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Impfung gegen Schweinegrippe (neue pandemische Influenza A/H1N1)?

12.11.09 (aktualisiert) - Der Ärztliche Beirat der DMSG, Bundesverband e.V. empfiehlt MS-Kranken, sich gegen die Schweinegrippe (Influenza A/ H1N1v) impfen zu lassen. Allerdings sollten sie einen Abstand von drei Wochen zur saisonalen Grippeimpfung einhalten.

 

Empfehlungen des ärztlichen Beirates der DMSG für MS-Kranke

Die Impfung gegen die jahreszeitliche Grippe wird seit längerem empfohlen, da eine Grippe-Erkrankung mit einem erhöhten Risiko eines MS-Schubs vergesellschaftet ist. Nach jahrelangen Erfahrungen mit der Impfung gegen die allgemeine "saisonale" Grippe wird das Risiko von Impfreaktionen und schädigenden Effekten derselben als äußerst gering geachtet.

In Analogie hierzu empfiehlt der Ärztliche Beirat der DMSG in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der STIKO die Impfung gegen das neue Influenzavirus H1N1, obwohl bisher nur in sehr begrenztem Umfang klinische Erfahrungen mit den neuen Impfstoffen vorliegen. Da der AEB ebenso wie die STIKO keine Anhaltspunkte dafür hat, dass zwischen dem Impfstoff mit Adjuvans (Pandemrix) und dem ohne Adjuvans (Celvapan) ein grundsätzlicher Unterschied für Impferfolg und Impfrisiko bei MS-Kranken besteht, kann noch keine vorzugsweise Empfehlung für den einen oder den anderen Impfstoff gegeben werden.

 
 
AMSEL-Expertenchat zum thema "impfen"
 
 
Hier klärt Dr. Stefan Diez, Mitglied des Ärztlichen Beirats der AMSEL viele Details und Fragen zum Thema "MS und Impfen", speziell die "Schweinegrippe" betreffend.  
 

Die europäische Zulassungsbehörde EMEA und in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) haben umfangreiche Vorkehrungen zur Überwachung der Impfaktionen und zur Erfassung von Nebenwirkungen getroffen.

Neben einer Impfung gegen das neue Influenzavirus ist weiterhin die Impfung gegen die saisonale Grippe sinnvoll und zu empfehlen. Im saisonalen Impfstoff Fluad (Firma Novartis ) ist als Adjuvans MF69 enthalten, das auch als "Immunverstärker" dem europäisch ebenfalls zugelassenen pandemischen Influenza-Impfstoff Focetria der Firma Novartis zugegeben ist. Vom Impfstoff Fluad sind bislang 44 Millionen Dosen verabreicht und Sicherheitsdaten in klinischen Studien an über 20.000 Impflingen erhoben worden.

Zwischen der Impfung gegen die neue pandemische Influenza (Schweinegrippe) und jener gegen die saisonale Grippe sollte ein zeitlicher Abstand von etwa 3 Wochen eingehalten werden.

Der Ärztliche Beirat der DMSG, Bundesverband e.V. wird die weiteren Entwicklungen der Impfung beobachten und in Abstimmung mit den Äußerungen von STIKO und PEI seine eigenen Empfehlungen aktualisieren.

Hintergrund der Schweinegrippe-Impfung

Die Zahl der Influenza A/H1N1-Fälle hierzulande wächst weiter. Mittlerweile sind knapp 23.000 Fälle bekannt geworden. Zwar sind die Infektionsraten seit einem Gipfel im Juli und August diesen Jahres wieder rückläufig, doch wird ein Anstieg in den kommenden Wintermonaten ähnlich wie bei der saisonalen Grippe erwartet. Der Tod dreier Menschen steht bislang in ursächlichem Zusammenhang mit der Schweinegrippe. Zum Vergleich fordert die saisonale Grippe jährlich rund 10.000 Opfer bundesweit. Bislang scheint die Schweinegrippe meist einen milden Verlauf zu nehmen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) und das Robert-Koch-Institut gaben Empfehlungen zur Impfung gegen die neue Influenza A/H1N1 ab, um die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zu drosseln, das Personal im Gesundheitswesen vor Ansteckung durch Patienten schützen und die Weiterverbreitung auf nicht infizierte Patienten vermeiden helfen.

Ab dem 26.10.2009 sollen zunächst drei Bevölkerungsgruppen geimpft werden:

  1. Personal in Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege,
  2. Schwangere (ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel) und
  3. Chronisch Kranke, die infolge ihres Grundleidens in erhöhtem Maße gesundheitlich gefährdet sind. Hierzu zählen u. a. Patienten mit neurologischen und neuromuskulären Grundkrankheiten und solche mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten.

Zwei Impfstoffe sollen eingesetzt werden: Pandemrix der Firma GlaxoSmithKline (GSK) und Celvapan der Firma Baxter. Das Impfantigen ist in Pandemrix niedriger konzentriert, enthält dafür jedoch ein "Adjuvans", um die Impfreaktion gegen das Antigen zu verstärken. Der andere Impfstoff, Celvapan, ist dagegen ohne Adjuvans-Zusatz ("unadjuvantiert"). Im Impfstoff gegen die bekannte saisonale Grippe hat man dieses Adjuvans schon bei etwa 30.000 Probanden getestet und keine bemerkenswerten Probleme festgestellt.

Erfahrungen zur Impfwirksamkeit und zu Nebenwirkungen sind an beiden Präparaten mit einem eng verwandten Vorläufer-Virusstamm (H5N1) gewonnen worden. Hier wurden lediglich die typischen lokalen Nebenwirkungen beobachtet: Schmerzen, Schwellungen, Verhärtungen an der Einstichstelle. Kopf-, Muskel- sowie Gliederschmerzen können häufiger auftreten, Schlaflosigkeit, Missempfindungen und Magen-Darm-Symptome sind seltener. Bislang fehlt jeder Hinweis, dass adjuvantierte Impfstoffe ein höheres Risiko gravierender Nebenwirkungen bergen.

Schweinegrippeimpfung bei Multipler Sklerose

Bisher gibt es nur wenige klinische Erfahrungen mit den neuen H1N1 Influenza-Impfstoffen. Erste Ergebnisse aus klinischen Studien sollen vor Jahresende bekannt werden. Keinerlei Erfahrung gibt es bislang zur Wirksamkeit speziell bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose oder bei einer gleichzeitigen Therapie mit immunmodulierenden oder immunsuppressiven Medikamenten (z.B. ß-Interferone, Glatirameracetat, Natalizumab, Mitoxantron).

Quelle: Stellungnahme des Ärztlichen Beirats der DMSG, 26.10.09; Foto: © Chiron Vaccines

Redaktion: AMSEL e.V., 27.10.2009