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Offene Fragen nach dem virtuellen Welt MS Tag - Teil 2

Viele Teilnehmer, viele Kanäle: Auch ein paar medizinische Fragen zur Multiplen Sklerose waren nach dem virtuellen Welt MS Tag der AMSEL noch offen. Hier die Antworten von Prof. Peter Flachenecker für alle zum Nachlesen.

Ob Vitamin D, Kernspin oder Trigeminusneuralgie: Die Teilnehmer hatten während des virtuellen Welt MS Tages der AMSEL Ende Mai auch Fragen auf Instagram. Die Antworten dazu hier und für alle Interessierten:

 

1.       Wie sinnvoll ist eine Therapie mit hochdosiertem Vitamin D und B12 anstatt einer Basistherapie?

Wie Herr Dr. Pöhlau in seinem Vortrag gesagt hatte, ist die hochdosierte Vitamin-Substitution kein Ersatz für eine Immuntherapie und nicht zu empfehlen. Vitamin D sollte in den üblichen Dosierungen, d.h. 1000 – 4000 Einheiten pro Tag bzw. 20.000 Einheiten einmal pro Woche substituiert werden, vor allem in den Wintermonaten, wenn die Sonneneinstrahlung nicht ausreichend ist. Höhere Dosierungen, wie sie z. B. im Coimbra-Protokoll vewandt werden, sind nicht zu empfehlen, da sie gefährliche Überdosierungen verursachen können. Gerade ist wieder ein Fall einer heftigen Nierenschädigung beschrieben worden. Gleiches gilt für Vitamin B12. Wenn ein Mangel vorhanden ist, sollte er substituiert werden.

2.       Gibt es erfolgreiche Alternativen zu Medikamenten der Schulmedizin?

Die sog. „Schulmedizin“ ist eine wissenschaftlich orientierte Medizin, deren Behandlungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Es gibt eine Vielzahl von Verfahren, die zusätzlich (komplementär) oder anstelle (alternativ) der wissenschaftlich orienterten Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt werden. Naturgemäß gibt es hierzu keine wissenschaftlichen Untersuchungen, und deshalb sind sie allenfalls als Ergänzung, auf keinen Fall aber als gleichwertiger Ersatz zu sehen.

3.       Wie oft kann ich die Therapie wechseln und wer entscheidet?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten und muss immer im Einzelfall entschieden werden. Das Ziel der Immuntherapie ist es, „Freiheit von Krankheitsaktivität“ zu erzielen, d. h. es sollen keine Schübe mehr auftreten, in der MRT sollen keine neuen Herde sichtbar sein, und es soll keine Zunahme der Behinderung eintreten. Wenn das mit der derzeitigen Therapie nicht zu erreichen ist, sollte ein Wechsel zumindest überlegt werden. Idealerweise entscheiden Patient und Arzt gemeinsam darüber.

4.     Können Herde im Kopf auch wieder zurückgehen?

Im Prinzip ja, in der Regel werden sie aber bleiben. Das Ziel der Immuntherapie ist es, dass keine weiteren Herde entstehen.

5.     Trigeminusneuralgieschmerzen werden trotz aller Tabletten nicht besser – was kann man noch tun?

Wenn alle verfügbaren Medikamente bis zur Höchstdosis gegeben worden sind und nicht wirken (bzw. intolerable Nebenwirkungen haben), kann der Trigeminusnerv im Rahmen einer Operation „verkocht“ werden (Thermokoagulation).

6.     Mit welcher Basistherapie sollte man aktuell beginnen, wenn man einen moderaten Verlauf hat?

Zu den empfohlenen Medikamenten für den milden bis moderaten Verlauf gehören alle Interferone, Glatiramerazetat, Teriflunomid und Dimethylfumarat. Die Auswahl richtet sich nach Begleiterkrankungen, aber auch nach den Präferenzen des Patienten.

Redaktion: AMSEL e.V., 26.06.2020