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Daclizumab und der Botenstoff Interleukin-2 Alpha

31.08.07 - Eine Kleinst-Studie untermauert die Ergebnisse der Genforscher und umgekehrt.

Eine Kleinst-Studie mit nur neun Patienten mit schubförmiger MS zeigte den Forschern zufolge, dass Daclizumab (PDL Biopharma und Biogen Idec) allein oder in Kombination mit Interferon Beta die Krankhetsaktivität verringern und Symptome verbessern kann.

Daclizumab ist ein im Labor hergestellter monoklonaler Antikörper, der die Aktivität des Interleukin-2 Rezeptor Alpha blockiert, einen der immunologischen Schlüsselfaktoren bei MS. Jüngst gefundene genetischen Varianten liegen unter anderem in den Genen für den Interleukin-2 Rezeptor alpha, einem Botenstoff in Verbindung mit den so genannten regulatorischen T-Zellen, welche die Fähigkeit haben, Immunangriffe zu verhindern. Der Wirkstoff wird bereits bei Organtransplantationen eingesetzt und ist damit auf Sicherheit und Nebenwirkungen hin getestet.

In einer Vorstudie hatten Dr. John Rose und Kollegen Daclizumab allein bzw. in Kombination mit Interferon Beta an 19 Patienten mit schubförmigem sowie sekundär-progressivem Verlauf geprüft. Die Behandlung führte zu Stabilität bei neun und zu Verbesserung der Behinderungen sowie deutlicher Reduktion der Krankheitsaktivität bei 10 Patienten. Nun stehen die neuen Daten zur Verfügung.

Kleine Patientengruppe - kein Plazebo

Patienten unter Intereferontherapie, die dennoch weiter Schübe und aktive Läsionen hatten, nahmen teil. Daclizumab wurde intravenös gegeben (1 mg je kg), zwei Wochen später erneut, und dann im vierwöchigen Abstand. Die Beta-Interferon-Therapie wurde 5,5 Monate lang fortgesetzt, danach erhielten die Patienten Daclizumab nur noch als Monotherapie. Diejenigen Patienten, welche weiter aktive Läsionenn zeigten, nahmen wieder die Kombitherapie auf.

Neun Patienten nahmen über insgesamt 27,5 Monate Daclizumab; drei davon mussten nach 5,5 Monaten wieder mit Interferon Beta beginnen. Aktive Läsionen ließen sich während der Studie deutlich verringern und neue Läsionen wurden auf ein Viertel reduziert. Auch die Schubrate wurde kleiner, Symptome verbessert. Eine Verblindung mit Plazebo fand scheinbar nicht statt.

Nebenwirkungen

Zwei Patienten mussten die Therapie vorzeitig abbrechen, im einen Fall wegen einer Blasenentzündung und eines schweren Schubes zu Studiebeginn; im anderen Fall wegen eines Abfalles der Blutplättchen. Nebenwirkungen bei den übrigen Patienten schlossen ein: Hautausschlag (2 Personen), Fieber (1 Person) und geschwollene Lymphknoten (1 Person).

Die Autoren des Berichtes in "Neurology" weisen vor allem darauf hin, dass der Wirkstoff bei drei der Patienten gerade in Kombination mit Interferon Beta effektiv gewesen sei. Man müsse also unterscheiden zwischen Patienten, die auf eine Mono- und solche, die auf eine Kombitherapie ansprechen.

Weitere Studien und Erkenntnisse

Größere Studien mit Daclizumab laufen bereits; Zwischenergebnisse einer doppelblinden Plazebostudie mit 230 Patienten mit schubförmigem Verlauf und bereits begonnener Interferon-Beta-Therapie zufolge bewirkte Daclizumab (2 mg/kg alle zwei Wochen) eine deutliche Verringerung der Zahl neuer oder größerer Läsionen in der 24. Woche, also nach zwei Jahren Therapie. Noch 2007 werden endgültige Ergebnisse erwartet.

Außerdem zeigte ein anderes Forscherteam in der Zwischenzeit mittels Gen-Analyse, dass ein stark Zusammenhang zwischen MS und einer bestimmten Genvariante (einem Polymorphismus) des Genes für Interleukin-2-Rezeptor-Alpha besteht (wir haben berichtet).

Quelle: Neurology

Redaktion: AMSEL e.V., 14.09.2007