Symptombeschreibung:
Epileptische Anfälle sind bei der MS mit 3 % nicht sehr häufig, kommen bei MS-Erkrankten aber etwas häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Epileptische Anfälle entstehen, wenn sich rhythmisch und gleichzeitig eine größere Gruppe von Nervenzellen im Gehirn entlädt. Die Anfälle können in jedem Krankheitsstadium auftreten, können Erstsymptom oder Ausdruck eines Schubs sein.
Die Ausprägung der Anfälle ist sehr unterschiedlich. Sie reicht vom Dämmerzustand über Zuckungen einer Gesichtshälfte bis hin zum großen, generalisierten Anfall. Dabei verlieren die Betroffenen schlagartig das Bewusstsein, verkrampfen, zucken, stürzen, beißen sich auf die Zunge und verlieren unbewusst Urin. Die Verletzungsgefahr ist bei einem solchen Anfall, der meist nach wenigen Minuten von allein endet, sehr groß.
Ziel der Therapie:
Möglichst vollständige Anfallsfreiheit. Epileptische Anfälle werden medikamentös behandelt, bestimmte Verhaltensregeln sollten beachtet werden.
Vorbeugende Verhaltensmaßnahmen:
Auch wenn für die Mehrzahl epileptischer Anfälle kein eindeutiger Auslöser benannt werden kann, gibt es doch typische Situationen. Betroffene sollten darauf achten, regelmäßig ausreichend zu schlafen, also Einschlaf- und Aufwachzeiten möglichst nicht verändern. Gemieden werden sollten Flackerlicht (zum Beispiel in Diskotheken) und zu rasches Atmen (zum Beispiel nach großen körperlichen Anstrengungen). Alkohol in größeren Mengen ist grundsätzlich schädlich.
Darüber hinaus sollten sich Betroffene nicht in Situationen bringen, die bei einem Anfall schwere Verletzungen oder Gefahren bergen. Dazu zählen zum Beispiel Auto fahren, Schwimmen in Gewässern ohne Aufsicht, Klettertouren im Gebirge, Arbeiten an gefährlichen Maschinen oder auf Leitern.
Medikamentöse Therapie:
Epileptische Anfälle werden mit wirksamen und gut verträglichen Antiepileptika (Antikonvulsiva) behandelt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat dafür umfangreiche Leitlinien erarbeitet. Eine antiepileptische Behandlung muss konsequent über Jahre eingehalten und vom Neurologen kontrolliert werden.
Zu den Wirkstoffen zählen: Carbamazepin, Valproinsäure, Gabapentin, Lamotrigin, Levetiracetam, Oxcarbazepin und Topiramat. Alle Antiepileptika greifen in das Zentralnervensystem (ZNS) ein. Sie hemmen die Erregbarkeit der Nervenzellen oder die Erregungsweiterleitung. Der genaue Wirkmechanismus ist bei den einzelnen Antiepileptika unterschiedlich.
Wichtig:
Eine antiepileptische Behandlung ist eine Langzeittherapie. Sie darf nur nach Rücksprache mit dem Neurologen beendet werden.
Das Führen eines Kraftfahrzeugs ist, solange Anfälle auftreten, zur eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer nicht erlaubt. Bei länger beobachteter Anfallsfreiheit kann es – in Abhängigkeit von auslösenden Situationen, Häufigkeit und Art der Anfälle – wieder gestattet werden.
Letzte Änderung: 21.01.2021