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Interferone: Begrenzter Vorteil frühzeitiger Behandlung?

07.08.07 - Die absolute Risikominderung durch eine Interferonbehandlung beim ersten MS-typischen Anzeichen hält sich Lancet-Autoren nach in Grenzen.

Die frühzeitige Behandlung mit Interferon beta 1b nach dem ersten MS-typischen Verdacht und noch vor einer möglichen späteren Diagnosestellung vermag das Fortschreiten der Multiplen Sklerose hinauszuzögern, wie eine Nachbeobachtungsstudie mit den Teilnehmern der sogenannten BENEFIT-Studie zeigte (wir haben berichtet). Der Vorteil gegenüber einem späteren Therapiebeginn war nach Meinung von Autoren des Lancet jedoch gering.

Die zweijährige randomisierte Plazebostudie BENEFIT hatte einen Vorteil gezeigt, wobei allerdings sechs Patienten behandelt werden mussten, um bei einem Patienten eine Entwicklung zur klinisch gesicherten MS zu verhindern. Ähnliche Ergebnisse brachte die CHAMPS-Studie für das Konkurrenzpräparat mit Interferon beta-1a.

In einer Nachbeobachtungsstudie entschieden sich die meisten Patienten für eine Interferontherapie. Die Analyse drei Jahre nach der zufälligen Aufteilung in Plazebo- und Wirkstoffgruppe ergab, dass eine frühzeitige Behandlung das Risiko einer fortschreitenden Behinderung verringerte. Eine gesicherte MS entwickelten 51 Prozent der Patienten aus der spät behandelten Gruppe, wohingegen lediglich 37 Prozent der Patienten aus der von Anfang an behandelten Gruppe dieses Stadium nach drei Jahren erreichten. Die relative Risikominderung liegt demnach bei signifikanten 41 Prozent. Absolut betrachtet beträgt die Risikominderung jedoch nur 14 Prozent.

Messungen über das Fortschreiten der Behinderungen nach der EDSS-Skala (expanded disability status scale), ergaben eine absolute Risikominderung von nur 8 Prozent, also 12 zu behandelnde Patienten, um bei einem Patienten eine geringfügige klinische Verschlechterung zu verhindern.

Sean Pittock von der Mayo Clinic in Rochester verweist im Lancet darauf, dass bei Patienten mit geringen klinischen Zeichen oder Symptomen oder bei solchen mit weniger als 9 Läsionen in der Kernspintomographie keine signifikanten Vorteile einer frühzeitigen Therapie erkennbar waren. Die endgültige Analyse der BENEFIT-Studie soll nach insgesamt 5 Jahren erfolgen.

Quelle: The Lancet, 2007; Deutsches Ärzteblatt, August 2007

Redaktion: AMSEL e.V., 07.08.2007