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Ventrikelvolumen messen

Bochumer Wissenschaftler wollen den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose genauer beobachten. Mit ihrer MRT-Technik sollen sogar Verlaufsprognosen möglich sein.

Ein neues Verfahren erlaubt möglicherweise bessere Prognosen über den Verlauf der tückischen Multiplen Sklerose: Mediziner der Ruhr-Universität Bochum und der Freien Universität Amsterdam messen mit Hilfe der Kernspintomographie (MRT) die Ausweitung der Hohlräume (Ventrikel) im Gehirn der Patienten.

Die Zunahme des Ventrikelvolumens geht einher mit der für MS typischen Schrumpfung der Hirnmasse (Hirnatrophie). Bereits im Frühstadium der Krankheit lassen sich mit MRT-Bildern Veränderungen im Gehirn messen und damit der weitere Krankheitsverlauf genauer beobachten und bewerten. Die Ergebnisse ihrer Langzeitstudie veröffentlichten die Forscher vor kurzem in der renommierten Zeitschrift "Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry".

Belastend: der ungewisse Krankheitsverlauf

Für die Patienten besonders belastend ist der bisher ungewisse und nur schwer vorhersehbare Verlauf. Untersuchungen mit modernen bildgebenden Verfahren wie MRT ergaben in den letzten Jahren, dass die Beeinträchtigung der Axone (u. a. gemessen an der globalen Schrumpfung der Gehirnmasse) der wesentliche Faktor bei der Entwicklung bleibender Behinderungen ist. Die Schädigungen treten nicht nur in chronischen Verlaufsformen oder späten Stadien der MS auf, sondern schon sehr frühzeitig – im Grunde von Anfang an.

Dr. Carsten Lukas, Leiter der Arbeitsgruppe MR Bildanalyse am St. Josef-Hospital, Klinikum der RUB, hat gemeinsam mit Kollegen vom MS Center der Freien Universität Amsterdam 54 MS-Patienten im Frühstadium über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Die Zunahme des Ventrikelvolumens (Aufweitung der inneren Liquorräume) zu messen und über den Beobachtungszeitraum zu vergleichen, erwies sich als "überlegen gegenüber den bisherigen Methoden", so Dr. Lukas. "Das Verfahren ist geeignet, um eine Prognose der zukünftigen Behinderung durch die Erkrankung abzugeben."

Bereits im Frühstadium der MS lassen sich geringe krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn anhand von MRT-Bildern nachweisen. Damit seien gute Voraussetzungen für die genaue Beobachtung und Bewertung des weiteren Krankheitsverlaufs gegeben, sagt der Facharzt für Neurologie und Radiologie im Klinikum der RUB. "Auch bei zukünftigen Therapiestudien ist das Verfahren ein vielversprechender prognostischer Ansatz."

 

Literatur: Carsten Lukas, Arjan Minneboo, Vincent de Groot, et al.: Early central atrophy rate predicts 5 year clinical outcome in multiple sclerosis. In: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry, doi:10.1136/jnnp.2009.199968

Quelle: Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum, 07.10.10

Redaktion: AMSEL e.V., 08.10.2010