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Therapien und Verlaufsformen der MS

Wirksamkeitskategorien von MS-Therapien, Verlaufsformen und zugelassene Therapien

Die aktuellen Leitlinien zur Diagnose und Therapie der MS der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) gliedern die Multiple Sklerose in fünf (statt wie bisher drei) Verlaufsformen. Ihr aktuelles Therapieschema teilt die verfügbaren zugelassenen Medikamente zur Behandlung eines Multiple Sklerose-Verlaufs in drei Wirksamkeitskategorien statt in das  bisherige Stufentherapieschema Basistherapie milder/moderater Verlauf und Eskalationstherapie (hoch-)aktiver Verlauf ein. Die Wahl des passenden Medikamentes hängt von der Verlaufsform der MS, der Krankheitsaktivität, den Nebenwirkungen und  der Anwendungsform eines Medikamentes, den Patientenvorlieben, dem Alter und nicht zuletzt den Begleiterkrankungen ab. D.h., es wird nach der Diagnose einer MS nicht in jedem Fall mit einem Medikament der Wirkstoffkategorie I begonnen, sondern es kann z.B. auch gleich ein Medikament der Wirkstoffkategorie II oder III zum Einsatz kommen. Ebenso ist es abhängig vom Verlauf der MS möglich, von einem Medikament z.B. der Wirkstoffkategorie III wieder zu einem Medikament der Wirktoffkategorie I oder II zu wechseln. Welche Therapien für welche Verlaufsform(en) zugelassen sind, finden Sie nachfolgend aufgeführt.

Wirksamkeitskategorie I:

In diese Kategorie gehören Wirkstoffe, die eine relative Verringerung (Reduktion) der Schubrate im Vergleich zu Plazebo von 30-50% haben. Dazu zählen:

Wirksamkeitskategorie II:

In diese Kategorie gehören Wirkstoffe, die eine relative Verringerung (Reduktion) der Schubrate im Vergleich zu Plazebo von 50-60% haben. Dazu zählen:

Wirksamkeitskategorie III:

In diese Kategorie gehören Wirkstoffe, die eine Verringerung (Reduktion) der Schubrate um mehr als 60% im Vergleich zu Plazebo oder mehr als 40% im Vergleich zu Substanzen der Kategorie 1 haben. Dazu zählen:

Die Wahl des passenden Wirkstoffes hängt nicht allein von der Wirksamkeitskategorie ab. Welche Kriterien weiterhin für eine Entscheidung beachtet werden sollten, nennt das

Verlaufsformen der Multiplen Sklerose

Die Verläufe der Multiplen Sklerose lassen sich in fünf Formen unterteilen

  1. Schubförmig remittierende MS (RRMS)
  2. Primär progrediente MS (PPMS)
  3. Sekundär progrediente MS (SPMS)
  4. Klinisch isoliertes Syndrom (CIS) (seit 2013)
  5. Relapsing Multiple Sclerosis(RMS) (seit 2020)

CIS (Clinically Isolated Syndrome)

Das klinisch isolierte Syndrom ist das erste Symptom, das Verdacht auf eine MS aufkommen lässt wie z.B. Seh- oder Sensibilitätsstörungen, die schubförmig auftreten und mindestens 24 Stunden anhalten müssen. Wenn eine Therapie erforderlich ist, kommen die Vertreter der Wirkstoffkategorie 1 zum Einsatz.

RRMS (Relapsing Remitting Multiple Sclerosis)

Bei der schubförmig remittierenden MS bilden sich Beschwerden nach einem Schub ganz oder teilweise zurück. Bei bis zu 90% der Erkrankten beginnt die MS schubförmig.  (Kennzeichen eines Schubs).

Zur Behandlung der schubförmig remittierenden MS (milde oder moderate Form) werden folgende Wirkstoffe  als 1. Wahl  (ehemals Basistherapie) eingesetzt

folgende Wirkstoffe als 2. Wahl eingesetzt

Zur Behandlung der schubförmig remittierenden MS (hoch-)aktive Form (ehemals Eskalationstherapie)  werden eingesetzt

Als Reservemittel kommen infrage

SPMS (Secondary progressive Multiple Sclerosis)

Die sekundär progrediente MS entwickelt sich im Laufe der Jahre aus dem schubförmigen Verlauf der RRMS. Bei der sekundär progredienten MS können in der Anfangsphase Schübe auftreten, müssen aber nicht. Der Schubphase - mit oder ohne Schüben - folgt eine Phase der zunehmenden Verschlechterung. Neuere Daten aus dem schwedischen MS-Register zufolge entwickelt sich bei 50% nach 23 Jahren die RRMS zu einer SPMS.

Für die Therapie des sekundär chronisch progedienten Verlaufs mit Schüben sind zugelassen:

Für die Therapie des sekundär chronisch progredienten Verlaufs ohne Schübe, aber mit Aktivität im MRT, ist folgender Wirkstoff zugelassen

RMS (Relapsing Multiple Sclerosis)

Zu dieser Verlaufsform zählen die schubförmigen Verläufe der MS wie CIS, RRMS und die aktive sekundär progrediente MS, d.h. mit aufgesetzten Schüben, die SPMS. Zugelassen zur Therapie sind die unter den jeweiligen Verlaufsformen genannten Wirkstoffe.

PPMS (Primarily progressive Multiple Sclerosis)

Bei der primär progredienten MS nehmen die Symptome und Beschwerden der MS langsam und kontinuierlich zu. Bei weniger als 10% und überwiegend mit späterem Krankheitsbeginn, ab ca. 40 Jahren, beginnt die MS in dieser Verlaufsform, bei der es nicht zu Schüben kommt, sondern sich das Krankheitsgeschehen langsam fortschreitend entwickelt.

Für die Therapie des primär chronisch progedienten Verlaufs ist zugelassen:

Letzte Änderung: 23.06.2023