Therapie bei MS III

18.03.08 - Bei sekundär chronisch progredienter MS ist auch Betaferon zugelassen, so Dr. Oliver Neuhaus im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Verehrte Chatter, heute begrüßen wir Dr. Oliver Neuhaus im AMSEL-Expertenchat. Ab 19 Uhr sind die Chattore wie immer geöffnet. Wir sind gespannt auf Ihre Fragen!

Moderator Patricia Fleischmann: Ich bitte um ein klein wenig Geduld, Herr Dr. Neuhaus hat momentan keinen Onlinezugang, doch wir hoffen, dass er in Kürze "drin" ist.

Moderator Patricia Fleischmann: Dr. Neuhaus ist jetzt online und beantwortet bereits die erste Frage. Sie können also gern ihre Beiträge posten.

Karoline: Guten Abend, Herr Dr. Neuhaus, ich habe eine prinzipielle Frage zum Thema Studiendaten. Ich selbst nehme Copaxone. Über die unterschiedlichen Studiendaten kann ich aber nur staunen: Die Zulassungsstudie ergab eine Schubreduktionsrate von 29%, die BEYOND Studie plötzlich 79% (ähnliche Diskrepanzen bei den Interferonen). Mal blöd gefragt: Eine von beiden Zahlen kann ja nicht stimmen? Also welchen Zahlen kann man trauen?

Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Karoline, obwohl Studien desselben Medikamentes eigentlich ähnliche Ergebnisse bringen müssen, ist das leider nicht der Fall. Zum Beispiel war die europäische Betaferon-Studie bei sekundär chronisch progredienter MS positiv, die nordamerikanische dagegen negativ. Die Schubrate bei BEYOND war für viele überraschend sehr niedrig. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen 29 und 79 %. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

 
 
Dr. med. Oliver Neuhaus
 
 
 
     
     

    Chefarzt der Abteilung Neurologie, Kreiskrankenhaus Sigmaringen, Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH

    • Mitglied der American Academy of Neurology, der Deutschen Gesellschaft für Neurologie,
    • der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung,
    • des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. und
    • seit November 2007 des Ärztlichen Beirats der Aktion Multiple Sklerose Erkrankter e.V. (AMSEL).


    Hannah: Hallo Herr Neuhaus, meine Tochter 13J. hat seit einer Woche die Diagnose MS (3-5 Läsionen im Hirn, keine in HWS,BWS), nach Sehnerventzündung (nur mit Blickschmerzen, ohne Sehstörung). 1. Frage: Wir haben zwei verschiedene Arztmeinungen bekommen - sofort mit Rebiff anfangen 3x wöchtenlich - oder erst wenn im halbjährlichen Kernspin weitere Herde auftreten, bzw. nach neuem Schub. Was ist Ihre Meinung bei einem so jungen Menschen? Wo kann ich mich dahingehend weiter informieren? 2. Frage: Gibt es eine spezielle neurologische Praxis/Ambulanz/Stelle die für so junge Patienten Info´s/Beratung usw. bietet? Danke und freundliche Grüße

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Hannah, die Frage ist wirklich schwierig im Chat zu beantworten. Bei einer so leichten Sehnerventzündung kann man eine abwartende Haltung rechtfertigen, muss aber zunächst nach drei Monaten das Kernspin wiederholen. Ist die Diagnose MS gesichert worden oder ist es das Klinisch Isolierte Syndrom (KIS), also die Vorform mit nur einem Schub? In dem Fall käme nur Betaferon oder Avonex in Frage. Das deutsche Zentrum für die Behandlung Jugendlicher mit MS ist in der Universitätsklinik Göttingen. Eine ambulante Vorstellung dort zur zweiten Meinung ist sicherlich sinnvoll. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Leah: Guten Abend. Welche Therapie außer Mitoxantron und Kortison würden Sie denn bei sek.progr. MS empfehlen? Gibt es bei Epo irgendwelche Ergebnisse? Danke.

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Leah, bei sekundär chronisch progredienter MS ist auch Betaferon zugelassen. Epo ist zur Zeit heftig in Kritik geraten, weil es Krebs auslösen können soll. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Arne: Hallo Herr Dr. Neuhaus, ich behandle meine MS seit gut 10 Jahren mit Imurek und bin recht zufrieden. Ich weiß, dass es ein erhöhtes Krebsrisiko gibt bei Langzeitanwendung. Ich habe aber bisher nur vage Hinweise dazu gefunden. Als alter IT-len habe ich eher die Devise "never change a running system". Gibt es zu den Risiken irgendwelche genaueren Angaben? mfG

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Arne, die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Zum einen gilt tatsächlich die Devise "never change a winning team", aber das Krebsrisiko (konkret: Lymphomrisiko) soll nach etwa 10-jähriger Azathioprin-Einnahme steigen. Diese Beobachtung hat man aber nicht bei MS-Patienten gemacht, sondern eher bei solchen mit anderen Erkrankungen. Eine konkrete Zahl kann ich nicht nennen. Prinzipiell würde ich Ihnen nach 10 Jahren Imurek die Umstellung auf ein Interferon oder Copaxone empfehlen, wo kein Krebsrisiko bekannt ist. Mitoxantron hat übrigens auch ein Krebsrisiko (Leukämien sind möglich) von etwa 0,25 %. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Evelyn: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus Ich habe seit 4 Jahren MS, spritze Interferon (Avonex, 1xWö) und habe neben norm. sporadischen Nebenerscheinungen (Müde, Gleichgewichtsstörungen)keine grösseren Beschwerden. Ausser dass ich trotz gesunder Ernährung und 2-3x wöchentlich Schwimmen/Joggen immer mehr zunehme. D.h. ich bin zu schwer für meine Grösse (1.65, 76 kg), vor dem Spritzen war ich 65 kg. Kann dies mit dem Spritzen zu tun haben ? Was kann ich tun dass ich mein Gewicht senken kann ? Mehr Sport liegt kaum mehr drin, Ernährung würde ich sagen ist optimal, esse eher wenig, genügend Gemüse/Früchte/Kohlenhydrate + Nahrungsergänzung JuicePlus. Vielen Dank für Ihr Feedback

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Evelyn, Gewichtszunahme unter Interferon-beta kommt vor, ist aber eher selten. Haben Sie in letzter Zeit auch Kortison bekommen, das häufiger zu Gewichtszunahme führt? Haben Sie andere Medikamente? Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Zora: Hallo, Herr Dr. neuhaus! Meine Schwester hat MS und ich möchte ihr so gerne helfen die Angst vor dem Spritzen zu verlieren. Das ist allerdings nicht einfach. Haben Sie vielleicht ein paar Tipps für mich? Damit wäre mir auf jeden Fall schon sehr geholfen. Außerdem frage ich mich seit ich sehe wie sich meine Schwester mit dem Spritzen quält ob und warum es keine andere Methode gibt!?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Zora, Spritzenangst ist ziemlich schlimm. Ich selbst bin auch viel lieber auf der anderen Seite der Nadel. Leider weiß ich kein Rezept gegen Angst vor Spritzen. Momentan sind einige Medikamente in fortgeschrittenen Studien, die geschluckt werden können, und man rechnet Anfang 2010 mit deren Zulassung (falls die Studien positiv verlaufen). Zur Zeit ist nur ein Medikament gegen MS zugelassen, das geschluckt werden kann, nämlich Azathioprin. Dessen Wirksamkeit ist wahrscheinlich geringer als die Interferone oder Copaxone, und nach langjähriger Einnahme steigt das Tumorrisiko. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, wie immer sind Sie herzlich eingeladen, sich nebenher über das Feld "Allgemeiner Beitrag" untereinander auszutauschen. Das verkürzt zudem die Wartezeit auf die Antworten bei einem so regen Chat.

    moselwein: Hallo Herr Dr. Neuhaus, bei mir sind sich die Ärzte nicht einig ob ich die spms oder die ppms habe. Ist hier eine Immuntherapie sinnvoll und wenn ja welche. Wirkt sich diese Therapie evtl. auch günstig auf meine Probleme wie Spastik links und Beinschwäche links aus d. h. können sich durch eine Immuntherapie auch diese Beschwerden bessern ?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Morselwein, bei SPMS gab es früher oder zur Zeit Schübe, bei PPMS nie. Falls Schübe vorkamen, ist eine Behandlung mit Betaferon oder Mitoxantron auf jeden Fall sinnvoll und kann eine Stabilisierung bringen. Stabilisierung heißt meist keine Verschlechterung, aber im Prinzip sind auch (leichte) Verbesserungen möglich. Die Spastik lässt sich oft gut mit Lioresal oder Sirdalud behandeln, also mit Tabletten gegen das Symptom. Schwäche selbst ist mit symptomatischen Medikamenten schlecht zu behandeln. Falls keine Schübe vorlagen, ist auch ein Therapieversuch mit Kortison (5 Tage intravenös) sinnvoll. In MS-Zentren kann auch Depotkortison, das in den Nervenwasserraum gespritzt wird, eine Verbesserung erwirken. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Karoline: Inwieweit kann man überhaupt den Studiendaten, gerade zu neuen Therapien, vertrauen, wo die Studien doch hauptsächlich von den Herstellern finanziert werden? Abgesehen davon werden unbefriedigende Studienergebnisse oft in der Schublade gelassen. Muss man sich als Patient also auf sein "Gefühl" verlassen?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Karoline, Therapiestudien werden von vielen Zentren durchgeführt, in denen MS-Betroffene behandelt werden, und wo eine Beeinflussung durch die Firmen auf die Ergebnisse sicherlich nicht stattfindet. Auch werden die Studiendaten sehr genau durch die Zulassungsbehörden überprüft, bevor eine Zulassung überhaupt stattfinden kann. Tatsächlich werden negative Studienergebnisse eher nicht veröffentlicht, was schade ist. Aber die Ergebnisse großer Studien, die zu einer Zulassung führen sollen, werden auch dann bekannt, wenn sie nicht positiv sind. Zum Beispiel hat Copaxone als Tablette keine Wirkung gezeigt, wohl aber als subkutane Injektion. Sie können Sich als Patientin sicherlich auf auf die Informationen von AMSEL und DMSG verlassen, wo die "Studienszene" genau überprüft wird. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Reinhard Ruge: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus Ich bin 52 Jahre alt und seit 1990 an MS erkrankt und werde seit 1997 mit Betaferon behandelt. Seit 2003 bin ich auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Mit Kortison bin ich bisher immer im Falle einer auftretenden Verschlechterung (Schub) behandelt worden. In meinem Bekanntenkreis der MS-Betroffenen gibt es welche, die lassen sich einmal im Vierteljahr vorbeugend mit Kortison (Stosstherapie: 3x1.000mg Infusionen) behandeln. Ist diese Behandlungsmethode für jeden MS-Betroffenen ratsam? Meine MRT - Untersuchungen waren in den Jahren 1999 bis 2003 unauffällig. Seit dem ist keine mehr gemacht worden. Mit freundlichen Grüßen Reinhard Ruge

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Herr Ruge, bei MS-Betroffenen mit progredientem Verlauf ohne Schübe können vierteljährliche Kortisonstöße eine Stabilisierung erwirken, wobei man auf das Nebenwirkungsrisiko solch häufiger Kortisongaben achten muss (Osteoporose, Thrombosen, Magenbeschwerden). Falls Betaferon bei Ihnen keine Stabilisierung erbracht hat, ist auch eine Eskalation auf Mitoxantron möglich und mit Ihrem Neurologen zu besprechen. Wenn keine Verschlechterung aufgetreten ist, ist auch kein erneutes MRT notwendig. Falls doch, und wenn eine Umstellung auf Mitoxantron überlegt wird, würde ich ein neues MRT machen. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: hallo zusammen :-)



    Allgemein - Karoline: Gibt es hier eigentlich Leute, die von Anfang an keine Therapie gemacht haben? Wenn ja, warum?


    Tanja89: hallo herr dr. oliver neuhaus :-) meine frage wäre die, habe schon seit 6 jahren ne ms, seit diesem jahr hab ich die diagnose neuromyelitis optica... normale therapien schlagen garnicht an, bekomm bald rituximab, bzw. hab ich bald das aufklärungsgespräch, was halten sie davon?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Tanja, die Neuromyelitis optica (NMO) hat sich erst in den letzten Jahren als eigenständige Erkrankung etabliert, was vor allem auf Untersuchungen in der Mayo-Klinik in den USA beruht. In der Tat wirken viele MS-Medikamente bei NMO nicht so gut, da hier B-Zellen eine ursächliche Rolle spielen (bei der MS meist T-Zellen, seltener allerdings auch B-Zellen). Therapeutisch geht man bei NMO, wenn Kortison oder die MS-Basistherapeutika nicht ausreichend wirken, zu Plasmapheresen (Blutwäschen) über oder zu dem Anti-B-Zell-Antikörper Rituximab, wodurch dann doch eine gute Wirksamkeit erreicht werden kann. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: Hannah bist du noch da? (seh des hier ned, seh keine liste oder so)



    Allgemein - Tanja89: ok, wohl eher ned :-(


    Moderator Patricia Fleischmann: @Tanja89: Richtig, Hannah hat sich wohl ausgeloggt, aber es sind noch eine Handvoll andere Chatter da. Wie siehts mit denen aus, welche Therapien machen Sie?


    Allgemein - Tanja89: ich wollte ihr nur was sagen, weil sie geschrieben hatte, dass sie eine recht junge tochter mit frischer diagnose hat...


    Moderator Patricia Fleischmann: Schreiben Sie's einfach trotzdem. Hannah kann das ja im Chatprotokoll nachlesen.


    Allgemein - Tanja89: keiner da :-(



    Allgemein - Tanja89: wollte ihr nur sagen, dass ich einige in meinem alter mit der diagnose kenne, bzw bin ich ja auch nicht viiiel älter, falls ihre tochter kontakte zu betroffenen sucht


    Karoline: Ich nehme Copaxone seit 1 Jahr. Auch davor war MS-mäßig nicht viel los: Eine minimale Läsion TH 10 und ein halbes Jahr später zwei Mini-Herde im Kopf. Bevor ich Copaxone angefangen habe, war im MRT gar nichts mehr zu sehen. Wenn also jetzt ein Kontroll-MRT gemacht wird: Was ist als Therapieerfolg anzusehen? Dürfte dann gar nichts neu aufgetreten sein? Ist es bei so einer minmalen Läsionslast überhaupt nötig, eine Basitherapie zu machen?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Karoline, ein Therapieerfolg wären keine neuen Läsionen im MRT und vor allem keine weiteren Schübe oder neurologischen Probleme. Die klare Empfehlung ist, MS zu behandeln, auch bei niedriger Läsionslast. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Leah: Ich habe bis jetzt 13 x je 10 mg Ralenova bekommen. Jetzt sagte mir eine Ärztin, da wäre eine sher merkwürdige Dosis, viel zu niedrig (ich wiege bei 1,73m etwa 51 Kilo). Würden Sie eine andrer Dosis empfehlen?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Leah, die empfohlene Dosis von Mitoxantron (Ralenova) ist zunächst 12 mg pro Quadratmeter Körperoberfläche alle drei Monate, also bei Ihnen mit etwa 1,5 Quadratmetern Körperoberfläche (die kann aus Größe und Gewicht berechnet werden) 18 mg. Nach einem Jahr kann die Dosis je nach Wirksamkeit und Stabilisierung gesenkt werden. Das Problem bei Mitoxantron ist die Lebensgesamtdosis von 140 mg pro Quadratmeter Körperoberfläche, d.h. bei der Volldosis kann es nur etwa drei Jahre lang gegeben werden. Deshalb wird die Dosis oft reduziert, damit man es länger geben kann. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: hört sich ja schon mal positiv an, vor allem positiver als das meiste, das man liest, aber gibt ja leider nur wenig quellen... danke! :-)


    Michael: Hallo Herr Dr. Neuhaus, Charité-Forscher haben die mangelnde Nervenzellenproduktion bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Multiple Sklerose entschlüsselt. Wann rechnen Sie mit ersten therapeutischen Erfolgen? Danke für Ihre Antwort im Voraus. Michael

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Michael, von Erkenntnissen im Reagenzglas bis zur Therapie für den Patienten vergeht leider eine ganze Weile, meistens weit mehr als 10 Jahre. Gerade beim Thema neurodegenerativer Erkrankungen, wozu ja auch z.B. der Morbus Parkinson gehören, wäre die Entwicklung von regenerativ wirksamen Medikamenten von höchster Wichtigkeit. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Moderator Patricia Fleischmann: Übrigens gibt es in Baden-Württemberg einige U 30-Treffen von der AMSEL, Start schon im April, wird voraussichtlich morgen auf www.amsel.de veröffentlicht. Vielleicht sind ja ein paar junge Chatter aus dem Ländle dabei...


    Allgemein - Tanja89: gibt es solche treffen denn auch in bayern? am besten in franken, noch besser in nürnberg? ;-)


    Moderator Patricia Fleischmann: Da wenden Sie sich am besten an den Landesverband der DMSG in Bayern.

    Rolf: Hallo, hab primär chronisch progrediente MS und eine toxische PNP nach adjuvanter Chemotherapie mit Oxaliplatin und Capecitabin (Xeloda) ein fixiertes Hand-Fußsyndrom. Nehme Gabapentin nach erfolglosem Versuch mit Lyrica, das aber auch ohne Erfolg. Erscheint die Einnahme von Haschisch THC oder Opiumtropfen aussichtsreich vertretbar oder sinnvoll zur Schmerztherapie und ist eine mild-euphorisierende Haschischwirkung sinnvoll in der "palliativ" symptomatischen Behandlung von neuropathischen Schmerzen?????????? Sind zur Behandlung einer toxischen PNP weitere Substanzen denkbar?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Rolf, wie hoch ist die Dosis von Gabapentin? Es sollte auf jeden Fall ausgereizt werden und kann bis 2700 mg täglich (in Einzelfällen bis 3600 mg täglich) gesteigert werden. Cannabinoide können nur als allerletzte Möglichkeit in Betracht genommen werden, und das nur in großen MS-Zentren. Alternativ können bei neuropathischen Schmerzen andere Antiepileptika wie Carbamazepin oder Antidepressiva wie Amitriptylin eingesetzt werden. Auf jeden Fall ist eine so genannte multimodale Schmerztherapie bei einem Schmerzspezialisten sinnvoll, der mit mehreren Herangehensweisen, auch mit Einsatz verschieden starker Analgetika, helfen kann. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: wegen kortison und osteoporose, lässt sich jemand von euch da die knochendichte bestimmen oder so? bekomm das zeug mittlerweile montalich seit 7 monaten, also stoßtherapien... würdet ihr das machen?


    Michael: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, wie ist Ihre Meinung zu dem Wirkstoff Treosulfan der ja schon in Deutschland in Studien getestet wird? Danke für Ihre Antwoer im Voraus. Michael

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Michael, Treosulfan ist auch eine der Substanzen, die bisher viel versprechende Ergebnisse zeigten. Die Studienergebnisse müssen aber abgewartet werden. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: ok, danke


    Moderator Patricia Fleischmann: Gerne doch :-)


    Allgemein - Tanja89: tun Sie mich bitte duzen :-) komm mir sonst so alt vor ;-)


    Moderator Patricia Fleischmann: Okay, heiße Patricia und fühle mich jetzt stark verjüngt.


    Allgemein - Tanja89: ich heiße tanja und fühle mich jetzt auch wie in den jungbrunnen gefallen ;-)



    Allgemein - Karoline: vielen Dank Herr DR. Neuhaus, und noch einen schönen Abend für alle..


    Tanja89: nur noch eine ganz kleine frage, ich höre immer und über all, für die nmo würden nur mitox und eben rituximab in frage kommen, was ja noch ned zu gelassen ist... was ist denn besser? und warum nehmen sie ned gleich mitoxantron, wenn des schon mehr erforscht ist und zugelassen, auch wegen kostenübernahme, so muss es ja die uniklinik zahlen... vielen dank schon mal! :-)

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Tanja, Mitoxantron ist bei NMO auch sinnvoll. Welches besser ist, ist noch nicht klar, weil die NMO erst seit kurzem als eigene Erkrankung bekannt ist. Momentan wird an einheitlichen Therapieempfehlungen der NMO gearbeitet unter Federführung der Neurologischen Klinik der Charité in Berlin. Sollten Sie Rituximab bekommen, wird sicherlich vorher eine Kostenzusage von der Krankenkasse angefordert werden. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: dir auch karoline, danke


    Moderator Patricia Fleischmann: Ach, eins fällt mir noch ein, Tanja. Nachdem Du andere Betroffene in Deinem Alter suchst: Kennst Du das Forum auf www.amsel.de? Das wäre die richtige Adresse für einen Austausch unter Gleichaltrigen. Ihr könnt auch einen eigenen Thread aufmachen, z.B. "1. Thread für Leute unter 20 mit MS", den hin und wieder wer "erneuern" sollte ("2. Thread..." usf.), damit man keinen langen Arm bekommt beim scrollen. Wenns nicht gleich Feedback gibt, einfach ein paar mal einen Versuch starten.

    Moderator Patricia Fleischmann: Einen schönen Abend, Karoline!


    Allgemein - Tanja89: werde ich gleich mal hinschauen! danke für den tipp! :-)


    W.K.: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, sind Sie der Meinung, daß Copaxone zeitlich unbegrenzt eingesetzt werden sollte, auch wenn sich nach ca. 3 Jahren dieser Behandlung keine weiteren ms - bedingten Symptome aufzeigen sollten und auch neurologische Nachfolgeuntersuchungen keinen Hinweis auf ein Fortschreiten der Erkrankung geben ? MfG W. K.

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo W.K. diese sehr wichtige Frage kann zur Zeit nicht beantwortet werden, nämlich wann man mit einer MS-Langzeittherapie aufhören soll. Momentan wird die dauerhafte Therapie empfohlen, denn auch die MS ist eine dauerhafte Erkrankung. Da bei Ihnen ein stabiler Verlauf besteht, ist von einer Wirksamkeit auszugehen, wobei man natürlich nicht sagen kann, wie es ohne Medikament gewesen wäre. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: ich hoffe, der chat funktioniert noch, mein computer hat sich gerade ein bischen aufgehängt :-(


    Michael: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, haben Sie schon nähere Informationen über die Zulassung von Frampridine SR und wie unterscheidet sich dieser neue Wirkstoff von dem schon eingesetzten Wirkstoff der Firma Acorda Therapeutics (Vorgängermed. A...?) Danke für Ihre Antwort. Michael

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Michael, ich habe gehört, dass Fampridine SR "vor der Zulassung" steht, kann aber kein konkretes Datum nennen. Fampridine ist 4-Aminopyridin, das bisher als Substanz in Apotheken hergestellt wurde und bei motorischer Fatigue eingesetzt wurde. Ein wesentlicher Unterschied besteht nicht. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Allgemein - Tanja89: dachte es wäre eher eine sonderform der ms


    Tanja89: jetzt bin ich aber erschrocken, dann wäre ich ja total falsch hier... bis jetzt hies es immer, es ist nicht klar, ob es eine sonderform ist oder eigenständige erkrankung, aber noch wird es als sonderform gesehen...

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Tanja, NMO gilt als eigenständige, der MS verwandte Erkrankung, deren Belange sicherlich noch lange in der AMSEL und DMSG vertreten werden. Sie sind hier richtig. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Michael: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, noch eine Frage zu Rituximab. Kann das Medikament in Einzelfällen bei SPMS eingesetzt werden und muss dann immer eine Liquor-Bestimmung durchgeführt werde (wg. B-Zellen)? DANKE ! Michael

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Michael, Rituximab ist eine experimentelle Therapie ohne Zulassung. Es macht dann Sinn, wenn die zugelassenen MS-Medikamente nicht wirken und wenn eindeutig B-Zellen eine ursächliche Rolle spielen. Dies wird mittels Liquorpunktion untersucht, indem die B-Zellen im Liquor gemessen werden. Auch unter Therapie mit Rituximab sind Liquorpunktionen sinnvoll, um den Effekt zu messen. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Pia: Hallo Herr Doktor. Kann ein Schub völlig ohne späteren Nachweis im Mrt abheilen sozusagen spurlos u. trotzdem eine Ms vorliegen?

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Pia, ja. MRT-Ergebnisse passen oft nicht zu den klinischen Untersuchungsergebnissen. Entzündliche MS-Herde können im MRT im Verlauf völlig verschwinden. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, in ein paar Minzuten schließt der Chat für heute. Nächstes Mal beantwortet Anja Bessel zu Fragen zum Pflegerecht. Auch Angehörige sind wie immer aufgerufen mitzuchatten!


    Allgemein - Tanja89: michael, nimmst du rituximab?


    Tanja89: heißt das, dass man immer bei der gabe von rituximab lp machen muss? dankeschön! liebe grüße, tanja.


    Allgemein - Tanja89: das wäre ja für mich der horror, oh nein ;-(


    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Tanja, vorher auf jeden Fall. Rituximab ist aber sehr wirksam und wird nicht sehr oft gegeben. In der Regel nur dreimal hintereinander mit ein paar Wochen Abstand. O. Neuhaus

    Michael: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, ist eine PPMS mit Sicherheit immer von einer SPMS abzugrenzen. Es heisst ja, dass immer ein Schub für eine SPMS vorliegen muss, aber wie definiert man eigentlich neinen Schub? Habe auch gehört, dass in Frankreich eine SPMS erst bei mindestens zwei Schüben fesrsteht. Danke für Ihre Antwort. Michael

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Michael, ein Schub ist eine Verschlechterung neurologischer Symptome, die Tage bis wenige Wochen anhält. Ich weiß, diese Definition ist etwas schwammig, aber es stimmt. Wir gehen von einer SPMS aus, wenn früher Schübe vorlagen. Prinzipiell geht das auch mit einem Schub, also z.B. einer Sehnerventzündung. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus

    Pia: Meine Neurol. meint ,da ich noch Beschwerden Habe sei es jetzt psychosomatisch????????

    Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Pia, MS-Beschwerden sind vielfältig und haben nicht immer entsprechende MRT-Läsionen. Mit freundlichen Grüßen O. Neuhaus


    Michael: Hallo Tanja, ich nehme kein Rituximab ! Michael



    Allgemein - Tanja89: ok michael, kann dir bald sagen wie es ist, am 31. hab ich das aufklärungsgespräch.. nur wenn ich da was von lumbalpunktionen höre, muss ich mir das mit dem medikament nochmal überlegen ;-)


    Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, bitte stellen Sie keine neuen Fragen mehr, da der Chat nun schließt. Den nächsten Chat mit einem Neurologen gibt es übrigens am 15.04., Schmerz udn andere Symptome lautet das Thema dann mit Dr. Christof Klötzsch. Ich wünsche allen noch einen schönen Abend und schon mal frohe Ostern!


    Allgemein - Tanja89: dankeschön, wünsche auch allen anwesenden schöne ostern und danke für die beantwortung aller fragen und für den netten chat! :-) bis bald


    Redaktion: AMSEL e.V., 18.03.2008