Männer tragen ein weniger hohes Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken als Frauen. Allerdings leiden sie häufiger an schweren Verläufen der MS, die schneller zu Behinderungen führt als bei Frauen.
Außerdem richten sich die meisten Therapeutika und ein Großteil der Entwicklung gegen die Entzündungen, welche mit Myelinschäden einhergehen (im Falle der Multiplen Sklerose die Basistherapeutika Interferone und Glatirameracetat). Die Regeneration beschädigten Gewebes steht weniger im Vordergrund - oder nur nebenbei wie z.B bei Fumarsäure, bei der eine Neuroprotektion vermutet wird.
Das veranlasste ein französisches Forscherteam, Androgene (Testosteron) genauer unter die Lupe zu nehmen: Vielleicht steckt hinter dem Männlichkeitshormon ja ein Mittel zur Behandlung der MS?
Die Forscher behandelten Mäuse, bei denen zunächst eine Myelindegeneration verursacht worden war, mit verschiedenen Testosteronpräparaten.
Sie konnten zeigen, dass dadurch neues Myelin entstand und Myelinschäden in gehirnläsionen rückgängig gemacht werden konnten. Auch die Anzahl der aktivierten Astrocyten udn Microgliazellen ging zurück, was für eine Eindämmung der Entzündungen spricht.
Testosteron scheint demnach zumindest im Tiermodell ein wirksames Mittel zur Regeneration von Myelin zu sein. Das Ganze funktionierte nur mit neuronalem Androgenrezeptor. Daher gilt dieser Rezeptor als Ziel für mögliche neue Therapien für Männer mit Multipler Sklerose.
- Bereits 2007 zeigte eine Pilotstudie mit 10 MS-Probanten, dass Testosteron als Wirkstoff gegen MS in Frage kommt.
- Auch Östrogene sind als Mittel gegen Multiple Sklerose im Gespräch.
Quelle: Brain, Januar 2013
Redaktion: AMSEL e.V., 13.02.2013