Symptombeschreibung:
Schmerzen und Sensibilitätsstörungen sind ein häufiges Symptom der MS. Bis zu 80 % der MS-Kranken leiden im Laufe ihrer Erkrankung unter Schmerzen, mehr als 20 % bereits im frühen Krankheitsverlauf. Die Bandbreite der Ursachen und der individuellen Schmerzwahrnehmung, aber auch der Behandlungsmöglichkeiten ist groß.
Grundsätzlich wird bei MS zwischen zwei Schmerzformen unterschieden: MS-bedingte (neuropathische) und nicht-MS-bedingte (nozizeptive) Schmerzen.
- Neuropathische Schmerzen sind direkte Folge der MS. Sie entstehen aufgrund von Entzündungen und Schädigungen im Zentralen Nervensystem und können entweder anfallsartig auftreten oder als dauerhafte, chronische Missempfindungen (z.B. Trigeminusneuralgie, Lhermitte-Zeichen, schmerzhafte Missempfindungen oder sogenannte pseudoradikuläre Schmerzen).
- Nozizeptive Schmerzen werden durch Begleitsymptome, Komplikationen der MS, schlecht angepasste Hilfsmittel oder Medikamente verursacht. (z.B. schmerzhafte Spastik, Verkürzung von Muskeln, Sehnen und Bändern, Fehlbelastung, Kopfschmerzen, Schmerzen durch MS-Medikamente).
Ziel der Therapie:
Linderung der Schmerzen bzw. unangenehmen Gefühlsempfindungen, um die Lebensqualität zu steigern. Förderung der Selbständigkeit und der persönlichen Mobilität, Erhalt bzw. Verbesserung der sozialen Einbindung. Je nach Ursache der Schmerzen kommen unterschiedliche medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen zum Einsatz. Deshalb ist die genaue Kenntnis der Schmerzursache wichtig.
Nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapie:
Paroxysmale (anfallsartige) Schmerzen und chronische schmerzhafte Missempfindungen sprechen in der Regel gut auf Antiepileptika an. Bei Gelenk-, Muskel- und Wirbelsäulenschmerzen sollten bevorzugt physiotherapeutische Maßnahmen eingesetzt werden, unterstützt von entzündungshemmenden Medikamenten. Die Nebenwirkungen einer Interferon-Therapie (z.B. grippeartige Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle von Injektionen) können oftmals gut durch Ibuprofen, Kühlung oder Injektomat behoben werden. Schlecht angepasste Hilfsmittel müssen geändert werden.
Multimodale Therapie:
Bei der multimodalen Behandlung werden unterschiedliche Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegungs- und Trainingstherapie, Sprechtherapie, kognitive und psychologische Therapie, Entspannungstherapien, Techniken zur Krankheitsbewältigung, aktivierende therapeutische Pflege zur Förderung von Alltagskompetenzen, Schulung- und Information etc. gleichzeitig durchgeführt. Eine multimodale Behandlung wird in der Regel stationär durchgeführt, z.B. im Rahmen einer Rehabilitation oder in einer Schmerzklinik mit neurologischem Schwerpunkt.
Letzte Änderung: 21.01.2021