Interferon-beta 1a

Wirkstoff:

Beta-Interferone sind Botenstoffe, die natürlich im Körper vorkommen und auf verschiedene Weise regulierend ins Immunsystem eingreifen. Für therapeutische Zwecke wird IFN-beta 1a biotechnologisch hergestellt. IFN-beta 1a unterscheidet sich von IFN-beta 1b durch Zuckerreste, die ihm – wie bei der natürlichen Substanz – anhaften.

Peginterferon-beta 1a zeichnet sich durch die sogenannte PEGylierung aus – eine chemische Verbindung mit Polyethylenglykol (PEG), die dazu führt, dass der Wirkstoff eine Art „Schutzhülle“ erhält und somit länger im Körper verbleiben kann.

Handelsname:

Avonex®, Rebif®, Plegridy® (Peginterferon beta-1a)

Indikation:

RMS, milde/moderate Erkrankung

IFN-beta 1a ist sowohl für Patienten mit einer schubförmigen MS, als auch für solche mit einem sog. klinisch isolierten Syndrom (CIS) und einem hohen Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln, zugelassen. Bei der RRMS wird es für die milde/moderate Verlaufsform empfohlen.

Avonex® und Rebif® sind für die schubförmig-remittierende MS und bei einmaligen demyelinisierenden Ereignissen mit aktivem entzündlichem Prozess (CIS) zugelassen.

Plegridy® ist nur für Patienten mit schubförmig-remittierender MS zugelassen.

Zulassung:

  • 1997 Avonex
  • 1998 Rebif
  • 2014 Plegridy

Wirksamkeitskategorie:

1

Verabreichungsform:

Injektion, intramuskulär, subkutan

Avonex® wird einmal wöchentlich in einer Dosierung von 30 µg in den Muskel gespritzt (intramuskulär, i. m.).

Rebif® wird dreimal wöchentlich in einer Dosierung von 22 µg bzw. 44 µg unter die Haut (subkutan, s. c.) injiziert.

Plegridy® wird ebenfalls unter die Haut gespritzt, hier sieht das Dosierungsschema eine Verabreichung von 125 µg alle zwei Wochen vor, da Plegridy® im Vergleich zu den anderen beiden Präparaten eine verlängerte Halbwertzeit hat und der Wirkstoff länger im Körper verbleibt.

Alle drei Präparate kann sich der Patient nach entsprechender Schulung selbst injizieren.

Wirkweise:

Beta-Interferone greifen modulierend ins (fehlgesteuerte) Immunsystem ein. Sie tragen zum Schließen der Blut-Hirn-Schranke bei und hemmen Entzündungsprozesse.

Nicht geeignet bei/für:

Kinder unter 16 Jahren (Avonex®), Kinder unter 2 Jahren (Rebif®), unter 18-Jährige (Plegridy®), Schwangerschaft, Stillzeit, Überempfindlichkeit gegenüber rekombinanten Beta-Interferonen. Vorsicht ist geboten bei schwerer Depression, nicht kontrollierter Epilepsie, schweren Leber-, Nieren- und Herzerkrankungen.

Nebenwirkungen:

Am häufigsten sind grippeartige Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Diese Beschwerden treten zu Beginn der Therapie mit Interferon-beta häufiger auf und nehmen in der Regel mit Fortsetzung der Injektionen ab.
Bei subkutaner Injektion kann es zu Hautreaktionen und Entzündungen an der Einstichstelle kommen. Bereits vorhandene depressive Verstimmungen können verstärkt werden. Möglich sind auch Neutropenien, Thrombopenien und Erhöhung der Transaminasen, gelegentlich Lymphopenien.

Wissenswertes:

Beta-Interferone können bereits bei hohem Verdacht auf MS und nach dem ersten Schub eingesetzt werden. Studienergebnisse legen nahe, sie möglichst früh im Krankheitsverlauf einzusetzen.
Unter einer Therapie mit Interferon-beta können sich persistierende neutralisierende Antikörper gegen das Medikament entwickeln, die mit einem Verlust an Wirksamkeit assoziiert sein können.

Letzte Änderung: 21.01.2021