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Phase-2-Ergebnisse zu Fenebrutinib

Der BTK-Inhibitor erreicht die Endpunkte in einer klinischen Phase-2-Studie bei schubförmiger Multipler Sklerose.

Wie Roche, der Hersteller von Fenebrutinib, bekanntgab, erreichte der Bruton-Tyrosinkinase-Hemmer (kurz: BTKi) in einer Phase-2-Studie die primären und sekundären Endpunkte. Getestet wurde Fenebrutinib hier bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose.

Im Vergleich mit Placebo gelang es Fenebrutunib, die Anzahl neuer Gadolinium-anreichernder T1-Läsionen (erster Studienendpunkt) sowie neue oder vergrößerte T2-Läsionen (zweiter Studienendpunkt) signifikant zu reduzieren. Außerdem waren mehr Patienten im Wirkstoffarm ganz frei von T1- und T2-Läsionen (keine MRT-Aktivität) als unter Placebo.

T1-Läsionen zeigen (zum Zeitpunkt der Aufnahme) aktive Entzündungen an, während T2-Läsionen alte Läsionen azeigen, gewissermaßen die Gesamtheit aller nach Aktivität gebliebenen Läsionen und damit teilweise auch die "Gesamtlast" der MS.

Stehen noch aus: Ergebnisse zu BTKi bei progredienter MS

Frenebrutinib wird in einer weiteren Studie auch bei primär progredienter MS klinisch getestet. Bei allen Studien, welche progrediente Verläufe betreffen, dauert es länger, bis man aussagekräftige Ergebnisse erhält, da der schleichende Behinderungsfortschritt gemessen werden muss. Dieser fällt sehr unterschiedlich aus von Patient zu Patient. Er kann die Mobilität, die Motorik, das Sehen, Blasen- und weitere Funktionen betreffen und unterschiedlich schnell voranschreiten. Daher wird es bei Fenebrutinib, aber auch bei allen anderen "Brutinibs" länger dauern, bis Studienergebnisse für die progredienten Verläufe vorliegen.

Neben Fenebrutinib sind weltweit weitere BTKi in der MS-Forschung (amsel.de hatte berichtet). Anders als etwa bei Ocrelizumab mit genau einem getesteten Präparat sind zu den Brutinibs daher in den kommenden Jahren einige (Zwischen-) Meldungen zum Stand der Studien zu erwarten.

Im Unterschied zu bisher zugelassenen B-Zell-Hemmern wie Ocrelizumab eliminieren die BTKi die B-Zellen nicht aus dem Blut, sondern hemmen sie lediglich selektiv. Das heißt, ihre Wirkung ist, so gewünscht, auch schnell wieder rückgängig zu machen. Zudem wirken BTKi die Funktion der Mikroglia, denn BTKi überwinden die Blut-Hirn-Schranke und können somit direkt im Gehirn und vor Ort wirken.

BTKi: Ergebisse, mögliche Zulassung, Nebenwirkungen

Bisher gibt es zu den aktuell getesteten BTKi lediglich Phase-2-Ergebnisse. Zwischenergebnisse aus den Phase-3-Studien sind möglich. Bis jedoch endgöltige Phase-3-Ergebnisse vorliegen und die ersten BTKi danach zugelassen werden könnten, wird es noch dauern. Die früheste Zulassung für den "schnellsten" BTKi ist 2024/ 2025.

Bei den Nebenwirkungen aus den ersten Sicherheitsstudien zeigten sich die BTKi, und so auch Fenebrutinib in dieser Phase-2-Studie, bisher erwartungsgemäß: Vor allem kann das Infektrisiko aufgrund der gehemmten B-Zellen (sie bilden einen Teil des Immunsystems) steigen. Jüngst gab es auch eine Meldung zu möglicherweise BTKi-bedingten Erhöhungen von Leberwerten in zwei Fällen, „die auf eine arzneimittelbedingte Leberschädigung hindeuten“, mit dem BTK-Inhibitor Evobrutinib (amsel.de hatte berichtet). Dies könnte dazu führen, dass Patienten mit Vorschädigungen nicht mit diesem Wirkstoff bzw. einem Wirkstoff der Wirkstoffklasse behandelt, die Leberwerte von in Behandlung befindlichen Patienten regelmäßig geprüft werden müssen. Ob solche Maßnahmen nötig sein werden, wird sich in Studien zu den BTKi noch zeigen.

Nach aktuellem Stand könnten die BTKi MS-Patienten eine verbesserte Behandlung bringen. Insbesondere hoffen Forscher weltweit auf eine potentere Therapie der primär und sekundär progredienten Patienten. Für die progrediente Multiple Sklerose sind die Therapiemöglichkeiten bislang begrenzt und nur moderat wirksam.

Quelle: Pressemitteilung der Firma Roche, 17.05.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.05.2023