Ob am Meer, in den Bergen oder direkt vor der Haustür in Wald und Feld – Wandern bietet nachhaltige Entspannung bei meist moderater Anstrengung. Die positiven gesundheitlichen Effekte sind auch für MS-Erkrankte ein guter Grund, die Wanderstiefel zu schnüren. Wandern stärkt das Immunsystem, stabilisiert den Kreislauf, reguliert den Stoffwechsel und aktiviert sämtliche Muskelgruppen. Die Bewegung draußen in schöner Umgebung ist zudem Balsam für die Seele und hat einen positiven Einfluss auf Fatigue und depressive Verstimmungen. Für Menschen mit MS kann Wandern auch der ideale Sport sein, um Gemeinschaft zu erleben. In der Wandergruppe zählt die gegenseitige Unterstützung. Steigungen und Längen der Strecke sowie das Tempo können je nach Zusammensetzung der Gruppe individuell angepasst werden.
Planung verhindert Überforderung
Ein paar Dinge sollten Sie beachten: Planen Sie Ihre Route sorgfältig und wägen Sie im Vorhinein ab, was Sie sich zutrauen. Manchmal ist es sinnvoll, Strecken bewusst so zu wählen, dass für den Rückweg eventuell eine Seilbahn oder ein Bus zur Verfügung stehen. Denken Sie daran, ausreichend Pausen einzuplanen und sprechen Sie vorher mit Ihren Mitwanderern, falls Ihre MS-Symptomatik Auswirkungen auf die Wanderung haben könnte. Ein gut gepackter Rucksack kann der „Freund in der Not“ sein – denken Sie an ausreichend Getränke, Verbandszeug und gegebenenfalls an Kühlelemente, Notfallmedikamente etc. Und, haben Sie keine Scheu, sich mit Hilfsmitteln auszustatten: Lieber die Trekking-Stöcke oder Fußhebersysteme verwenden, als frustriert daheim oder im Hotel zu bleiben.
Trekking – Wandern mit Gepäck
Erfolgt das Wandern über mehrere Tage mit Gepäck abseits markierter Routen, spricht man in der Regel vom Trekking. Diese Form des Extremwanderns beinhaltet häufig auch Übernachtungen im Freien in Zelten und ein hohes Gewicht auf dem Rücken. Es spricht nichts dagegen, dass MS-Erkrankte, die vor ihrer Diagnose diese Art des Reisens bevorzugt haben, das auch weiterhin tun können. Allerdings sollten Menschen, die vom Uhthoff-Phänomen betroffen sind, beim Trekking in heißen Ländern besonders umsichtig sein. Informieren Sie sich vor einer geplanten Trekking- Tour über Höhenprofil, Wegbeschaffenheit und ausreichend Pausenmöglichkeiten. Längere Strecken sollten Sie immer in Begleitung gehen. Empfehlenswert in diesem Zusammenhang sind organisierte Reisen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap eingehen.
Uhthoff-Phänomen
Das Uhthoff-Phänomen bezeichnet die vorübergehende Verschlechterung neurologischer MS-Symptome bei einer Erhöhung der Körpertemperatur, etwa durch sportliches Training oder hohe Außentemperaturen. Wer davon betroffen ist, fühlt sich plötzlich geschwächt, Lähmungserscheinungen, Spastik und Sehstörungen können zunehmen. Hier hilft ein Absenken der Temperatur, zum Beispiel eine kühle Dusche oder spezielle Kühlelemente. Das Uhthoff-Phänomen ist kein Schub und schädigt nicht das Nervensystem.
Motorische Fatigue
Die motorische Fatigue ist ein rein muskuläres Phänomen bei langer Anstrengung: Durch die MS-bedingten Veränderungen im Zentralen Nervensystem verschlechtert sich die Reizweiterleitung. Das kann dazu führen, dass sich Symptome kurzzeitig verstärken, zum Beispiel, dass ein Bein mehr schleift. Dann reichen oft bereits zwei bis drei Minuten Pause, um sich etwas zu erholen. Der motorischen Fatigue kann entgegengewirkt werden: Je öfter Sie sich einer bestimmten Anstrengung aussetzen, desto weniger tritt sie auf. Wichtig zu wissen: Sowohl beim Uhthoff-Phänomen als auch bei der motorischen Fatigue bilden sich alle Symptome nach Ruhe zurück. Haben Sie deshalb keine Angst vor Überforderung!
Letzte Änderung: 25.01.2018