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MS-Test mit schweren Folgen

20.03.06 - Die Phase-I-Studie mit TGN1412 bewirkte heftige Reaktionen.

Leblos wirkten sechs Menschen einer Studie zu einem neuen Medikament, das unter anderem gegen Multiple Sklerose eingesetzt werden sollte, kurze Zeit nach der ersten Einnahme. Laut Morgenweb verwandelte sich das Testlabor innerhalb von wenigen Minuten in ein Tollhaus. Die Männer erlitten einen Kreislaufschock und starke Schwellungen.

Inzwischen sind die Probanten zum Teil wieder bei Bewusstsein. Wie es zu dem Desaster bei einer Phase-1-Studie kommen konnte, warum derartige Symptome nicht bereits in Tierversuchen deutlich geworden waren und was genau die Ursache für solche Reaktionen sein konnte, ist noch unklar. Dass alle Teilnehmer einer solchen Studie die gleichen schweren und allergieähnlichen Symptome zeigen, ist selten.

Alle sechs Männer erhielten den Wirkstoff TGN 1412 der deutschen Firma TeGenero AG mit Sitz in Würzburg. TGN 1412 ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen das Oberflächenmerkmal CD28 auf Leukozyten. Der Wirkstoff ist zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und rheumatoider Arthritis sowie zur Behandlung bestimmter Leukämien entwickelt worden.

Nach Herstellerangaben aktiviert TGN1412 T-Lymphozyten, wodurch die zell-mediierte Anti-Tumor-Immunität gesteigert wird und eine Apoptose der Tumorzellen induziert wird. Ob diese breite Wirkung für die schweren Komplikationen verantwortlich ist, lässt sich schwer beurteilen. Britische Experten tippen dem Deutschen Ärzteblatt zufolge eher auf eine anaphylaktoide Reaktion, das ist eine allergische Reaktion auf Bestandteile des Antikörpers oder anderer Inhaltsstoffe.

Die von den britischen Medien als "Elefantenmensch" beschriebenen Schwellungen deuteten auf ein subkutanes Ödem, evtl. ein generalisiertes Angioödem hin. Ungewöhnlich für eine allergische Reaktion ist wie gesagt allerdings, dass alle Teilnehmer erkrankten. Wenn eine toxische Reaktion vorliegen sollte, stellt sich wiederum die Frage, warum diese in den Tierexperimenten nicht bemerkt wurde. Nicht TeGenero selbst, sondern Boehringer Ingelheim produzierte den Antikörper.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Morgenweb

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2006