Schluckstörungen

Symptombeschreibung:

Die neurogene Schluckstörung betrifft überwiegend die in der Mundhöhle (orale) und/oder im Rachenraum (pharyngeale) stattfindende Phase des Schluckakts.

Das Schlucken von fester Nahrung und Flüssigkeit ist ein hochkomplexer Vorgang, an dem 25 Muskeln beteiligt sind. MS-Herde im ZNS können einzelne oder mehrere Phasen des komplizierten Schluckablaufs stören. Dies äußert sich zum Beispiel in wiederkehrendem Husten- und Erstickungsfällen während des Essens und Trinkens, im Zurückfließen von Nahrung in die Nase, vermehrtem Speichelfluss, einer feuchten „gurgelnden“ Stimme nach dem Essen oder einem Fremdkörpergefühl nach dem Schlucken.

Schluckstörungen führen zu Mangelernährung und verringertem Flüssigkeitsgehalt des Körpers. Sie bergen das Risiko von Lungenentzündungen, da wiederholt – eventuell unbemerkt – Essen, Flüssigkeit und Speichel in die Lunge gelangen können. Schluckstörungen bedeuten einen erheblichen Verlust an Lebensqualität.

Ziel der Therapie:

Verbesserung der Schluckfunktion, regelmäßige, ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Vermeidung des Verschluckens von Nahrung in die Lunge und dadurch bedingter Lungenentzündung. Verbesserung der Lebensqualität. Bei Schluckstörungen werden vor allem nicht-medikamentöse Maßnahmen genutzt.

Nicht-medikamentöse Therapie:

Schluckstörungen können in unterschiedlichsten Formen auftreten und bedürfen einer genauen Diagnose. Zur Therapie kommen aktive Übungen und passive Methoden wie Funktionstraining von Zunge und Lippen, Stimulationen von Mund und Zunge, Kältereiz zur Auslösung des Schluckreflexes, Stimm-, Sprech- und Atemübungen zum Einsatz. Außerdem sind geeignete Hilfsmittel wie z.B. Besteck und Trinkgefäße und die Aufnahme der Nahrung in der am besten zu schluckenden Form (z. B. Brei) wesentliche Bestandteile der Schlucktherapie. Gezielte Verhaltensmaßnahmen wie zum Beispiel aufrechte Sitzposition und Kopfhaltung, gezieltes Schlucken mit Nachräuspern und Nachschlucken können die Therapie ergänzen.

Erst in schweren Fällen, bei Mangelernährung und wenn immer wieder Nahrung in die Lunge gerät, muss eine kleine Magensonde (PEG) durch die Bauchdecke angelegt werden. Dies geschieht im Rahmen einer Magenspiegelung mit örtlicher Betäubung. Wichtig: Die PEG (perkutane endoskopische Gastrotomie) muss nicht endgültig sein! Sie kann schnell wieder entfernt werden, wenn sich die Schluckstörung bessert.

Medikamentöse Therapie:

Bei nicht ausreichender Wirkung nicht-medikamentöser Therapien kann eine Elektrostimulation der Rachenmuskulatur erwogen werden. In schweren Fällen kann auch ein Versuch mit der Injektion von Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen unternommen werden.

Letzte Änderung: 21.01.2021