Erkrankungen und in Einzelfällen auch bei MS off-label eingesetzten Arzneimittels Rituximab entwickelt.
Bei Patienten mit primär progredienter MS führte der Wirkstoff innerhalb von zwölf Wochen zu einer Reduktion des Progressionsrisikos um 24 Prozent.
Ocrevus® ist unter anderem bereits in den USA, Kanada, Australien und der Schweiz zugelassen.

Seit Juni 2024 ist Ocrevus auch in einer subcutanen Verabreichungsform erhältlich. In der Phase-III-Vergleichsstudie "OCARINA II" hatte der Hersteller die neue subcutane Verabreichungsform mit der bekannten intravenösen verglichen (920 mg OCR SC vs. OCR 600 mg IV). Das Nutzen-Wirkungs-Profil blieb gleich; bei den 236 Teilnehmern traten keine neuen Sicherheitsbedenken auf. Verglichen wurden unter anderem Blutserum-Werte und MRT-Ergebnisse.

Letzte Änderung: 28.07.2021