Spenden und Helfen

AMSEL warnt vor Versorgungslücken

07.06.04 - Freiwillige sind keine Alternative zum Zivildienst, auch wenn der Paritätische das offenbar so sieht. Der AMSEL-Geschäftsführer Adam Michel hat sich nun in einem Brief an den Vorstand der Dachorganisation gewandt.

 

Da sich der Paritätische (ehemals "Paritätischer Wohlfahrtsverband") als Dachverband vieler wohltätiger Organisationen laut Vorstandsbeschluss bislang nicht für das gesellschaftliche Pflichtjahr einsetzen möchte, hat Adam Michel nun Paolo Bavastro, den Vorsitzenden des Paritätischen, angeschrieben, um die Position der AMSEL sowie den Handlungsbedarf seitens des Paritätischen deutlich zu machen. "Wir bitten Sie, sich im Vorstand des Paritätischen noch einmal mit diesem Anliegen zu befassen", so der Geschäftsführer der AMSEL in seinem Brief an Bavastro.

Freiwilligendienst genügt nicht

Bereits seit geraumer Zeit plädiert die AMSEL für die Einführung eines sozialen Pflichtjahres, um den Wegfall vieler Zivildienststellen zu ersetzen, denn die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission "Impulse für die Zivilgesellschaft" empfiehlt unter anderem die weitere Reduzierung des Zivildienstes. Ab 2008 soll der Zivildienst womöglich ganz wegfallen. Die Kommission schlägt langfristig lediglich den Ausbau und die Förderung von Freiwilligendiensten vor.

"Die Schaffung von Anreizen und Vorteilen, beispielsweise bei Ausbildung, Studium und Beruf, durch die Leistung eines Freiwilligendienstes ist ein richtiger Ansatz und wird von uns grundsätzlich begrüßt. Dies wurde von der AMSEL bereits Anfang der 90er Jahre gefordert. Die Verbesserung der Freiwilligendienste reicht jedoch zur Lösung der Versorgungsprobleme bei weitem nicht aus", gibt die AMSEL in ihrem Positionspapier zu Bedenken und fordert daher ein soziales Pflichtjahr, denn:

Ohne Zivildienst droht Katastrophe

"Zivildienstleistende sind eine wichtige Stütze in der Versorgung der landesweit rund 12.000 MS Kranken. Die beschlossene Kürzung des Zivildienstes ist eine Katastrophe, ein Wegfall kann nicht aufgefangen werden. In der Betreuung MS Kranker gibt es zahlreiche Tätigkeiten, bei denen es weder notwendig noch finanzierbar ist, dass sie von professionellen Fachkräften übernommen werden. Ein Ersatz der Zivis durch Ehrenamtliche ist nicht zu erreichen. [...]

Freiwilligendienste versagen dort, wo es um hohe Verbindlichkeit, hohe Anforderungen und scheinbar wenig attraktive Einsätze geht. Die ambulante häusliche Unterstützung und Mobilität von Schwerstbehinderten wird auf der Strecke bleiben, da diese Plätze nur dann belegbar sind, wenn ein ausreichend großer Personenkreis für die Dienste vorhanden ist.

Die drohende Unterversorgung von Schwerpflegebedürftigen kann bei Wegfall des Zivildienstes nur durch die Schaffung eines sozialen Pflichtjahres aufgefangen werden."

Redaktion: AMSEL e.V., 07.06.2004