Ursula Späth

Ursula Späth wurde 1937 in Giengen an der Brenz geboren. Sie hat eine Ausbildung zur Auslandskorrespondentin gemacht und 1962 Lothar Späth, den späteren Ministerpräsidenten Baden-Württembergs geheiratet. Mit ihm hat sie zwei Kinder.

1982 erreichte Ursula Späth die Anfrage der AMSEL zur Übernahme der Schirmherrschaft über den noch jungen Verband für Multiple Sklerose-Erkrankte und ihre Angehörigen. Nach sorgfältiger Überlegung hat sie am 20.09.1982 dieses Ehrenamt für die AMSEL, Aktion Multipler Sklerose Erkrankter Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V., offiziell übernommen.

In einer Pressekonferenz im Stuttgarter Landtag stellte Guido Hans, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der AMSEL Ursula Späth als die neue Schirmherrin der Öffentlichkeit vor.

Zu diesem Zeitpunkt stand der AMSEL-Landesverband vor dem finanziellen Aus. Fehlende Mittel in Höhe von 100.000 DM wurden zur Abwendung bis zum Jahresende benötigt. Mit Tatkraft, Überzeugungsarbeit und persönlichem Einsatz gelang es Frau Späth, innerhalb von nur 4 Monaten die benötigten Beträge über Spendeneinnahmen zu akquirieren. AMSEL e.V. war gerettet. Die Mittel, die für den laufenden Unterhalt benötigt wurden, standen zur Verfügung.

Ein Förderkreis wird gegründet

Um die Arbeit von AMSEL e.V. dauerhaft zu sichern, wurde noch im Jahre 1982 ein Förderkreis gegründet (AMSEL-Förderkreis Ursula Späth e.V.), für den sie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur gewinnen konnte. Damit war ein erster Grundstein für die verlässliche Zukunft der AMSEL gelegt.

Frau Ursula Späth nahm ihr neues Ehrenamt sehr ernst, gab nicht nur ihren Namen, sondern knüpfte wertvolle Beziehungen, nahm an zahlreichen Events teil, stellte in Grußworten die Arbeit der AMSEL dar und warb überzeugend um Unterstützung für den von Ehrenamtlichen geführten Verband. Ihre Worte fielen auf fruchtbaren Boden.

Bereits im November 1982 fand eine große Fachveranstaltung zu medizinischen Themen mit dem „MS-Papst“ Prof. Bauer und Prof. Hirschmann statt, die bei Betroffenen und in Fachkreisen auf sehr hohe Resonanz stieß. Ursula Späth begrüßte in ihrer Antrittsrede die Gäste mit den Worten: „Ich habe die mir von Ihnen allen angetragene Schirmherrschaft von Herzen gerne angenommen.“.

In zahlreichen Besuchen in den AMSEL-Gruppen überall in Baden-Württemberg und in persönlichen Gesprächen mit Multiple Sklerose-Erkrankten und ihren Angehörigen machte sich Frau Späth selbst ein Bild von den Sorgen und Nöten der Betroffenen. Die Situation der in Altenpflegeheimen untergebrachten jungen MS-Betroffenen beschäftigte Ursula Späth so nachhaltig, dass sie sich für die vom AMSEL-Landesverband vertretene Schaffung von eigenständigen Wohn- und Pflegeheimgruppen, angegliedert an bestehende Einrichtungen, einsetzte. Am 17.12.1983 wurde in Bietigheim-Bissingen bereits die erste Wohn- und Pflegeheimgruppe im „Haus im Lindenhain“ eröffnet. Danach unterstützte Frau Späth alle Bemühungen, landesweit weitere Einrichtungen zu realisieren.

Die Gründung einer Stiftung sichert AMSEL-Arbeit langfristig

Damit all diese Projekte finanziell ermöglicht werden konnten, wurde mit Unterstützung Ursula Späths 1985 neben dem AMSEL-Förderkreis die AMSEL-Förderkreis Ursula Späth Stiftung ins Leben gerufen. (Die Stiftung wurde 2013 umbenannt in AMSEL Stiftung Ursula Späth.) Sie sollte die Beratungs-, Unterstützungs- und Aufklärungsarbeit der AMSEL langfristig absichern. Dazu fanden u.a. Benefizveranstaltungen statt. Internationale Militärkapellen spielten bei der „Parade der Nationen“ (1984-2003) in der Martin-Schleyer-Halle jährlich rund 100.000 DM für die AMSEL ein. Der Fernsehmoderator Frank Elstner moderierte ein Benefiz-Event „Wetten Spaß?“, bei dem Catharina Valente sich in die Herzen der Spender sang.

Den Einladungen der AMSEL-Schirmherrin zu Verbandsveranstaltungen und Symposien folgten hochdotierte Gäste aus der Bundespolitik und Wirtschaft. Dazu gehörten u.a. Prof. Dr. Rita Süßmuth (Bundesgesundheitsministerin/spätere Präsidentin des Deutschen Bundestages), Bundesfamilienministerin Prof. Ursula Lehr, ehemaliger Bundesinnenminister und jetziger Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble.

Die medizinische Versorgung MS-Betroffener verbessern

Die Schirmherrin von AMSEL e.V. hat sich für die Verbesserung in der stationären Rehabilitation eingesetzt. In Bad Wildbad wurde auf dem ehemaligen Areal des Hotels Quellenhof unter Einbindung des historischen Gebäudes das Neurologische Rehabilitationszentrum Quellenhof errichtet. Die AMSEL Stiftung wirkt dort ebenfalls als Gesellschafter in der Betriebs GmbH mit und bringt die Anliegen der MS-Kranken ein. Seit der Eröffnung der Klinik im Mai 1996 werden in Bad Wildbad MS-Kranke nach neuesten, ständig weiterentwickelten Erkenntnissen der stationären Rehabilitation behandelt. Mit den beiden Kliniken wurde ein Versorgungsengpass in der medizinischen Behandlung MS-Erkrankter geschlossen.

AMSEL e.V.: innovativ, informativ, modern

Neuen Medien gegenüber zeigte sich die Schirmherrin aufgeschlossen. Sie unterstützte den Weg der AMSEL in das digitale Zeitalter, befürwortete eine Plattform im Internetauftritt, auf der AMSEL aktuelle Informationen und ihre umfangreichen Serviceangebote präsentiert sowie eigene Seiten der AMSEL-Kontaktgruppen im Netz. Portable Internetplätze wurden angeschafft, um MS-Betroffene an das neue Medium heranzuführen. Maßnahmen gegen die Isolation vieler MS-Kranker, die sich über das Internet informieren und mit anderen in Kontakt kommen können, ohne das Haus verlassen zu müssen. Dies war ein großer Quantensprung in der Digitalisierung der Verbandspolitik. MS-Betroffene finden Antworten auf viele Fragen und den Austausch mit Menschen, die das gleiche Schicksal teilen.

Seit 1993 erfolgt jedes Jahr die Verleihung der AMSEL Stiftung Ursula Späth-Preise. Frau Späth ist es ein großes Anliegen, Persönlichkeiten aus allen Bereichen für ihre herausragenden Leistungen zur Verbesserung der Lebenssituation MS-Erkrankter zu würdigen.

Die großen Erfolge von Frau Ursula Späth haben neben der Bewunderung und Anerkennung von MS-Erkrankten auch in Ehrungen ihren Ausdruck gefunden. Für ihr soziales Engagement wurde Ursula Späth 1987 mit dem Ehrenbambi, 1988 mit der goldenen Fildertrophäe, 1991 mit dem goldenen Volltreffer, 1993 mit dem Käte-Hammersen-Preis, 1998 mit der Kurz-Rose ausgezeichnet. Im Mai 2004 erhielt Ursula Späth die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Seit 2007 ist sie Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland. Für 30 Jahre Ehrenamt für die AMSEL wurde Frau Späth 2012 die Staufermedaille verliehen.

Von 2003 bis 2011 engagierte sich Ursula Späth zudem auf internationaler Ebene im Vorstand der MSIF (Multiple Sclerosis International Federation) für die Belange der geschätzt 2,5 Mio. Betroffenen weltweit. Sie hat sich für Forschungsprojekte in Deutschland und den internationalen Erfahrungsaustausch eingesetzt.

Die Geschichte der AMSEL ist eng mit Ursula Späth verbunden. Mit hohem persönlichen Einsatz, ergebnisorientiert und mit diplomatischem Geschick begleitete und förderte sie die beispielhafte Pionier- und Aufbauarbeit der AMSEL. Der Erfolg des Landesverbandes ist eng mit dem Namen Ursula Späths verbunden. Sie ist die „dienstälteste“ Schirmherrin in der DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft), ihre verlässliche Unterstützung ermöglichte langfristige Planungen für den baden-württembergischen Verband. Das 35-jährige Jubiläum als Schirmherrin der AMSEL wurde auf Wunsch Frau Späths 2017 mit einem Symposium für Multiple Sklerose-Erkrankte gefeiert.

Heute ermöglichen rund 60 AMSEL-Gruppen und zwei Regionalstellen für über 30.000 MS-Erkrankte in Baden-Württemberg kurze Wege zu fachkundiger Beratung und zur Begegnung mit anderen Betroffenen. Die Alltagsbewältigung und die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen mit Multipler Sklerose (MS) und ihre Familien hat für die Schirmherrin nach wie vor oberste Priorität in ihrem Tun.

Neben den im öffentlichen Bewusstsein stehenden Bemühungen, die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen, ist es Ursula Späth, dank ihres unermüdlichen Einsatzes in vielen persönlichen Begegnungen mit den MS-Betroffenen gelungen, diesen Lebensmut, Hoffnung, Zuversicht und Freude zu vermitteln. Aufgrund ihres immensen Einsatzes und ihrer charmanten und zielstrebigen Art konnte sie darüber hinaus Verständnis für die Belange der MS-Kranken in der Bevölkerung wecken. Dem unermüdlichen, von Herzlichkeit und Sachverstand getragenen Einsatz von Ursula Späth für MS-Kranke, ihrer Tatkraft und ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass AMSEL e.V. in Baden-Württemberg über die Landesgrenzen hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Für viele Bürgerinnen und Bürger unseres Bundeslandes ist Ursula Späth zu Recht ein Vorbild. Sie bringen sich ebenfalls mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz für Menschen mit MS und ihre Angehörigen ein. Die Zielstrebigkeit und das umfangreiche Engagement von Frau Späth haben dazu geführt, dass die Arbeit der AMSEL weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus Impulse für andere Bundesländer setzen konnte. Ursula Späth starb am 07. Juni 2022, kurz vor dem 40-jährigen Jubiläum ihrer Schirmherrschaft. Ihrem Wunsch folgend findet aus diesem Anlass ein Symposium für MS-Erkrankte in Stuttgart statt.

Letzte Änderung: 24.09.2020