Viel hat die Multiple Sklerose-Forschung inzwischen erreicht: Hochgradig wirksame Medikamente stehen zur Verfügung (Wirksamkeitskategorie 3), längst ist nicht mehr allein die jährliche Schubratenreduktion Ziel von neuen Wirkstoffen, sondern das Ziel steht weit höher: NEDA, No Evidence of Disease Activity, das Ausbleiben jeglicher Krankheitsaktivität also. Entsprechend positiv zeigte sich auch Stephen Hauser von der Universität in San Francisco, Kalifornien bei seinem Eröffnungsvortrag zur diesjährigen ECTRIMS-Tagung Mitte Oktober. Prof. Mathias Mäurer berichtet darüber auf MS-Docblog.de.
„We are halfway home, but we are not all the way there”, stellte Hauser in Mailand fest. Dass man noch nicht ganz am Ziel ist, liegt daran, dass MS noch nicht heilbar ist und auch für die progredienten Verläufe (primär und sekundär) bisher keine bzw. eher schwach wirksame Wirkstoffe zur Verfügung stehen.
EBV-Biomarker, um MS vor ihrem Ausbruch zu erkennen
Weltweit wird unermüdlich daran geforscht, auch diese Ziele zu erreichen und Menschen mit Multipler Sklerose ihre Lebensqualität so weit als möglich zu erhalten. Je früher man seine MS-Diagnose bekommt, desto früher kann man die MS therapieren und desto mehr Lebensqualität kann man erhalten.
Hier könnte ein Biomarker für ein spezielles EBV-Protein helfen und Risikogruppen (wie etwa bei familiärer Häufung der MS oder bislang nicht eindeutigen Symptomen) ermöglichen, eine MS bereits vor ihrem spürbaren Ausbruch zu behandeln und so Einschränkungen und Behinderungen geringstmöglich zu halten. - An einem solchen Biomarker wird geforscht.
MS-Mittel in der Pipeline
Gleich mehrere potenziell hochwirksame Wirkstoffklassen gegen Multiple Sklerose befinden sich derzeit in der Pipeline, nicht nur für schubförmige, sondern auch für progrediente MS:
- die BTKi, möglicherweise als erste mit Zulassung
(amsel.de hatte hier zuletzt berichtet), außerdem - Simvastatin (hier leider mit negativen Ergebnissen),
- alpha-Liponsäure (amsel.de hatte berichtet),
- Vidofludimus (amsel.de hatte erst kürzlich berichtet),
- N-acetyl cystein (amsel.de hatte erst kürzlich berichtet) und
- die sog. RIPK1-Inhibitoren.
Auch die CAR-T-Zellen könnten bei der Behandlung der Multiplen Sklerose in Zukunft eine Rolle spielen. Derzeit wird ihr Einsatz bei anderen Autoimmunerkrankungen untersucht.
Der Auftakt zu ECTRIMS gestaltete sich 2023 ermutigend, spiegelte die dynamische Entwicklung der MS-Therapie heute und in Zukunft wider.
Quelle: MS-Docblog.de, 27.10.2023.
Redaktion: AMSEL e.V., 27.10.2023