Feierliche Stimmung

21.06.04 - Rund 250 Gäste kamen in die Filderhalle zur 30. Mitgliederversammlung der AMSEL.

Mitgliederversammlungen kehren regelmäßig wieder. Klar eigentlich, dass sich da irgendwann zwischen Reden, Ehrungen und Abstimmungen eine gewisse Routine einstellt. Und doch kam bei der 30. Mitgliederversammlung der AMSEL am vergangenen Samstag etwas mehr Feierlichkeit auf als sonst. Kein Wunder: Schließlich gibt es den Verband nun seit drei Dekaden und das wiederum war in der Filderhalle Anlass für einen besonderen Rück- und Ausblick.

"Heute ist ein besonderer Tag. Zum 30. Mal führen wir unsere Mitgliederversammlung durch und wir können auf drei Jahrzehnte engagierte Arbeit für die MS-Betroffenen zurückblicken", begrüßte Peter Koch die rund 250 Gäste in der Filderhalle und blickte auf den schwierigen Anfang 1974 zurück. Mit "Unzufriedenheit ist der erste Schritt zum Erfolg" zitierte der erste Vorsitzende den Dramatiker Oscar Wilde und meinte dazu, die Geschichte der AMSEL belege eindrucksvoll, wie richtig dieser Satz sei. Peter Koch wiederum galt der Dank von Ursula Späth. Sie gratulierte dem Vorsitzenden für 20 Jahre "Tatkraft, Ausdauer und Geschick".

"Pionierarbeit über Baden-Württemberg hinaus"

Gottfried Milde, Staatssekretär a.D. hat ausgerechnet, dass die AMSEL in ihren 30 Jahren auf 200.000 Stunden Arbeit kam und bereitete damit des Sozialministers Festrede vor. "Zivildienst am Scheideweg - Freiwilligendienste und Gesellschaftsjahr zur Sicherung der sozialen Zukunft" war dieser betitelt und Dr. Repnik bekannte sich darin einmal mehr im Schulterschluss mit der AMSEL, deren "Pionierarbeit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus" er lobte. Der Minister selbst wie der Landesverband sind der Meinung, dass Freiwilligendienste allein den Zivildienst nicht ersetzen können. Dr. Friedhelm Repnik belegte das anhand statistischer Zahlen: Während 1998 noch rund 20.600 junge Männer in Baden-Württemberg Zivildienst leisteten, waren es im Februar 2004 (trotz steigender Wehrpflichtigenzahlen) nur noch 13.620. Damit sind von den 24.447 Zivildienstplätzen im Land nur knapp über die Hälfte besetzt.

Drei Wegbegleiter der AMSEL bekamen Auszeichnungen für ihr Engagement zugunsten der MS-Kranken. Ursula Späth hielt die Laudatio auf den Vorstandsvorsitzenden der AOK Baden-Württemberg, Roland Sing, und überreichte eine goldene Ehrennadel sowie den "Neurologen". "Seit 1988 ist er ein fairer Partner der MS-Kranken, der stets bestrebt ist, für chronisch Kranke das bestmögliche Resultat zu erreichen." Zuletzt hat die AOK nach einem Gespräch zwischen der AMSEL und ihm ein patientenfreundliches, vereinfachtes Genehmigungsverfahren für ambulante Fahrten eingeführt.

Mit dem zum zweiten Mal verliehenen BIOGEN-Selbsthilfepreis in Höhe von 2.500 € wurde Susanne Matter, Leiterin der AMSEL-Kontaktgruppe Filderstadt geehrt. Mit dem Preisgeld sollen Aktivitäten der Kontaktgruppe unterstützt werden.

Der ebenfalls zum zweiten Mal verliehene Internet-Preis für die beste Homepage einer AMSEL-Kontaktgruppe in Höhe von 500 € ging nach Wernau. www.wernau.amsel.de erhielt für Aktualität, Informationsgehalt und Gesamteindruck der Seite Bestnoten von der Internetagentur W3 WERK als Spender des Preises. Lars Kroll und Thomas Gräther überreichten Helene Schweikart eine Urkunde. Erst vor zwei Jahren ging die AMSEL-Kontaktgruppe ins weltweite Netz. Mittlerweile ist bereits die Hälfte der 59 Kontaktgruppen mit eigenen Seiten online.

Wahl von Barbara Visser eindeutig

Am Nachmittag wählten 95 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder bei 168 Ja-, fünf Nein-Stimmen und vier Enthaltungen Barbara Visser zum neuen Vorstandsmitglied. Damit ist zum ersten Mal eine Sprecherin der Jungen Initiativen im AMSEL-Vorstand. Außerdem konnte die neue Satzung verabschiedet werden. Vor allem zwei Dinge unterscheiden hier Alt von Neu: Der Satzung vorangestellt ist nun eine Präambel, welche mit den Worten "Die AMSEL ist ein Interessen- und Fachverband, sowie eine Selbsthilfeorganisation [...]" die dreigliedrige Ausrichtung des Verbands betont. Zudem hat sich der Zweck des Verbands im neuen Paragraph 2 konkretisiert.

Dank an Hertie-Stiftung

Die Durchführung dieser Mitgliederversammlung ermöglichte ein Zuschuss der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. AMSEL-Geschäftsführer Adam Michel dankte der Stiftung in seinem Schlusswort sehr herzlich.

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Redaktion: AMSEL e.V., 22.06.2004