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Remyelinisierung bei MS

Welche Studien gibt es? Wie weit ist die Forschung? Was ist mit Clemastin? - Prof. Mathias Mäurer spricht im Video zum aktuellen Stand rund um die Remyelinisierung bei Multipler Sklerose.

Bei der Multiplen Sklerose (MS) wird die Myelinschicht um die Nerven herum zerstört. Ursache ist ein fehlgeleiteter Angriff des eigenen Immunsystems. Das Myelin wiederherzustellen, ist also ein vernünftiger Wunsch.

In den vergangenen Wochen war in der Presse viel über Remyelinisierung bei MS zu lesen. Das liegt vor allen Dingen an den positiven MRT-Ergebnissen einer Studie mit Clemastin. Obwohl die Studie recht klein war und die positiven Auswirkungen für die Patienten begrenzt, überlegen einige Patienten mit Multipler Sklerose nun, ob sie nicht auf eigene Faust Clemastin einnehmen sollen. Clemastin ist nämlich in Apotheken frei verkäuflich.

Clemastin jetzt schon einnehmen?

Tatsächlich haben die Wissenschaftler eine (leichte) Verbesserung in den Visuell Evozierten Potenzialen (VEP) unter Clemastin feststellen können. Das ist nicht neu, sondern war bereits vor ein paar Jahren veröffentlicht worden (amsel.de hatte 2016 berichtet). Was die Forscher aktuell mittels einer speziellen MRT-Bildgebung zeigen konnten, ist, dass in der Clemastin-Gruppe an einem bestimmten Ort im Gehirn (vermutlich) eine Remyelinisierung stattfand. Das ließ sich indirekt per MRT über die sogenannte Myelin-Wasser-Fraktion (MWF) messen (AMSEL.de hatte kürzlich berichtet).

Professor Matthias Mäurer hat viel Verständnis für MS-Patienten, die nun selbst aktiv werden wollen und sich auf eigene Faust Clemastin in der Apotheke besorgen. Schließlich wollen alle ihre MS bestmöglich behandeln, suchen neue Konzepte und gerade, wenn die zugelassenen Wirkstoffe nicht ausreichen, scheint ein Mittel wie Clemastin eine Möglichkeit zu sein. Momentan kann er dazu jedoch nicht raten. Zum einen sind die Patientenzahlen in der Studie zu klein und zum anderen macht Clemastin müde. Gerade bei Patienten, die ohnehin unter Fatigue leiden, wäre zusätzliche Müdigkeit keine Verbesserung ihrer Lebensqualität.

„So ist Forschung.“

Die eigentlich wichtige Nachricht ist, dass die Forschung (anhand von Clemastin) zeigen konnte, dass es überhaupt möglich ist, eine Remyelinisierung per MRT zu messen. Bisher haben leider auch andere Konzepte der Remyelinisierung keinen oder keinen großen Nutzen für MS-Betroffene ergeben. Das mag aber auch mit unzureichenden Messmethoden zusammenhängen. Die Messung der Myelin-Wasser-Fraktion im Kernspin könnte künftige Studien-Designs verbessern.

Das klingt zwar zunächst alles nicht sehr erbaulich, was die tatsächliche Remyelinisierung und vor allen Dingen entsprechende positive Auswirkungen für die Patienten angeht, aber „So ist Forschung“, erinnert Professor Mathias Mäurer. Immerhin habe man nun ein neues Tool gefunden, um auch andere Wirkstoffe besser messen zu können.

Quelle: AMSEL-Videos, 19.07.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.07.2023