Symptombeschreibung:
Ataxie, das gestörte Zusammenspiel von Muskeln, und Tremor, unkontrolliertes Zittern vor allem von Armen und Kopf, schränken feinmotorische, zielgerichtete Bewegungen ein und können Alltagsfähigkeiten wie Greifen, Halten, Schreiben, An- und Ausziehen etc. erheblich erschweren. Betrifft die Ataxie die Beine, wird der Gang unsicher und breitbeinig. Sturz- und Stolpergefahr sind erhöht.
Im Verlauf einer MS treten bei bis zu 80 % der Erkrankten ataktische Symptome auf. Ihre Ausprägung kann stark variieren, hängt u.a. von der Belastbarkeit, Anspannung und Tagesform ab. Schmerzen, Erschöpfung, Stress, Aufregung, Angst können die Symptome verstärken.
Ziel der Therapie:
Verbesserung von Alltagsfähigkeiten sowie Erhalt der Gang- und Standsicherheit. Es werden insbesondere nicht-medikamentöse Maßnahmen (Physio- und Ergotherapie) angewendet.
Nicht-medikamentöse Therapie:
Basis der Behandlung bilden Physio- und Ergotherapie mit Schwerpunkt auf Förderung der Koordination mit gezieltem alltagsnahem Greifen und koordinativem Gangtraining / Aufstehen, Abbau von schädlichen Kompensationsmechanismen, Rumpfstabilisierung, Sensibilitätsschulung, Erarbeitung koordinierter Bewegungsabläufe und adäquater Hilfsmittelversorgung.
Entspannungstechniken wie zum Beispiel Autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson können die Physio- und Ergotherapie unterstützen. Kälte- und Eisbäder können manchmal die Ataxie eines Armes für 30–60 Minuten verbessern: hilfreich etwa vor dem Einnehmen einer Mahlzeit oder dem Leisten einer Unterschrift.
Medikamentöse Therapie:
Medikamente haben auf die Ataxie keinen nennenswerten Effekt und helfen selten bei Tremor. In der erforderlichen Dosis rufen sie oft viele Nebenwirkungen hervor.
Invasive Therapie:
Bei erheblichem Tremor bleibt als letzte Möglichkeit die stereotaktische Operation mit Stimulation der Stammganglien an spezialisierten Zentren: Eine sehr dünne Sonde wird in einem bestimmten Gehirnareal (Thalamus) platziert, gleichzeitig ein Schrittmacher am Schlüsselbein unter der Haut eingesetzt und mit der Sonde verbunden. Vom Schrittmacher aus kann über die Sonde ein sehr schwacher elektrischer Strom verabreicht werden, der das Zittern verringert oder unterbindet. Die Einstellung des Schrittmachers lässt sich von außen ohne Operation verändern.
Letzte Änderung: 21.01.2021