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Zwei Risiko-Gene für Multiple Sklerose

03.09.07 - Internationale Forscherteams entdecken drei Genvariationen, die das MS-Risiko erhöhen können.

Drei internationale Forscherteams haben neue genetische Risikofaktoren für Multiple Sklerose entdeckt. Demnach erhöhen bestimmte Variationen zweier Gene das Risiko, an MS zu erkranken, um jeweils 20 bis 30 Prozent. Treten die drei SNPs (single nucleotide polymorhpisms) zusammen auf, ist die Wahrscheinlichkeit, eine MS zu entwickeln, noch deutlicher erhöht.

Die beiden Gene, das Interleukin 7 Rezeptor Alpha (IL7R-alpha) und das Interleukin 2 Rezeptor Alpha (IL2R-alpha) sind vermutlich Teil einer noch vollständig zu entdeckenden Gengruppe, deren einzelne Glieder das MS-Risiko nur wenig steigern, die zusammengenommen jedoch großen Einfluss darauf haben könnten, wer an MS erkrankt und wer nicht.

Seit geraumer Zeit schon vermuten Forscher, dass bestimmte Umweltfaktoren kombiniert mit genetischer Veranlagung die Krankheit verursachen. Bislang hat man allerdings nur ein einziges Gen namens HLA entdeckt, welches das Erkrankungsrisiko um das Vierfache erhöhen kann. Zwei unterschiedliche Methoden führten zu den jüngsten Ergebnissen: Eine Forschergruppe untersuchte das Erbgut von 12.360 Freiwilligen, während zwei weitere Teams bestimmte Genabschnitte großer Patientengruppen aus verschiedenen Ländern im Fokus hatten.

Alle drei Teams erkannten IL-7R als Risikofaktor. In einer bestimmten Variante kann dieses Gen weniger Interleukin-7 binden, einen bedeutenden Botenstoff zur Regulierung des Immunsystems. So aus der Balance geraten, greift der Körper sich vermutlich selbst an. Die IL-2R-Variationen verhalten sich wohl ähnlich. Darüber hinaus liegen hier bereits Erkenntnisse über Zusammenhänge mit anderen Autoimmunerkrankungen vor, etwa Typ1-Diabetes. Manche MS-Patienten, die nicht auf übliche basistherapeutische Wirkstoffe reagierten, zeigten Verbesserungen unter einer Therapie mit Antikörpern, welche IL-2R blockieren, ein Antikörper, welcher ursprünglich für Organtransplantationen entwickelt wurde. Nicht auszuschließen, dass diese neuesten Erkenntnisse dazu beitragen, weitere Behandlungsansätze zu finden.

Die Chancen, hier die genetische Ursache der Multiplen Sklerose gefunden zu haben, ist dem Bericht des Deutschen Ärzteblattes vom 31. August zufolge jedoch gering. Die beiden Merkmale in IL2RA und IL7RA seien nämlich in der Bevölkerung, und damit auch bei Gesunden, weit verbreitet und der Anteil der Erkrankungen, die auf sie zurückgeführt werden kann, betrage nach den Schätzungen der Forscher gerade einmal 0,2 Prozent, wie Leena Peltonen von der Universität Helsinki im Editorial des New England Journal of Medicine bemerkt.

 

Quelle: New England Journal of Medicine (NEJM), 29.07.07, und Nature Genetics, 29.07.07

Redaktion: AMSEL e.V., 03.09.2007