Fingolimod

Wirkstoff:

Fingolimod ist das synthetisch hergestellte Stoffwechselprodukt des Pilzes Isaria sinclairii, der in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt wird. Das Immuntherapeutikum Fingolimod ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, den sogenannten S1P-Rezeptor-Modulatoren.

Handelsname:

Gilenya®

Indikation:

RRMS, aktive Erkrankung

Das Medikament ist in Deutschland für Patienten ab zehn Jahren zur verlaufsmodifizierenden Therapie der schubförmig remittierenden MS
(RRMS) zugelassen, wenn trotz einer verlaufsmodifizierenden Therapie weiter eine hohe Krankheitsaktivität besteht. Fingolimod kann primär angewandt werden, wenn in einem Jahr mindestens zwei Schübe mit Behinderungsprogression aufgetreten sind und im MRT mindesten eine Gadolinium-aufnehmende Läsion oder eine signifikante Zunahme der T2-Läsionen nachzuweisen ist.

Zulassung:

2011

Wirksamkeitskategorie:

2

Verabreichungsform:

Kapsel, oral

Fingolimod wird einmal täglich als Kapsel mit 0,5 mg Wirkstoff eingenommen (ab 40 kg Körpergewicht) bzw. 0,25 mg/Tag (unter 40 kg Körpergewicht).

Wirkweise:

Fingolimod hindert Immunzellen (Lymphozyten) daran, aus den Lymphknoten und Immunorganen in die Blutbahn und ins Zentrale Nervensystem zu wandern, wo sie an der Zerstörung der Myelinscheiden entscheidend beteiligt sind. Dies geschieht, indem Fingolimod an die sogenannten Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren auf Lymphozyten bindet und diese somit am Verlassen des Lymphknotens hindert.

Nicht geeignet bei/für:

Überempfindlichkeit/Allergie gegen den Wirkstoff, schwerer Lebererkrankung, schweren aktiven oder chronischen Infekten, Tumorerkrankungen, immungeschwächten Personen, Schwangerschaft und Stillzeit, schweren Atemwegserkrankungen. Darüber hinaus bestehen Risiken bei Diabetes, Uveitis (eine entzündliche Augenerkrankung) und Herzerkrankungen.

Wenn MS-Erkrankte, die für die Therapie mit Fingolimod infrage kommen, vorher bereits mit einem anderen Medikament behandelt wurden, müssen Auswaschphasen/Karenzzeiten abhängig von der Vormedikation eingehalten werden.

Nebenwirkungen: Herzprobleme

Verlangsamung der Herzfrequenz und unregelmäßiger Herzschlag, insbesondere in den ersten sechs Stunden nach der ersten Einnahme (atrioventrikuläre Blockbilder). Die erste Einnahme sollte daher nur unter ärztlicher Aufsicht und mindestens sechsstündiger Überwachung mit EKG-Monitoring erfolgen.

Weitere mögliche Nebenwirkungen: schwere Infektionen, Makulaödem (Wasseransammlung am Auge), Lymphopenie, erhöhtes Risiko einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), Basalzellkarzinome der Haut, Melanome.

Vor der Ersteinnahme sollte durch einen Bluttest die Immunität gegen Windpocken (VZV) überprüft und ggf. geimpft werden, um potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen behandeln zu können.

Wissenswertes:

Mehrere Fallserien berichten, dass es in ca. zehn Prozent der Fälle nach Absetzen von Fingolimod zu Rebound-Phänomenen kommt, d.h. dass innerhalb von zwölf Wochen nach Absetzen von Fingolimod eine höhere Krankheitsaktivität als vor Beginn der Behandlung auftritt. Die zugrundliegenden Immunmechanismen bei den betroffenen Patienten werden noch nicht verstanden.

Letzte Änderung: 21.01.2021