Symptombeschreibung:
Die erhöhte Erschöpfbarkeit (Fatigue) ist das häufigste unsichtbare Symptom der MS, das von den Betroffenen als abnorme Müdigkeit und Energiemangel erlebt wird. Fatigue unterscheidet sich deutlich von der Müdigkeit oder Erschöpfung, wie sie gesunde Menschen erleben. Die Fatigue kann entweder dauerhaft vorhanden sein oder sich im Tagesverlauf entwickeln, eine mentale und/oder körperliche Komponente aufweisen.
Wärme verstärkt oft die Fatigue. Die Fatigue kann frühzeitig im Krankheitsverlauf oder als isoliertes Symptom eines Schubes auftreten und ist unabhängig von körperlichen Einschränkungen.
Die Fatigue hat somatisch-physische, kognitive und psychosoziale Aspekte und führt zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag und Beruf. Fatigue ist eine wesentliche Ursache für vorzeitige Erwerbsunfähigkeit.
Ziel der Therapie:
Verringerung der Fatigue, Verbesserung des Umgangs mit der Fatigue, Linderung des Leidensdrucks, Bewältigung von Alltagsanforderungen sowie möglichst langfristiger Erhalt der beruflichen Leistungsfähigkeit, ggf. auch teilweise. Es stehen vor allem nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung, für die Wirksamkeit medikamentöser Therapien gibt es keine hinreichenden empirischen Nachweise.
Nicht-medikamentöse Therapie:
Zu den nicht-medikamentösen Therapiemaßnahmen der Fatigue gehören die Aufklärung der MS-Erkrankten und ihrer Angehörigen über das Symptom, die Vermittlung von Energiemanagement-Strategien mit Planung der körperlichen und geistigen Tagesaktivitäten und regelmäßigen Ruhepausen, kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining, ggf. ein Aufmerksamkeitstraining und körperliches Ausdauertraining wie Nordic Walking, Laufen oder Fahrradergometer-Training, aber auch Gerätetraining zur Stärkung der Muskulatur. Die Senkung der Körpertemperatur durch Kühlelemente, kalte Bäder oder Klimatisierung kann selbständig durchgeführt werden und zu einer vorübergehenden Verbesserung der Fatigue führen.
Andere, zu erhöhter Müdigkeit führende Ursachen müssen ausgeschlossen und/oder behandelt werden. Dazu zählen Nebenwirkungen von Medikamenten, akute Infektionen, Depressionen, Schlafstörungen und Begleiterkrankungen.
Medikamentöse Therapie:
Medikamente helfen bei Fatigue selten. Im Einzelfall kann ein Therapieversuch mit Amantadin oder Modafinil erwogen werden.
Letzte Änderung: 21.01.2021