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TGN1412 erneut in den Medien

08.08.06 - Nach dem Arzneimittelskandal zu Tegenero sorgt jedes Detail für weitere Schlagzeilen. Jetzt soll einer der Probanden an Krebs erkrankt sein.

Britische Medien berichten, dass einer der Probanden des missglückten Tests vom März diesen Jahres (wir haben berichtet) an Krebs erkrankt sei. Obgleich es hierfür noch keine Bestätigung gibt, überschlagen sich die Spekulationen.

Brisant an einer möglichen Krebserkrankung des 35-jährigen David Oakley scheint vor allem die Tatsache, dass TGN1412, der Antikörper, den der Proband innerhalb der Phase-I-Studie injiziert bekommen hatte, unter anderem gegen Krebs eingesetzt werden sollte. Als "superagonistischer" Antikörper sollte er die Bildung von regulatorischen T-Zellen anregen, welche die Tumorabwehr fördern und bei Autoimmunerkrankungen das Gleichgewicht zu den autoreaktiven T-Zellen wiederherstellen. Daher war das Einsatzspektrum, das von Krebserkrankungen über rheumatoide Arthritis bis zur multiplen Sklerose reichte, breit angelegt.

Die Antikörper riefen jedoch eine Überaktivität des Immunsystems hervor, die zum Kreislaufschock mit Multi-Organversagen führte. Alle Probanden überlebten den Test und konnten später die Klinik verlassen. Einer der Teilnehmer hat bleibende Schäden an den Extremitäten, doch das schien bislang die einzige Spätfolge.

Das erklärt auch die Schlagzeilenflut, die jetzt in Gang gesetzt wurde, nachdem ein Teilnehmer erklärte, bei ihm sei eine "aggressive lymphoide Krebserkrankung" festgestellt worden. Diese Diagnose ist jedoch bislang weder bestätigt noch lässt sie Rückschlüsse auf einen direkten Zusammenhang mit dem Arzneimitteltest zu.

Ein weiterer Grund für die massive wie spekulative Berichterstattung mag darin liegen, dass die Medien die Probanden für ihre Geschichten bezahlt, während Entschädigungen seitens der involvierten Firmen teils auf sich warten lassen, wie das Ärzteblatt berichtet. Ob der Proband tatsächlich an Krebs leidet, und falls ja, dies durch TGN1412 ausgelöst war, lässt sich zum derzeitigen Standpunkt nicht seriös beurteilen.

Quelle: Ärzteblatt (07.08.06)

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2006