Neue MS-Therapien

Vielleicht noch 2014 Jahr wird ein Interferon kommen, das nur alle zwei Wochen gespritzt werden muss, so PD Dr. Oliver Neuhaus im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Willkommen im AMSEL-Multiple-Sklerose-Chat ! Ab 19 Uhr antwortet hier und heute Dr. Oliver Neuhaus. Sie dürfen gern jetzt schon Ihre Fragen an ihn posten. Auch die Plauderecke für Gespräche mit andern Chatteilnehmern ist geöffnet !

elly: Guten Abend Dr. Neuhaus, spricht etwas gegen die Umstellung von Tysabri (seit ca. 1,5 Jahren, darunter schubfrei) zu Tecfidera? Und kann ich, wenn Tecfidera bei mir nicht wirkt, wieder zu Tysabri zurück, oder ist das PML-Risiko dann erhöht? Vielen Dank!

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Elly, die Umstellung von Tysabri auf Tecfidera ist möglich, allerdings mit einem Risiko, dass die MS sich wieder meldet. Falls Sie wieder zurück zu Tysabri wechseln müssten, würde das PML-Risiko unverändert bleiben.

PD Dr. med. Oliver Neuhaus

1996-1997 Arzt im Praktikum an der Klinik für Neurologie des Christophsbades in Göppingen

  • 1998-2000 Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Abteilung Neuroimmunologie, Martinsried
  • 2000-2002 Assistenzarzt an der Neurologischen Universitätsklinik, Karl-Franzens-Universität, Graz, Österreich
  • 2002-2006 Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik, Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 2006-2007 Funktionsoberarzt an der Neurologischen Klinik, Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 2006 Abschluss des Habilitationsverfahrens an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit dem Thema: "Immunpharmakologie der Multiplen Sklerose – Wirkmechanismen aktueller und künftiger Therapieansätze"
  • Seit 2007 Chefarzt der Abteilung Neurologie, Kreiskrankenhaus Sigmaringen, Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH
  • PD Dr. med. Oliver Neuhaus wurde 2003 für seine wegweisenden Arbeiten mit dem Sobek-Nachwuchspreis ausgezeichnet.

Carla: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus! Bei mir wurde im Feb 1996 MS diagnostiziert. Seit damals hatte ich lt. meiner behandelnden Neuro 2 Schübe pro Jahr, die mit Chortison bzw. Cortison/Endoxan behandelt wurden. Als Basistherapie bekam ich ab April 1998 Immunglobuline. Nach einem Wechsel des Präparates (seitens der Pharmafirma), welches ich nicht mehr vertragen habe, wurde die BT im Aug 2007 eingestellt. Danach keine Langzeittherapie mehr. Seit März 2011 verschlechterte sich mein Gangbild, meine Wegstrecke lag damals bei ca. 1 km. Ende 2012 verstarb mein Neurologe :-( Anfang 2013 glaubte ich, einen Schub zu haben und in der MS-Ambulanz wurde mir gesagt, dass das KEIN Schub wäre, also keine Cortisonbehandlung. Inzwischen gehe ich gerade noch 100 m und auch das Stiegensteigen fällt mir zunehmend schwerer. Mittlerweile habe ich 3 Neurologen kontaktiert, ich wurde informiert, dass ich wohl sekundär progrediente MS habe und Gilenya, welches bei meiner Freundin gut funktioniert, wurde mir nicht angeboten (ich habe allerdings nie Betaferon oder Avonex genommen). Nun ist Fumarsäure im Gespräch....oder aber vielleicht Laquinimod... Ich kenn mich nicht mehr aus, da Fumarsäure ebenso wie Laquinimod zur Behandlung der schubförmigen MS gelten und mir wurde doch gesagt, ich hätte mittlerweile SPMS. Meine MRT Befunde zeigen schon seit Jahren keine Verschlechterung im Vergleich zur Voruntersuchung. Wie würden Sie diese Sachlage einschätzen? Vielen Dank schon im voraus für Ihre Antwort.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Carla, Sie beschreiben einen typischen SPMS-Verlauf, bei dem nicht mehr immunologische Vorgänge im Vordergrund sind. Deshalb sind immunologische Therapien nicht sinnvoll, auch nicht die neuen. In Frage kämen nur Interferon-beta oder Mitoxantron.

Müller: Guten Abend, bei mir wurde MS vor einem Jahr diagnostiziert. Ich bin 21 Jahre alt, und kernspintomographisch bereits zu Beginn hochaktiver Verlauf mit zahlreichen Läsionen und black holes. Mir wurde gleich Fingolimod empfohlen, welches ich seit November 2013 nehme. Ich hatte keine NW, meine Beschwerden hatten sich sogar gebessert. Dann erneut 2 weitere Schübe mit Hemi-Symptomatik und im MRT weiterhin hohe Krankheitsaktivität mitunter auch 4 neuen kontrastmittelaufnehmenden Läsionen, auch auf Höhe HWS 4/5. Aufgrund der langen Dauer der Schübe und der unvollständigen Remission und in Anbetracht des Schlechten Ansprechens auf Steroide wird mir Alemtuzumab empfohlen, da es hieße meine MS sei überwiegend B-Zell-vermittelt. Natalizumab wird in erster Linie nicht empfohlen, da hierunter weiterhin mit hoher Schubaktivität zu rechnen sei, auch JC-Virus-positiv. Erneutes MRT vor kurzem, hier im Schädel insgesamt hohe cerebrale Läsionslast ohne KM-Aufnahme, im MRT HWS massive Läsionslast im Halsmark, Zunahme mit einer Vergrößerung der Läsion auf Höhe HWK 1/2, die sich bis auf HWK 3 erstreckt. Klinisch zeigte sich eine Besserung der Beschwerden. Da Alemtuzumab für die Behandlung von MS relativ neu ist und wenig Erfahrung vorhanden ist, bin ich ein bisschen skeptisch aufgrund des hohen NW-Profils und der unklaren Studienlage, laut der US-amerikanischen FDA. Was halten Sie persönlich von einer Behandlung mit Alemtuzumab? Welche Erfahrungen haben Sie oder Ihre Kollegen mit diesem „neuartigen“ Mittel bei MS bisher machen können? Würden Sie eher zu Rituximab als vorübergehende Lösung raten? Eine Plasmapherese od. Immunadsorption ist bei Schüben bisher nicht erfolgt. Vielen Dank für Ihre Antwort.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Frau oder Herr Müller, in Ihrem Fall würde ich auf jeden Fall auf Natalizimab umstellen, da diese doch eine Stabilisierung bringen kann. Alemtuzumab wäre hier erst das Mittel zweiter Wahl.

Heiko: Ich bekomme wiederholtt negative Antwort, wenn ich nach Alternativen zu monatlicher Infusion von Corticoid frage. Antwort: alles an neuen Medikamenten für "Neustart von MS", schon seit längerem aktiv nix der neuen Medikamennte wie z.B. Pillen oder Medi zum trinken frei/passend. Stimmt das?!?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Heiko, welchen MS-Typ haben Sie? Monatliche Steroidinfusionen sind auf jeden Fall sehr ungewöhnlich.

elly: Muss man irgendwelche Wartezeiten zwischen Tysabri und Tecfidera einhalten?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Elly, hierzu gibt es keine wissenschaftlich untersuchten Daten, sondern Empfehlung der KKNMS (Krankheitsbezogenes Kompetenznetz MS). Ich weiß die Dauer nicht auswendig, sie liegt etwa bei 8 Wochen.

nuncamais: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus! Bei mir wurde im Feb 1996 MS diagnostiziert. Seit damals hatte ich lt. meiner behandelnden Neuro 2 Schübe pro Jahr, die mit Chortison bzw. Cortison/Endoxan behandelt wurden. Als Basistherapie bekam ich ab April 1998 Immunglobuline. Nach einem Wechsel des Präparates (seitens der Pharmafirma), welches ich nicht mehr vertragen habe, wurde die BT im Aug 2007 eingestellt. Danach keine Langzeittherapie mehr. Seit März 2011 verschlechterte sich mein Gangbild, meine Wegstrecke lag damals bei ca. 1 km. Ende 2012 verstarb mein Neurologe :-( Anfang 2013 glaubte ich, einen Schub zu haben und in der MS-Ambulanz wurde mir gesagt, dass das KEIN Schub wäre, also keine Cortisonbehandlung. Inzwischen gehe ich gerade noch 100 m und auch das Stiegensteigen fällt mir zunehmend schwerer. Mittlerweile habe ich 3 Neurologen kontaktiert, ich wurde informiert, dass ich wohl sekundär progrediente MS habe und Gilenya, welches bei meiner Freundin gut funktioniert, wurde mir nicht angeboten (ich habe allerdings nie Betaferon oder Avonex genommen). Nun ist Fumarsäure im Gespräch....oder aber vielleicht Laquinimod... Ich kenn mich nicht mehr aus, da Fumarsäure ebenso wie Laquinimod zur Behandlung der schubförmigen MS gelten und mir wurde doch gesagt, ich hätte mittlerweile SPMS. Meine MRT Befunde zeigen schon seit Jahren keine Verschlechterung im Vergleich zur Voruntersuchung. Wie würden Sie diese Sachlage einschätzen? Vielen Dank schon im voraus für Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo "Nuncamais", ich habe dieselbe Frage bei "Carla" gesehen und beantwortet.

Müller: Dann wäre in diesem Fall Tysabri bzw. Natalizumab als sog. Zwischenlösung angedacht. Kann man davon ausgehen, dass unter Alemtuzumab langfristig eine Stabilisierung zu erreichen sei?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Mit Tysabri wären Sie die ersten beiden Jahre ziemlich sicher vor PML, auch wenn der JC-Antikörperstatus positiv ist. Dann wissen Sie auch, ob es sicher wirkt. Voraussichtlich wird man in naher Zukunft mit einem Bluttest herausfinden können, ob man mit JC-Antikörpern eine erhöhte PML-Gefahr hat. Alemtuzumab ist tatsächlich hoch wirksam und kann eine langfristige Stabilisierung erreichen, allerdings mit vielen möglichen Nebenwirkungen. Es wirkt auch nur teilweise auf B-Zellen, weshalb in Ihrem Fall, wenn Natalizumab nicht wirkt, Rituximab zu überlegen wäre (ist aber nicht zugelassen und kann nur in Universitätsambulanzen gegeben werden).

Heiko: Laut letztem Stand von Untersuchung, MRI & Analysen von Blut, Stuhlgang, etc. ist es wohl gelungen die progressiv verlaufende MS abzustoppen - sprich weitere Progression "anzuhalten"...

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Heiko, Sie haben die primär progredient verlaufende MS (PPMS)? Dann sind alle immunologischen Medikamente tatsächlich nicht wirksam. Einzige Ausnahme sind Steroidstöße, aber aus meiner Sicht maximal 4 x jährlich und nur, wenn sie wirklich eine anhaltende Stabilisierung erreichen, und dann nur mit Osteoporoseschutz. Ein "Anhalten" der PPMS ist bislang nicht sicher erreichbar.

Katja: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus! Meine Diagnose: sekundär progrediente Encephalitis disseminata ED 2006, EDSS ca. 5,5 Meine Mediaktion: Fampyra, Gabapentin, Spasmex, bB Ibu Meine Frage: Was empfehlen Sie nach Mitoxantron? Ich hatte bisher Copaxone, Avonex, Rebif Seit 03/2012 bin ich ohne Schub, allerdings bin ich sehr erschöpft und meine Gehstrecke hat sich sehr verringert (unter 100m) mit Rollator. Welche Option habe ich (60J). Im Voraus Dank!!!

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Katja, nach Mitoxantron stehen keine weiteren immunologischen Medikamente außer Steroidstößen zur Verfügung, sicher nicht die neuen Medikamente. Im Vordergrund steht bei Ihnen die symptomatische Therapie, die Sie bereits haben (Fampyra etc.). Die Erschöpfbarkeit kann mit MS selbst oder auch mit Gabapentin zusammenhängen. Bitte lassen Sie auch Blutbild und Schilddrüsenwerte überprüfen. Haupttherapie ist Physiotherapie. Lassen Sie Pausen am Tage zu.

DIETMAR: WIE LANGE DAUERT ES BIS TECEFIDERA ANSCHLÄGT ??? HATTE ZUVOR COPAXONE GESPRITZT UND DAVOR HABE ICH TYSABRI BEKOMMEN UND DA GING ES MIR PRÄCHTIG

PD Dr. Oliver Neuhaus: Tecfidera wirkt relativ schnell, so in den ersten 6 bis 12 Wochen. Copaxone braucht wesentlich länger zum Wirken, und Tysabri wirkt sofort.

Rose: Hallo und guten Abend Herr Dr.Neuhaus.Was gibt es denn Hallo Herr Dr.Neuhaus.Wann ist voraussichtlich nahe Zukunft?Danke.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Rose, können Sie die Frage bitte genauer stellen?

Carleen: Hallo Frau Fleischmann, Hallo Herr Dr. Neuhaus, bei mir wurde vor 2 1/2 Jahren MS diagnostiziert, nachdem ich einen Schub mit starkem Schwindel hatte. Leider ist die Symptomatik nicht ganz verschwunden. Danach hatte ich keine neuen Beschwerden mehr. Vor 20 Jahren als Erstsymptom eine Sehnervenentzündung. Allerdings zeigt jetzt ein neues MRT 3 neue Läsionen. Bisher habe ich eine Basistherapie auf Grund von Nebenwirkungen und Einschränkungen im täglichen Leben und meinen geringen Symptomen abgelehnt. Ist Tecfidera möglicherweise für mich die richtige Therapie? Was kommt sonst noch in Frage? Herzlichen Dank für Ihre Antwort.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Carleen, da das MRT nicht stabil ist, empfehle ich auf jeden Fall den Beginn mit einer Basistherapie. In Frage kommen die Interferone, Copaxone, Aubagio und Tecfidera. Ja, Tecfidera ist zum Therapiestart OK.

ju_81: Hallo Hr. Dr. Neuhaus. Bei mir wurde ms 2009 diagnostiziert. Seither spritze ich Copaxone und bin Schubfrei. Auch ansonsten keinerlei Beschwerden. Copaxone vertrage ich sehr gut, jedoch habe ich seit ca. 1 Jahr Unterhautfettgewebeschwund. Mein Neurologe hat mir deshalb Umstellung auf Fumarsäure ans Herz gelegt. Ich bin jedoch skeptisch (never change a winning team?) Wann empfehlen Sie eine Umstellung?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo ju_81, ja: never change a winning team. Einziger Grund zu wechseln wäre nur die Nebenwirkung mit dem Fettgewebeschwund. Dann wären Fumarsäure oder Teriflunomid OK (letzteres nur wenn Sie eine Frau sind und nicht planen schwanger zu werden).

Rosi: In den letzten Wochen wurde Dimethylfumarat zugelassen. Trifft das Medikament auch für die chronisch verlaufende MS zu? Gruß Rosi

PD Dr. Oliver Neuhaus: Nein, leider nicht. Es ist nur für die schubförmige Form zugelassen.

Olaf: Sehr geehrter Herr Dr. Neuhaus, meine Frage bezieht sich auf den evtl. Wechsel von Gilenya auf Tecfidera oder Aubagio. Ich habe MS seit 2007, in den letzten drei Jahren kontinuierliche Verschlechterungen vorallem der Gehfähigkeit. Nachweisliche Herde hatte ich 2007 und 2012. Angefangen habe ich mit Rebif 22, dann 2012 Rebif 44, durch weitere Verschlechterungen riet mir mein Neurologe zu eskalieren. Ich bin JC Virus positiv, daher nehme ich seit Juni 2013 Gilenya. Nun sind meine Lymphozyten immer im Keller (Lympho abs. /µ 130-300), so daß ich Gilenya nur noch jeden zweiten Tag nehmen soll. Besteht diese Gefahr bei Tecfidera ebenso ? Ich würde gerne von Gilenya wechseln, laut meinem Neurologen sei Tecfidera nicht so effektiv wie Gilenya. Oder wäre Aubagio eine Alternative? Vielen Dank für Ihre Bemühungen

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Olaf, Gilenya jeden zweiten Tag ist nicht sinnvoll, da es hier keine sichere Wirksamkeit hat. Haben Sie sicher noch den schubförmigen Verlauf oder den sekundär chronisch progredienten? Dann wäre grundsätzlich nur Mitoxantron möglich, allerdings bei den Lymphozytenzahlen aktuell nicht sinnvoll. Wenn der Verlauf weiter schubförmig ist, ist die Umstellung auf Tecfidera möglich, allerdings können die Lymphozyten hier auch absinken und müssten häufiger als sonst vorgeschrieben kontrolliert werden.

Heiko: Ich erhalte neben dem Corticoid-Beutel Pillen vor & nach der Infusion für den Osteoperoseschutz. Laut meinem Doktor gibt es wohl etwas Pillenmässiges "in der Warteschlange", sprich noch im Test. Aber ausser Fampyra gibt er mir nichts anderes zusätzlich. Kennen Sie diese neuen Tabletten auch & wenn, was können Sie dazu sagen?!?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Für die PPMS gibt es einiges in Studien, aber noch nichts konkret vor der Tür. Vielleicht hören wir bald von den Ergebnissen der Studie mit Gilenya bei PPMS.

Rose: Wie nahe die Zukunft ist um im Bluttest heraus zu finden ob eine erhöhte Gefahr von PML besteht (ein halbes Jahr----3Jahre?)

PD Dr. Oliver Neuhaus: Den Bluttest gibt es jetzt schon und wird von der neurologischen Uniklinik Münster für EUR 200,- angeboten, was die Krankenkasse nicht bezahlt. Die Aussagekraft dieses Testes ist jedoch noch umstritten, weshalb er nicht in der Routine empfohlen wird. Wahrscheinlich haben wir in den nächsten beiden Jahren mehr Klarheit über die Wertigkeit dieses Tests.

ju_81: ansich ist aber doch der Schwund im Unterhautfettgewebe lediglich ein "kosmetisches" Problem. Oder ist es als Zeichen zu Werten, dass der Körper Copaxone ablehnt?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Nein, es ist nur kosmetisch. Bei Copaxone gibt es keine Bildung neutralisierender Antikörper. Never change a winning team.

Müller: Wann können wir mit der Zulassung neuer Medikamenten rechnen, hierbei insbesondere neue monoklonale Antikörper? Könnte eine autologe od. allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation bei hochaktiven, schweren Verläufen eine Stabilisierung erreicht werden? In den USA hat man diesbezüglich schon Studien gestartet, in D wird meines Wissens nur an der Uniklinik Hamburg als Experimentelles Verfahren angeboten in Ausnahmefällen. Wie stehen Sie dazu? Vielen Dank für Ihre Antwort.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Die nächsten Medikamente stehen vor der Tür. Vielleicht noch dieses Jahr wird ein Interferon kommen, das nur alle zwei Wochen gespritzt werden muss. Bald kommt auch Laquinimod, und die nächsten monoklonalen Antikörper folgen auch in den kommenden wenigen Jahren (Antikörper gegen T- und B-Zellen). Stammzelltransplantation kann bei sehr schwerer MS tatsächlich wirksam sein, schwere bis tödliche Nebenwirkungen sind aber möglich.

Heiko: Gilenya wäre Tabletten oder auch Infusion?!?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Gilenya sind Kapseln.


Allgemein - rosi: ich möchte mit einigen betroffenen kommunizieren


nuncamais: Hallo Hr. Dr. Neuhaus! sorry für die doppelte Fragestellung, habe den mailText nochmal hier reinkopiert. Es läuft jetzt eine Studie mit dem Wirkstoff Siponimod (BAF312) an der ich teilnehmen werde. Außerdem soll auch lt. AmselSeite Gilenya für die SPMS "zugelassen" werden, was aber von der europ. Kommission abhängt, soweit ich das verstanden habe. Das kann wohl noch dauern. Was ist denn jetzt der letzte Stand der Dinge? Danke für Ihre Antwort!

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Nuncamais, Siponimod ist der Nachfolger von Fingolimod (Gilenya). Alle Zulassungen hängen von der Entscheidung der Europäischen Zulassungsbehörde "EMA" ab. Von Fingolimod bei SPMS oder PPMS habe ich noch keine konkreten Informationen. Ja, die Zulassungen dauern oft sehr lange (wir haben es bei Tecfidera erlebt).

Moderator Patricia Fleischmann: @ rosi: Einfach eine Frage in das Plaudereckenfeld stellen - alle können antworten.


Allgemein - nuncamais: Hallo an alle! Ist hier jemand, der Mitoxantron nimmt? Wie geht es Euch damit?


manu: Guten Abend, ich nehme seit 3 Wochen Aubagio nachdem ich Fumarsäure nicht vertragen habe (Quincke-Ödem am 2. Tag!). Ich habe seit 14 Jahren MS und davon 6 Jahre Copaxone u. die restlichen Jahre Avonex gespritzt. Fühle mich sekundär progredient, soll ich aber - lt. Arzt - noch nicht sein, sondern eher aufgesetzte Schübe haben. Bisher vertrage ich Aubagio. Meine Frage: Wenn die ersten 6 Monate mit 2-wöchiger Blutkontrolle vorbei sind, bin ich dann auf der "sicheren" Seite, d.h. vertrage ich das Med. dann oder besteht immer noch die Gefahr einer Lebererkrankung? Verunsichert bin ich z.zt. was einen Infekt betrifft, muss ich dann gleich zum Arzt z.B. bei Halsschmerzen....? Danke und viele Grüße an Sie! Manu

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Manu, die Gefahr einer Lebererkrankung ist viel kleiner als man durch die häufigen Blutkontrollen denken würde. Nach einem halben Jahr sind sie nur noch alle 8 Wochen erforderlich. Die häufigen Blutbestimmungen haben mit dem mit Teriflunomid verwandten Rheumamittel Leflunomid zu tun, das mehr Lebernebenwirkungen hat. Bei Infekten, die häufiger auftreten können, sollten Sie sich ärztlich vorstellen, da eventuell ein Antibiotikum nötig sein könnte.

Didi: Wie sind die Nebenwirkungen bei dem 2wöchigen Interferon? Kennen Sie die Zwischenergebnisse der Studie?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Didi, die bisherigen Studienergebnisse sind gut, also wohl Wirksamkeit wie die bisherigen Interferone und grippeartige Nebenwirkung entsprechend seltener. Von neuen Nebenwirkungen, die wir bislang von Interferonen nicht kennen, habe ich noch nicht gehört.

Lisa B.: Hallo Herr Dr. Neuhaus. Seid 2009 ist bei mir ein e schubförmig remitierende MS diagnostiziert. Seid´Diagnose spritze ich Copaxone und war knapp 4 Jahre schubfrei. Herbst 2013 hatte ich einen klinisch auffallenden Schub in der Halswirbelsäule (vorher war die ms überwiegend kopflastig) und im märz 2014 hatte ich einen weiteren Schub im halswirbelbereich. nun überlege ich, auf eine medikatio n in tablettenform umzustellen. Einmal ist da ja das. Tecfidera., hier stört mich aber die sinkende weiße blutkörperanzahl (sorge vor häufigen infekten) und die notwendigkeit häufiger klinischer kontrollen. Beim Aubagio hören sich die Folgen/Nebenwirkungen nicht ganz so harsch an (ich berufe mich auf den Amselartikel „Neue Tabletten zur MS_Behandlung in Aussicht“ Sind nach neueren Erkenntnissen noch weiter Medikamente in Tablettenform in Aussicht? Welches Medikament würden sie bei meiner Verlaufsform empfehlen? Personenangaben: weiblich, 29 Jahre, 1,76 groß, 55Kg schwer, Medikation: Cipralex20, Trospi 30mg, Copaxone, Mictonorm Uno30mg, Gabapentin 100mg, Episodenhafte Depressionen. Bisher wurde ich im Ms zentrum des Uniklinikums Dresden medizinisch betreut , musste aber aus persönlichen Gründen wieder in den Süden ziehen. Aus diesem Grund habe ich im Moment keine neurologische Betreuung. Können sie mir in Oberschwaben einen Neurologen mit eingehenderen Kenntnissen in der ms Theapie empfehlen können

PD Dr. Oliver Neuhaus: Hallo Lisa, Sie finden mich in Sigmaringen in Oberschwaben. Da ich Krankenhausarzt bin, benötige ich allerdings bei gesetzlich Versicherten eine Überweisung vom Facharzt. Unter Aubagio dürfen Sie auf keinen Fall schwanger werden, auch müssen hier sehr häufig Leberwerte kontrolliert werden. Bei Tecfidera stehen die möglichen Magen-Darm-Nebenwirkungen und der so genannte Flush im Vordergrund, allerdings sind die Blutkontrollen deutlich seltener. Ich denke, als ersten Schritt können Sie mit Tecfidera anfangen.

Carmen: Setzen viele Tecfidera wieder ab? Man hört immer wieder davon.

PD Dr. Oliver Neuhaus: Einige müssen Tecfidera wegen Nebenwirkungen absetzen. Die Dosis auf die Hälfte zu reduzieren (2 x 120 mg) ist allerdings keine langfristige Lösung.

nuncamais: Noch eine Frage: was halten Sie generell von Immunglobulinen als Langzeittherapie? die Wirkung ist lt. meinen pers. Erfahrungen unter den MS behandelnden Neurologen sehr umstritten, die einen schwören drauf und die anderen sagen, dass diese Medikation nichts bringt.... Liebe Grüße aus Österreich!

PD Dr. Oliver Neuhaus: Da Immunglobuline nicht zugelassen sind, ist es extrem schwer, sie als Langzeittherapie durchzusetzen, zumal für die schubförmige MS inzwischen 14 (!) immunologische Medikamente möglich sind, für die SPMS 4 und für die PPMS keine. In wenigen Einzelfällen können sie sinnvoll sein, z.B. bei hoher Schubaktivität unmittelbar nach Entbindung.

ju_81: Habe gelesen, dass Copaxone bald mit doppelter Wirkstoffdosis nur noch alle 2 Tage zu spriten ist. Ist hierbei aufgrund des höher dosierten Wirkstoffst mit größerer Wahrscheinlichkeit mit Nebenwirkungen zu rechnen, oder könnte hier ohne Bedenken umgestellt werden?

PD Dr. Oliver Neuhaus: Die Zulassung von doppeltem Copaxone dauert noch. Dann sollte eine Umstellung aber kein Problem sein.

Maja: Guten Abend! Wie verträgt sich Tecifdera mit dem Nuvaring/Verhütungsring? Der Neurologe sagt es ist kein Problem, der Apotheker rät zur zusätzl.. Verhütung...? Ich vertrage Tecifdera sehr gut, aber wie sieht es mit der gleichzeitigen Einnahme von Perenterol oder Immodium aus? (Für den Fall der Fälle....)? Gibt es Wechselwirkungen? Herzlichen Dank!

PD Dr. Oliver Neuhaus: Ich habe von keinen Problemen mit dem Nuvaring gehört. Eine doppelte Verhütung finde ich unnötig. Bei Durchfall kann Imodium genommen werden. Besondere Wechselwirkungen gibt es hier nicht.

Redaktion: AMSEL e.V., 06.05.2014