Irrgarten Therapie?

04.12.07 - Cladribin und Fingolimod (FTY-720) sind beide sehr erfolgversprechend, so PD Dr. Peter Flachenecker im Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Guten Abend, verehrte Chatter, verehrter Herr Dr. Flachenecker, heute wollen wir uns zurechtfinden im "Irrgarten Therapie" und sind wie immer gespannt auf Ihre Fragen!

juli: Wie sollte ein Patient, der seit über 3 Jahren unter Betaferon schubfrei ist neu erscheinende Medikamente beachten, die ja eventuell "noch besser sein werden", die Schubfreiheit noch verlängern könnten? Schließlich ist die Erfolgsquote der verringerten Schubrate bei neueren Medikamenten teilweise mit höheren Prozentzahlen angegeben, als die für Interferone. Oder sollte man grds. nur das Medikament wechseln, wenn es einem schlechter geht (also wieder Schübe kommen) und das alte nicht mehr wirkt?

PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Juli, hallo an alle "Chatter": erstmals herzlich willkommen zum heutigen "Therapie-Chat" Nun zur Frage von Juli: wenn Sie seit 3 Jahren unter Betaferon schubfrei sind, gibt es keinen Grund, die Therapie zu wechseln. Selbst wenn andere Präparate wirksamer sein sollten, können Sie doch auch nicht mehr als Schubfreiheit erzielen. Zudem kennen wir das Nebenwirkungsprofil von Betaferon sehr gut, während bei den neuen Therapien immer wieder "Überraschungen" auftreten können.

 
 
PD Dr. peter flachenecker
 
 
 
     
     

    seit September 2004 Chefarzt des Rehazentrums Quellenhof in Bad Wildbad
    Bis dahin als Chefarzt der Abteilung für Neurologie der Bavaria Klinik Bad Kissingen beschäftigt.

    • Der verheiratete dreifache Vater verfügt über einschlägige Erfahrungen in der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) aus seiner Zeit an der Universität Würzburg.
    • Von 1992 - 2002 in der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg tätig, ab 1993 in der MS-Ambulanz und mit mehreren multizentrischen MS-Therapiestudien betraut.
    • Daneben Betreuung eigener Forschungsprojekte.
      wissenschaftliche Schwerpunkte: autonome Störungen bei MS und deren Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf sowie die erhöhte Erschöpfbarkeit ("Fatigue") bei MS.
    • Habilschrift zum Thema Fatigue.

    Birka: Hallo Herr Dr. Flachenecker, habe gehört, daß man durch biokynetische medizin, das ist elektroakkupunktur und ankurbelung des selbstheilungsprozesses, bei ms wieder besser laufen kann. Können Sie dazu etwas sagen oder gibt man da nur unnötig geld aus? Danke für den tipp.

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Birka, dazu kann ich nichts sagen, nur soviel, dass diese Methode wissenschaftlich nicht erwiesen ist. Ich fürchte, dass die Versprechungen nicht haltbar sind, insofern denke ich, dass Sie sich das Geld sparen können.

    Elmar: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, welchem der zukünftig neu auf den Markt kommenden, oral einzunehmenden Medikamente geben Sie die größte Chance?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Elmar! Derzeit werden zwei orale Präparate in großen Studien untersucht - Cladribin und Fingolimod (FTY-720). Beide sind sehr erfolgversprechend, wobei wahrscheinlich Cladribin zuerst auf den Markt kommen wird, sofern die große Phase-III-Studie planmäßig verläuft. Allerdings wird das nicht vor 2009 sein.

    Pascale: Hallo Herr Dr. Flachenecker, ich bin 42 und habe seit 1 1/2 Jahren MS. Bei Ausbruch der Krankheit hatte ich nur einen sehr kleinen Herd TH 10. Ich wollte erst mal abwarten (ohne Basistherapie). Nach einem halben Jahr bekam ich 2 Mini-Herde im Kopf. Danach Interferon (nicht vertragen). Nach einem Jahr entschied ich mich für Copaxone. Das Kurz davor angefertigte MRT zeigte aber GAR KEINEN Herd mehr! Ich vertrage es zwar gut, aber ist es bei so wenig (bzw. gar keinen) Herden überhaupt nötig, eine BT zu machen, zumal ich null Behinderungen habe? Neulich habe ich gelesen, daß Patienten mit wenig Herden überhaupt nicht von Betaferon gegenüber Placebo profitieren (BENEFIT-Studie). Stimmt es,daß bei wenig Herden Copaxone besser sein soll, bzw. ist es in meinem Fall überhaupt nötig?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Pascale, das ist schwierig zu beurteilen, insbesondere, da es offensichtlich unterschiedliche Beurteilungen des MRT gibt. Grundsätzlich möchte man ja keine MRT-Herde behandeln, sondern mit der BT Schübe reduzieren. Von einer Immuntherapie hat man sicher dann den größten Nutzen, wenn man gerade noch keine Behinderung hat, denn die Therapie soll ja vorbeugend wirken. Andererseits möchte man auch nicht unnötig behandeln, denn vielleicht kommen ja auch ohne Behandlung keine weiteren Schübe. Wenn ohne Therapie tatsächlich zwei neue Herde aufgetreten sein sollten, bedeutet das, das die Krankheit aktiv ist. Insofern hängt viel an der fachgerechten Beurteilung des MRT. Mein Vorschlag: nehmen Sie die Bilder, und zeigen Sie diese einem MS-erfahrenen Neurologen (z. B. erkenntlich daran, dass dieser die Anerkennung als MS-Zentrum der DMSG hat).

    Ursula: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, Da ich viel im Internet unterwegs bin, ist mir aufgefallen, daß viele Patienten jahrelang teilweise schwere Nebenwirkungen der Basistherapie (bis hin zu Interferon-induzierten Deppressionen) erleiden müssen. Wie kommt es, daß so viele Neurologen so lange Durchhalteparolen (oder z.b. Antidepressiva) geben, anstatt einen Therapiewechsel vorzuschlagen? Vor allem bei den Interferonen beschleicht einen das Gefühl, daß viele Neurologen es völlig normal finden, daß Nebenwirkungen auch mach längerer Zeit nicht verschwinden. Ich habe da schon haarsträubende Geschichten gehört. Übrigens hat sich in meinem Fall der beratende Arzt der Firma Serono bis zum Schluß geweigert anzuerkennen, daß meine permanente Übelkeit von Rebif kommen kann (steht allerdings im Beipackzettel). Er sagte, ich hätte halt wohl Gastritis. Komisch nur, daß ich diese Beschwerden nur unter Rebif hatte, und daß sie nach dem Absetzen sofort verschwanden. Seit ich die Therapie gewechselt habe, geht es mir blendend. Wieso sind da viele Neurologen so zögerlich? viele Grüße

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Ursula, wie häufig solche "Durchhalteparolen" gegeben werden und warum, kann ich Ihnen auch nicht beantworten. Ich kann Ihnen nur meine Sicht darlegen. In der Tat ist es so, dass Nebenwirkungen vor allem in der Einstellungsphase (in den ersten drei Monaten) auftreten und dann verschwinden. Es ist auch richtig, dass die Therapie langfristig angelegt ist, d.h. ein Wechsel alle 3 Monate keinen Sinn macht. Selbstverständlich ist es ein guter Grund, bei schweren und beeinträchtigenden Nebenwirkungen die Therapie zu wechseln - es gibt ja auch innerhalb der Interferone (und außerhalb mit Copaxone) gute Alternativen.

    Ute: Hallo Herr Flachenecker, immer wieder hört man, daß orales Kortison genauso gut wirkt wie intravenöses. Wie sind da Ihre Erfahrungen?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Ute, die MSTKG (die sich aus MS-Experten zusammensetzt) empfiehlt zur Schubtherapie hochdosiertes, intravenöses Kortison. Das ist sicher schneller und möglicherweise besser wirksam als orales Kortison. Daher gebe auch ich zur Schubtherapie immer Kortison intravenös.

    Silbermond: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker. Guten Abend. Nachdem ich jetzt seit ca. 1 1/2 Jahren Betaferon spritze (welches ich sehr gut vertrage) war ich vor kurzem auf einem MS Seminar. Dort habe ich mich sehr fuer das Medikament Avonex interessiert, darf es aber nicht injizieren, da ich das Betaferon vertrage. Jetzt meine Frage: Wie sieht das diesbezueglich der oralen Praeparate aus? Gibt es da schon eine Regelung, dass diese Praeparate jedem MS Patienten verschrieben werden? Vielen Dank fuer Ihre Antwort. Ihr Silbermond

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Silbermond, es stimmt nicht, dass Sie Avonex nicht spritzen dürfen, wenn Sie Betaferon vertragen. Ob Sie das machen sollten, ist eine andere Frage, aber grundsätzlich ist das möglich (und die Krankenkasse muss das Präparat bezahlen).

    Sabine: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, ich spritze jetzt fast 3 Jahren Cop. Nun war ich im MRT und lt. Radiologen traten Black holes auf. Was bedeutet das?? Ich habe im Januar '08 meinen Termin in der Uni um das MRT zu besprechen. Ich weiss schon jetzt, dass mir zum Mediwechsel geraten wird. Aber was tun?? Ich will auf gar keinen Fall Interferone. Das einzige wäre für mich evtl. Tysabri. Kann ein evtl. Wechsel von Cop auf Tysabri erfolgen? Was sind Black holes? Schlimm? Ich hoffe, Sie können meine Neugier verstehen.

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Sabine, also erstmal: nur aufgrund des MRT wird Ihnen (hoffentlich) niemand zum Therapiewechsel raten, es sei denn, Sie haben zusätzliche Zeichen der Krankheitsaktivität wie anhaltende Schübe oder eine fortschreitende Behinderung. Tysabri sollte nur dann verordnet werden, wenn unter einer Basistherapie (IFN-b oder Cop) noch häufige Schübe (mehr als einer pro Jahr) auftreten. Zu den sog. "Black holes": das sind in einer speziellen MRT-Aufnahme "dunkle Flecken", die möglicherweise einen dauerhaften Schaden anzeigen, aber auch wieder verschwinden können (und damit eben nicht zwangsläufig mit dauerhafter Behinderung vergesellschaftet sind).

    pero: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, ich haben einen sekundär chron.-progr. Verlauf der MS. Wei die Gehfähigkeit stark nachgelassen hat und ich eine Spastik im Arm bekommen habe, ist mir Mitoxantron empfohlen worden.Trotz 4maligem Anwenden verschlechtert es sich weiter. Darauf hin habe ich nach Absprache mit meinem Arzt die Therapie abgebrochen. Meine Frage, ist Tysabri die einzige Alternative?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Pero, leider ist Tysabri keine Alternative, denn dieses Medikament ist nur zur Behandlung des schweren, schubförmigen Verlaufs zugelassen. Bei einer raschen Progression trotz Mitoxantron kommt möglicherweise als Alternative eine aggressive Chemotherapie mit Cyclophosphamid (Endoxan) in Frage, vor allem, wenn der Verlust der Gehfähigkeit droht. Vielleicht sprechen Sie Ihren Arzt einmal darauf an oder stellen sich in einem Zentrum vor.

    Ute: Auch ich habe mich mal mit den neusten Ergebnissen der Benefit-Studie befaßt. Dort kam eindeutig heraus, daß Patienten mit geringer Läsionslast (

    PD Dr. Peter Flachenecker: Wie geht die Frage weiter?

    Sabine: Herr Dr. Flachenecker, haben Sie eben den "Plumps" gehört? Mir ist echt ein Stein vom Herzen gefallen, als ich Ihre Antwort las. Schöne Weihnachten und alles Gute für 2008.

    PD Dr. Peter Flachenecker: Ja, habe ich. Freut mich sehr, auch Ihnen ein schönes und hoffentlich ruhiges Weihnachtsfest!

    Ute: merkwürdig, wo ist bloß er text geblieben...? patienten mit geringer läsionslast (

    PD Dr. Peter Flachenecker: Manchmal führen Computer offensichtlich ein Eigenleben ...

    Ruth: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, meine Diagnose :Sekundär chronisch progredient mit zunehmenden Laufbehinderungen. Während meines sehr guten Reha Aufenthaltes im Quellenhof berichtete mir eine Patientin mit der gleichen Diagnose von einem sehr positiven Einfluß einer halbjährlich Cortison Rückenmarkspritze. Was halten Sie davon?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Ruth, in der Tat kann die sog. "intrathekale" Kortisongabe im Einzelfall im Sinne einer symptomatischen Therapie Spastik und Gehvermögen verbessern. Wir bieten diese Therapieoption auch an, vielleicht sprechen Sie mich bei Ihrem nächsten Aufenthalt im Quellenhof darauf an.

    Ute: zum 3. mal... in der studie kam heraus, daß leute mit wenig herden nicht von betaferon profitieren. wie erklären sie sich die ergebnisse?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Ute, jetzt hat es geklappt. Zunächst vorneweg: in die BENEFIT-Studie wurden nur Patienten eingeschlossen, die mindestens zwei MRT-Herde hatten. Die Subgruppenanalyse zeigte, dass ALLE Patienten (unabhängig von der Krankheitsaktivität) profitierten und gerade die Patienten mit geringerer (!) Krankheitsaktivität (wenige Krankheitssymptome, wenige Herde, keine KM-Aufnahme) einen deutlich besseren Effekt für den primären Studienendpunkten (Zeit bis zum 2. Schub) hatten.

    Moderator Patricia Fleischmann: @ute und zum Eigenleben der Computer: Könnte mit der Klammer oder irgendeinem anderen Sonder-/ Satzzeichen zusammenhängen. Um das Problem künftig aus unserer Chatwelt zu bekommen, könnten Sie mir bitte das Original an patriciaPUNKTfleischmannÄTTamsel-dmsgPUNKTde schicken? (Die komische Adress-Schreibung hier ist Absicht, um Späm zu unterdrücken. - Ich denke, Sie wissen, was ich meine. Tja, wenn man nicht ständig einen Weg findet, die Computerwelt auszutricksen...)

    Blanca: Hallo Herr Dr. Flachenecker, ich bin weibl., 44 J., alt, habe seit 9 Jahren MS, bisher ohne große sichtbare Behinderungen, aber dafür eine schwere Fatigue, die mich so ziemlich einschränkt im normalen Leben. Obwohl ich nicht mehr berufstätig bin u. mir den Tag so "angenehm" u. stressfrei wie mögl. gestalten kann, strengen mich selbst ganz normale alltägl. Dinge sehr an u. ich muss mich ständig ausruhen oder sogar einen kurzen Erholungsschlaf machen. Da ich bisher nur 5 Schübe hatte (diese aber sehr schwer, hat sich aber gottseidank alles wieder zurückgeb. dank Kortison) bis auf einige Missempfindungen mache ich keine Basistherapie, nehme aber Fluoxetin als Antidepressivum, Ibuprofen gegen die ständigen Schmerzen überall im Körper, mache Krankengymnastik, kurze Spaziergänge mit meinem kleinen Hund. Aber leider baue ich immer mehr ab, meine Kräfte werden weniger, die Gehstrecke kürzer, nach einer heftigen Grippe im November komme ich gar nicht mehr in Schwung, selbst meine restliche Kraft, die ich bisher noch hatte, ist weg. Haben Sie einen Tip für mich, wäre sehr dankbar!!! Herzliche Grüße aus Wuppertal, Blanca. PS War schon in der Werner-Wicker-Klinik in Bad Wildungen , vor 7 Jahren, dort hat es mir super gut gefallen u. die Ärzte waren auch sehr kompetent.

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo Blanca, die Fatigue ist medikamentös schwer zu behandeln. Sinnvoll ist eine Tagesstruktur, mit der Sie zurecht kommen, körperliches Training (soweit es eben geht), und ausreichende Ruhepausen. Medikamentös kann man Amantadin (z. B. PK-Merz) oder Modafinil (Vigil) versuchen, manchmal hiflt auch 4-Aminopyridin.

    N.: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, wie ist Ihre Meinung zu dem Medikament Frampridine und gibt es schon Informationen wann dies eventuell zur symptomatischen Behandlung zu gelassen wird?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo N, Fampridine ist ein Medikament, das derzeit zur Behandlung der Fatigue in klinischen Studien untersucht wird. Solange die Ergebnisse nicht vorliegen, kann ich auch nichts zur Zulassung sagen.

    Ruth: Danke, ich komme beim nächsten Aufenthalt im Quellenhof sicher auf Ihr Angebot zurück.

    PD Dr. Peter Flachenecker: Prima!

    Ute: ich glaube, das "kleiner"-zeichen hat alles kaputt gemacht. ich wollte sagen, daß leute mit "kleiner als" 9 herden z.b. von betaferon nicht profitieren (siehe benefit-studie). da ich selbst seit jahren nur 2 kleine inaktive herde habe, frage ich mich schon, warum ich spritzen soll. wie erklären sie sich dieses studienergebnis? (hoffentlich klappts jetzt?)

    PD Dr. Peter Flachenecker: siehe oben

    Ute: ich habe in einem forum von einer frau gelsesen, daß bei der antikörperbestimmung (wg. rebif) nicht nur die antikörper positiv waren, sondern auch noch herauskam, daß ihr gewebetyp (oder so) ungünstig für interferon war. d.h. es konnte bei ihr gar nicht wirken. wieso wird dann nicht von vorneherein getestet, ob welche therapie am ehesten wirksam ist?

    PD Dr. Peter Flachenecker: Weil wir das leider noch nicht können - von einem ungünstigen Gewebetyp weiß ich nichts.

    N.: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, haben Sie Erfahrungen mit dem Medikament Treosulfan und glauben Sie, dass in nächster Zeit auch monoklonale Antikörper wie Daclizumab und Alemtuzumab für den sekundär progredienten Verlauf zugelassen werden? Danke für Ihre Antwort im Voraus !

    PD Dr. Peter Flachenecker: Zu 1: Treosulfan wird derzeit in klinischen Studien untersucht, Erfahrungen damit gibt es außerhalb dieser Studien nicht. Zu 2: Vor allem Alemtuzumab wird demnächst in zwei großen Studien (Care-I und Care-II) untersucht, allerdings nur beim schubförmigen, frühen Krankheitsverlauf. Bei der sekundär-progredienten Verlaufsform sind meines Wissens keine Studien bisher geplant. Allerdings wird ein anderer monoklonaler Antikörper, Rituximab, demnächst bei der primär chronisch-progredienten Form untersucht werden.

    Ute: ich muß leider schon los... vielen dank herr dr. flachenecker!

    PD Dr. Peter Flachenecker: O.K., alles Gute für Sie!

    Moderator Patricia Fleischmann: @ N.: "Auf Anfrage der AMSEL war nun zu erfahren, dass die vermutlich letzte Studie vor Markteinführung noch im 2. Quartal 2007 starten soll. Die Studiendauer ist auf 14 Wochen angelegt, jedoch bleibt unklar, ob die Patienten gestaffelt mit der Therapie beginnen, wie lange die Auswertung dauern wird und ob eine Marktzulassung bei entsprechenden Ergebnissen noch in diesem Jahr erfolgen kann." - So war am 06.06.2007 auf amsel.de zu lesen. Der Onlineredaktion ist derzeit nichts bekannt über eine Zulassung noch in diesem Jahr.

    N.: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, wenn die oralen Medikamente wie Cladribin und Fingolimod (FTY-720) zugelassen werden sind diese dann auch für die SPMS geeignet? Danke für Ihre Antwort im Voraus !

    PD Dr. Peter Flachenecker: Leider nein, die Studien untersuchen (vorerst) nur schubförmige Patienten.

    N.: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, vor kurzem wurde folgendes veröffentlicht: "Washington – US-Forscher haben einen Antikörper entwickelt, der die Remyelinisierung von Markscheiden anregt. Nach vielversprechenden tierexperimentellen Studien sollen mittelfristig erste klinische Studien beginnen, teilte die Gruppe auf der Jahrestagung der American Neurological Association in Washington mit." Ist ein solcher Antikörper für die Zukunft eine realistische Hoffnung für die Betroffenen? Danke für Ihre Antwort !

    PD Dr. Peter Flachenecker: Hallo N, das könnte für die Zukunft eine Möglichkeit sein, allerdings ist es ein weiter Weg vom Tierexperiment über klinische Studien zur breiten Anwendung bei MS-Betroffenen. Sie sehen aber an diesem Beispiel, dass tatsächlich intensiv an der Remyelinisierung und Regeneration gearbeitet wird.

    Moderator Patricia Fleischmann: Danke für Ihre interessanten Beiträge, liebe Chatter, und für Ihre hochkompetenten Antworten Herr Dr. Flachenecker! Wenn Sie möchten treffen wir uns wieder beim nächsten Chat, dann schon 2008 und zwar am 15. Januar mit Klaus Gusowski, ebenfalls vom Quellenhof in Bad Wildbad. Unser erstes Thema im neuen Jahr: Krankengymnastik bei MS. Allen eine ruhige Zeit, schöne Feiertage und einen gelungenen Jahreswechsel schon heute!

    Moderator Patricia Fleischmann: Die leztzte Frage beantwortet Dr. Flachenecker freilich noch...

    N.: Sehr geehrter Herr Dr. Flachenecker, sehr geehrte Frau Patricia Fleischmann, danke für Ihre Antworten und Ihnen noch einen schönen Abend !

    PD Dr. Peter Flachenecker &Moderator Patricia Fleischmann: Ihnen auch einen schönen Abend und danke fürs Mitmachen!

    Redaktion: AMSEL e.V., 04.12.2007