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MS-Studie unter eineiigen Zwillingen

Wissenschaftler um Prof. Reinhard Hohlfeld zeigen epigenetische Veränderungen bei Multipler Sklerose. Auch bestimmte Medikamente beeinflussen die Aktivität von Genen und zeitweilige Entwicklung von Zellen.

45 eineiige Zwillingspaare waren in die vorliegende Studie einbezogen. Das Besondere an diesen Zwillingspaaren: Jeweils ein Zwilling hat MS, der andere ist nicht an Multipler Sklerose erkrankt. Beste Voraussetzungen also, um erworbene epigenetische Unterschiede auszumachen. Denn während bei eineiigen Zwillingen die DNA-Sequenz nahezu gleich ist, weisen auch eineiige Zwillinge im Laufe ihres Lebens immer größere epigenetische Unterschiede auf.

Es sei auch gleich hervorgehoben, dass Multiple Sklerose keine Erbkrankheit ist, wohl aber eine Veranlagung dafür vererbt werden kann, die jedoch allein nicht ausreicht, um eine MS entstehen zu lassen. Sonst müssten eineiige Zwillinge immer beide MS haben. Tatsächlich sind nur 25 % eines MS-betroffenen eineiigen Zwillings selbst auch betroffen. Neben den genen spielen also nach der Geburt erworbene Umweltfaktoren eine große Rolle beim Entstehen der Multiplen Sklerose.

Großer Unterschied zwischen Modifikation und Mutation

Bei epigenetischen Unterschieden handelt es sich um erworbene Modifikationen der DNA, etwa durch die sogenannte DNA-Methylierung im Unterschied zur genetischen Mutation, welche auf Nachkommen vererbt würde. Sehr wohl hat eine veränderte Epikgenetik allerdings Einfluss auf die Eigenschaften eines Menschen. Änderungen der DNA-Methylierung können Immunzellen in ihrer Funktion behindern. Und gerade die Immunzellen spielen eine wichtige Rolle bei MS.

Genau diese epigenetischen (epi = außer und genetisch = Ursprung, also außerhalb des Ursprungs gelegenen) Unterschiede zwischen eineiigen Zwillingen herauszufinden und den Zusammenhang mit der MS zu klären, war Ziel der Studie. Die Wissenschaftler des Instituts für klinische Neuroimmunologie des Klinikums der Universität München und der Universität des Saarlandes fanden tatsächlich Unterschiede in den DNA-Methylierungsprofilen. Dazu mussten das gesamte Genom umfassende DNA-Methylierungsprofile an rund 850.000 Positionen erstellt und ausgewertet werden.

Wichtiger Schritt, um Ursache und Therapie der MS zu verstehen

Die Analysen zeigen, dass die Zwillingspaare sowohl krankheitsbezogene als auch nicht krankheitsbezogene epigenetische Unterschiede in den Immunzellen ihres Blutes hatten. Damit ist erwiesen, dass bei Multipler Sklerose epigenetische Veränderungen auftreten, und zwar, wie die Auswertung ebenfalls ergab, nicht nur bei den im Zusammenhang mit MS bereits bekannten Genen.

Jedes Paar wurde für sich miteinander verglichen, aber auch alle Paare untereinander. Außerdem konnten die Forscher anhand von Subgruppen zeigen, dass auch bestimmte Medikamente (hier Interferone und Cortison) Unterschiede in der DNA-Methylierung hervorrufen – bis zu einem Jahr nach der letzten Einnahme. "Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um mögliche Auslöser der Multiplen Sklerose, aber auch die Wirkung von Medikamenten in Kurz-und Langzeittherapien besser zu verstehen“, so Dr. med. Lisa Ann Gerdes, vom Institut für klinische Neuroimmunologie, München.

Quellen: Wikipediatexte zu Genetik, Epigenetik und DNA-Methylierung, Stand: 08.05.2019; Nature, 07.05.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.05.2019