Die Welt MS Tag-Woche in Baden-Württemberg

Mit weit über 1000 Besuchern auf elf Veranstaltungen ging am Wochenende die Welt MS Tag Woche im Ländle zu Ende. Das Ziel aller Veranstaltungen: aufklären über Multiple Sklerose. Hier ein Rückblick und – last, not least – die Bildergalerie und Kurzvideos mit Impressionen des großen Tages.

So viel Action war selten geboten zum Welt Multiple Sklerose Tag in Baden-Württemberg. Ob Ausstellung, Comedy, Erklärvideo, Flashmob, Fragerunde, Fühlstraße, Kurzfilm, Vortrag oder Workshop – die Welt MS Tag-Woche 2017 war prall gefüllt mit Angeboten und lockte so trotz bestem Freibadwetter viele Menschen an. Und das verteilt im ganzen Land.

Fotostrecke

Der 9. Welt MS Tag lud zu Infotainment mit dem virtuellen Gehirn, Musik und Comedy nach Stuttgart.

Olaf, 53 Jahre, besuchte zum Beispiel den Welt MS Tag im Hospitalhof in Stuttgart, weil seine Schwester an MS erkrankt ist. Er möchte "einfach wissen, ob es wieder was Neues gibt an Therapien.“ Gleich fünf Reihen im Saal nehmen angehende Physiotherapeuten ein. “Das ist ein Krankheitsbild, das uns als Berufsgruppe in großem Maße betrifft,“ sagt zum Beispiel Simon: "MS ist ein recht komplexes Krankheitsbild, es lohnt sich, den Prozess zu verstehen, um eine gute Behandlung konzipieren zu können.“ Mana hingegen ist da, weil sie selbst betroffen ist, und zwar erst seit Januar. Die 29-Jährige hat durch einen Flyer, der bei ihrem Neurologen auslag, vom Welt MS Tag erfahren.

Das Virtuelle Gehirn begeisterte alle, ob Zuschauer oder Referent. Mit diesem digitalen Werkzeug lässt sich das menschliche Gehirn im Ganzen wie im Detail erklären. Das 3-D Modell lässt sich drehen und wenden, zerlegen und wieder zusammensetzen. Außerdem erklären Animationen und Schaubilder betroffene Körperregionen außerhalb des Gehirns, zum Beispiel die Blase aber auch das Auge. “Dadurch, dass es in 3D ist, ist es sehr anschaulich“, meint zum Beispiel Olaf nach dem Vortrag im Hospitalhof mit Prof. Peter Flachenecker. Und Mana sagt: „Die Animationen haben mir am besten gefallen. Als das Axon angegriffen wurde - das habe ich erst jetzt richtig verstanden.“ Einem Zuschauer des Virtuellen Gehirns bei der Veranstaltung in Dietenbronn hat zum Beispiel besonders gefallen, „dass auf Fragen eingegangen wurde." Wieder ein anderer aus Langensteinbach erklärte: „Sehr interessant, das Gehirn mal von innen zu sehen. Besonders die Zusammenhänge mit dem Sehnerv.“

Neben der Stuttgarter Veranstaltung am eigentlichen Welt MS Tag, dem 31.05.2017, veranstaltete der AMSEL Landesverband nämlich noch an weiteren vier Orten einen Welt MS Tag. Im SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach gab es neben dem Vortrag zum Virtuellen Gehirn mit Dr. Anca Rightmire zum Beispiel einen Vortrag mit Dr. Michael Fritz zum Thema Schmerzen und einen weiteren Vortrag zu aktuellen Behandlungen der Multiplen Sklerose.

Zum Tag der offenen Tür im Haus Antonius in Donaueschingen kamen knapp 300 Leute. Hier lockten neben dem Vortrag zum virtuellen Gehirn ein Vortrag über Inkontinenz sowie Infostände, etwa über PKW-Einladehilfen, das Publikum an. Außerdem wurde gegrillt, neue Kontakte geknüpft und alte Kontakte gepflegt. Das Haus Antonius bietet neben Pflege, Physiotherapie und Fahrdiensten sowohl älteren wie jüngeren MS-Betroffenen ein geeignetes Zuhause. 43 Lenze zählt der jüngste, 82 der älteste Mitbewohner. Ein ganzer Bericht dazu findet sich auf der Seite der AMSEL Regionalgruppe Schwarzwald-Baar-Kreis.

Der Welt MS Tag in der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn begann mit einem Get-Together. Infostände der beteiligten AMSEL-Gruppen, eine Ausstellung mit Phil Hube-Cartoons sowie natürlich das Virtuelle Gehirn waren hier die Hauptattraktionen.

Auch im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof Bad Wildbad konnte das Virtuelle Gehirn beim Publikum punkten. Darüber hinaus gab es die AMSEL-Erklärfilme über Multiple Sklerose zu sehen. Die Ausstellung "Geschichte der MS" hielt Rückschau in vergangene Jahrhunderte und zeigte damit umso mehr, wie weit die MS-Forschung inzwischen vorangeschritten ist, auch wenn sich Multiple Sklerose bis heute nicht heilen lässt. Weiteres Highlight im Quellenhof: ein ganzer Fuhrpark aus allerlei Zwei- und Dreirädern sowie Rollstuhlzuggeräten. zum Ausprobieren.

In Biberach gab es um den Welt MS Tag herum gleich drei Attraktionen: eine Ausstellung mit Phil Hube Cartoons sowie eine Signier-Stunde mit dem Cartoonisten. Dazu noch ein Vortrag - natürlich mit dem Virtuellen Gehirn. In Tübingen wie in Reutlingen wurde anlässlich des Welt MS Tages der Film „Kleine graue Wolke“ gezeigt.

Geradezu Vorbildcharakter hat eine Initiative von SAP-Mitarbeitern in Walldorf. Sie organisierten in der Mittagspause einen Infostand im Foyer ihres Unternehmens. Gemeinsam mit Monika Karl von der AMSEL-Regionalstelle Heidelberg erklärten sie interessierten Mitarbeitern, was Multiple Sklerose ist. Und wer mochte, konnte sogar nachempfinden, was MS bedeuten kann. Mit vor Ort war nämlich die sogenannte „Fühlstraße“: das sind verschiedene Brillen, die demonstrieren, wie es ist wenn man verschwommen sieht. Aber auch ein Set aus Winterhandschuhen und einer Knopfleiste. Damit lässt sich besonders gut auch für Gesunde nachempfinden, wie es ist, wenn einen Taubheitsgefühle in den Händen daran hindern, einen Knopf durchs Knopfloch zu führen oder eine Schleife zu binden. Die AMSEL dankt an dieser Stelle der Firma SAP für die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter über MS aufklären zu dürfen.

Und wie ging es weiter in Stuttgart im Hospitalhof?

Nach Professor Peter Flachenecker Vortrag mit dem virtuellen Gehirn aktivierte Comedian Peter Jagusch die Lachmuskeln. setzte das Thema "Lebensqualität" mit einem Mix aus Sprachcomedy und gekonnter Jonglage um, und traf damit - um im Bild zu bleiben - den Nerv bei seinem Publikum. AMSEL-Geschäftsführer Götz Zipser rief spontan zu einem Flashmob auf. Und so schüttelten eine ganze Menge Leute ihre Glieder zu "Happy" von Pharrell Williams auf der Bühne wie davor.

Querfeldein

Ganz andere Unterhaltung bot die Stuttgart-Premiere von "Querfeldein". In dem mit Unterstützung der AMSEL produzierten Kurzfilm von Regisseur Marco Baumhof geht es um Schwierigkeiten einer Partnerschaft mit MS. In knapp 10 Minuten zeigt der Film in unter die Haut gehenden Bildern und Dialogen, dass nicht nur der Betroffene, sondern auch seine Angehörigen von der Diagnose mitbetroffen sind, gleichermaßen Gefühlschaos erleben und Hürden überwinden müssen.

Das sahen auch die Teilnehmer so, die sich und ihre Situation in dem Film wiederfanden. Das Bonbon: Regisseur Marco Baumhof war anwesend und erklärte bei der anschließenden Podiumsdiskussion, dass sehr viel persönliches Erleben Beweggrund für den Film gewesen sei. Einig waren sich die Teilnehmer der Runde, dass der Film starke Emotionen zeigt.

Mancher erkannte sich in dem Film wider: "Nach der Diagnose stößt man den Partner weg. Es ist schön, dass mein Partner das nicht zugelassen hat", so eine Zuschauerin später. Auch nach Ende der offiziellen Fragerunde gab es intensive Gespräche zwischen dem gebürtigen Frankfurter, der an der Filmakademie in Baden-Württemberg Filmschnitt studiert hat, und den Teilnehmern des Welt MS Tages.

Übersicht über die Welt MS Tag-Aktionen 2017

  • 25. Mai 2017: Tag der offenen Tür im Haus Antonius Donaueschingen
  • 29. Mai 2017: Welt MS Tag im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof Bad Wildbad
  • 30. Mai 2017: Welt MS Tag in der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn
  • 31. Mai 2017: Welt MS Tag im Hospitalhof in Stuttgart
  • 2. Juni 2017: Welt MS Tag im SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach
  • ab 22.05.2017 Ausstellung im Rathaus Biberach
  • 24.05.2017 Signierstunde und Vortrag mit Cartoonist Phil Hubbe Biberach
  • 28.05.2017 Matinee "Kleine graue Wolke" Tübingen
  • 31.05.2017 Infotisch bei SAP in der Mittagspause Walldorf
  • 31.05.2017 Vortrag "Virtuelles Gehirn" Biberach
  • 31.05.2017 Programmkino Kinovorführung "Kleine graue Wolke" Reutlingen

Hinweis: Ihre Welt MS Tag Aktion haben wir hier nicht berücksichtigt? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns Ihren Bericht zusenden!

AMSEL e.V. dankt der DAK für die Unterstützung des Welt MS Tages.

Redaktion: AMSEL e.V., 06.06.2017