Diroximelfumarat

Wirkstoff:

Diroximelfumarat (DRF) ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Fumarate. Die enthaltene Fumarsäure ist eine organisch-chemische Substanz, die in verschiedenen Pflanzen, Pilzen und Flechten vorkommt. Ihren Namen erhielt sie vom Gewöhnlichen Erdrauch (Fumaria officinalis), der größere Mengen der Säure enthält. Diroximelfumarat ist eine neue chemische Verbindung (Ester) der Fumarsäure und zweifach verestert: an einer Carboxyfunktion mit Methanol, an der anderen mit 2-N-Succinimid-Ethanol. Wie das bereits länger zugelassenen Dimethylfumarat ist Diroximelfumarat eine sogenannte Prodrug (eine Medikamentenvorstufe), die im Körper genauso in die wirksame Substanz Monomethylfumarat (MMF) umgewandelt wird, allerdings durch andere Spaltprodukte im Magen-Darm Trakt mit einer verbesserten Magenfreundlichkeit gegenüber ihrem Vorgänger.

Handelsname:

Vumerity®

Indikation:

RRMS, milde/moderate Erkrankung

Diroximelfumarat ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmig-remittierender Multipler Sklerose (Relapsing Remitting Multiple Sclerosis, RRMS) zugelassen.

Zulassung:

2021

Wirksamkeitskategorie:

1

Verabreichungsform:

Kapsel, oral

Diroximelfumarat ist als Kapseln erhältlich. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 231 mg zweimal täglich. Durch die neu hinzugekommene Ringstruktur ist das Molekül deutlich schwerer geworden. Nach sieben Tagen sollte die Einnahme auf die empfohlene Erhaltungsdosis von 462 mg zweimal täglich erhöht werden. Die Einnahme zu den Mahlzeiten verbessert die Verträglichkeit. Im Fall von Hautrötungen oder gastrointestinalen Beschwerden kann die Dosis reduziert werden.

Wirkweise:

In klinischen Studien zeigte Diroximelfumarat (DRF) entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften. Der Wirkmechanismus ist (wie bei Dimethylfumarat) noch nicht abschließend erforscht. Es wird angenommen, dass DRF die Wirkung des Proteins Nrf2 verstärkt. Nrf2 steuert bestimmte Gene, die „Antioxidantien“ für den Zellschutz produzieren. Auf diese Weise könnte es zu einer Kontrolle der übermäßigen Aktivität des Immunsystems kommen und Schädigungen an Gehirn und Rückenmark könnten in der Folge reduziert werden.

Nicht geeignet bei/für:

Personen unter 18 Jahren, Schwangerschaft, Stillzeit, Überempfindlichkeit/Allergie gegen den Wirkstoff, vermuteter oder bestätigter progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML)

Nebenwirkungen:

Hitzegefühl („Flush“), Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Durchfall, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch, Abdominalschmerz), Proteinurie (Eiweiß im Urin), vermehrte Varizella Zoster-Infektionen (Windpocken, Gürtelrose), Reduktion der Lymphozytenzahl, einzelne Fälle von PML. Regelmäßige Laborkontrollen sind zwingend notwendig, um die Therapie aus Sicherheitsgründen ggf. auszusetzen oder abzubrechen.

Wissenswertes:

Diroximelfumarat (DRF) ist eine Weiterentwicklung von Dimethylfumarat (DMF) und führt bei gleicher Wirksamkeit zu weniger Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt, so dass es seltener zu Therapieabbrüchen kommt. Ursache ist das Hinzufügen einer Ringstruktur an das Molekül, das eine geringere Bildung von Methanol und Folgeprodukten  im Magen bewirkt. Die doppelblinde Studie EVOLVE-MS-2 verglich die gastrointestinalen (den Magen-Darm-Trakt betreffenden) Nebenwirkungen von Dimethylfumarat und Diroximelfumarat über einen Zeitraum von fünf Wochen. Insgesamt klagten unter DRF nur 34,8 Prozent der Behandelten über gastrointestinale Nebenwirkungen, während unter DMF 49 Prozent der Patienten und Patientinnen solche zu Protokoll gaben und dies oft auch schwerer ausgeprägt war.

Letzte Änderung: 04.05.2022