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Wie T-Zellen bei MS ins Gehirn wandern

Mit diesem Problem beschäftigt sich Prof. Martin Kerschensteiner schon lange. Im AMSEL-Video berichtet der Sobek-Preisträger 2023 über eine aktuelle Arbeit, die T-Zellen genomweit untersucht.

Prof. Martin Kerschensteiner ist Sobek-Preisträger 2023. Die Sobek Stiftung verleiht jedes Jahr den Sobek-Forschungspreis an Wissenschaftler für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose. Zu ihnen zählt Prof. Martin Kerschensteiner, der dieses Jahr – gemeinsam mit Prof. Thomas Korn – den Sobek-Forschungspreis erhält.

MS-Regulatoren auf Gen-Ebene

Feierlich verliehen wird dieser europaweit höchstdotierte Preis auf dem Gebiet der MS-Forschung erst im Dezember. Heute schon berichtet Prof. Martin Kerschensteiner im Videointerview mit AMSEL über aktuelle Ergebnisse einer seiner jüngsten Forschungsarbeiten: einen genomweiten CRISPR-Scan, um Regulatoren der Multiplen Sklerose zu finden.

Gemeinsam mit Naoto Kawakami gelang es dem Direktor des Instituts für klinische Neuroimmunologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, 18 Regulatoren für MS herauszufinden, die Stellschrauben also, die ziemlich am Beginn einer MS (mit-) verantwortlich für ihre Entstehung sind:

  • solche, die den autoaggressiven T-Zellen helfen, sich an die Gefäßwand anzuheften,
  • solche, die Signale aus dem ZNS anziehen und
  • solche, die es den T-Zellen überhaupt erst ermöglichen, sich aus dem peripheren Blut zu lösen.

Alles miteinander also Regulatoren, die helfen, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, jene Schranke nämlich, die bei gesunden Menschen weitestgehend verhindert, dass Antikörper ins Gehirn und damit ins Zentrale Nervensystem einwandern. Tun autoaggressive Zellen das doch, wie im Falle der MS, dann können sie großen Schaden anrichten und Gewebe zerstören.

Einzelne Gene austauschen: CRISPR-Screen als Methode der MS-Forschung

Herausgekommen ist bei dieser genomweiten Analyse mittels CRISPR-Screen (bei x-tausend Zellen wird hier jeweils nur ein einziges Gen verändert und beobachtet, welche Auswirkung dies auf die Zelle hat), dass man heute schon sehr richtig liegt mit den aktuell zugelassenen Therapien: Unter den TOP-Kandidaten der aktuellen Studie waren genau die Zielstrukturen bereits zugelassener MS-Therapien wie die für Natalizumab oder auch die S1P-Rezeptor-Modulatoren.

Enttäuscht ist Prof. Kerschensteiner dennoch nicht, hier keine neuen Ziele für eine künftige MS-Therapie gefunden zu haben. Vielmehr würde die Arbeit zeigen, dass sich der Ansatz des CRISPR-Screenings übertragen ließe auf andere Zellpopulationen wie

  • B-Zellen,
  • Fresszellen und
  • CD8-positive T-Zellen,

um hier wiederum weitere Ziele für eine mögliche, noch wirksamere MS-Therapie zu finden.

MS.TV 2023: Wissenschaftler hautnah

Was machen die eigentlich in ihren Laboren?
Was gibt es Neues über die MS?
Darüber, wie sie entsteht und wie man sie behandelt?

Die Sobek-Preisträger und -Nachwuchspreisträger 2023 sowie frühere Preisträger antworten MS.TV mit anschaulichen Antworten auf einfache Fragen:

Quelle: Nature Neuroscience, 14.09.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.11.2023