Interferon-beta 1b

Wirkstoff:

Beta-Interferone sind Botenstoffe, die natürlich im Körper vorkommen und auf verschiedene Weise regulierend ins Immunsystem eingreifen. Für therapeutische Zwecke wird IFN-beta 1b gentechnisch hergestellt. IFN-beta 1b besitzt im Gegensatz zu IFN-beta 1a keine anhaftenden Zuckerreste.

Handelsname:

Betaferon®, Extavia®

Indikation:

RMS, milde/moderate Erkrankung

Beide Präparate sind vom Wirkstoff her identisch. IFN-beta 1b ist sowohl für Patienten mit schubförmiger MS als auch für solche mit einem sog. klinisch isolierten Syndrom (CIS) und einem hohen Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln, zugelassen. Bei der RRMS wird es für die milde/moderate Verlaufsform empfohlen.

IFN-beta 1b ist auch bei dem sekundär progredientem Krankheitsverlauf (SPMS) zugelassen, wenn die Patienten noch klinische Schübe erfahren.

Zulassung:

  • 1995 Betaferon
  • 2008 Extavia

Wirksamkeitskategorie:

1

Verabreichungsform:

Injektion, subkutan

Beide Präparate werden in einer Dosis von 250 µg jeden zweiten Tag unter die Haut injiziert (subkutan, s. c.). Das verschriebene Präparat kann sich der Patient nach entsprechender Schulung selbst verabreichen.

Wirkweise:

Beta-Interferone greifen modulierend ins (fehlgesteuerte) Immunsystem ein. Sie tragen zum Schließen der Blut-Hirn-Schranke bei und hemmen Entzündungsprozesse.

Nicht geeignet bei/für:

Kinder unter 12 Jahren, Schwangerschaft, Stillzeit, Überempfindlichkeit gegenüber rekombinanten Beta-Interferonen. Vorsicht ist geboten bei schwerer Depression, nicht kontrollierter Epilepsie, schweren Leber-, Nieren- und Herzerkrankungen.

Nebenwirkungen:

Am häufigsten sind grippeartige Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Diese Beschwerden treten zu Beginn der Therapie mit Interferon-beta häufiger auf und nehmen in der Regel mit Fortsetzung der Injektionen ab.
Bei subkutaner Injektion kann es zu Hautreaktionen und Entzündungen an der Einstichstelle kommen. Bereits vorhandene depressive Verstimmungen können verstärkt werden. Möglich sind auch Neutropenien, Thrombopenien und Erhöhung der Transaminasen, gelegentlich Lymphopenien.

Wissenswertes:

Beta-Interferone können bereits bei hohem Verdacht auf MS und nach dem ersten Schub eingesetzt werden. Studienergebnisse legen nahe, sie möglichst früh im Krankheitsverlauf einzusetzen.
Unter einer Therapie mit Interferon-beta können sich persistierende neutralisierende Antikörper gegen das Medikament entwickeln, die mit einem Verlust an Wirksamkeit assoziiert sein können.

Letzte Änderung: 21.01.2021