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Prolaktin gegen Multiple Sklerose?

23.02.07 - Das Schwangerschaftshormon soll im Tiermodell Myelin produzieren. Forscher warnen jedoch vor absehbaren Nebenwirkungen.

Dass eine Schwangerschaft Betroffene häufig vor Schüben schützt, ist lange bekannt. Den Schwangerschaftshormonen schreibt man die positive Wirkung zu und bereits seit geraumer Zeit versuchen Wissenschaftler diesen Effekt therapeutisch zu nutzen.

Die erste groß angelegte Studie zu einem weiblichen Sexualhormon zur Behandlung der MS begann Ende vergangenen Jahres in Südkalifornien, und zwar zu dem Hormon Östriol (wir haben berichtet). In einer kanadischen Studie mit Tier-MS ergab die Untersuchung der Rückenmarks-Substanz bei den schwangeren Mäusen zu dem Hormon Prolaktin deutlich mehr neu gebildete Zellen als bei den nicht-schwangeren Tieren. Bei den Zellen handelte es sich zudem um Oligodendrozyten - eine Zellart, die das schützende Myelin produziert. Nur bei einem Zehntel der Rückenmarksnerven fehlte den trächtigen Mäusen schützendes Myelin, während bei den Kontrolltieren rund ein Drittel der Nerven Schäden aufwies.

Für den Schutz der trächtigen Tiere machen die Wissenschaftler das Hormon Prolaktin verantwortlich. Prolaktin triggert Brustentwicklung und Milchproduktion. Auf der Oberfläche der Oligodendrocyten fand das Team um Samuel Weiss und Kollegen von der Universität von Calgary im kanadischen Alberta Prolaktin-Rezeptoren. Es konnte das Wachstum dieser Zellen unter Prolaktin auch in der Petrischale künstlich hervorrufen. Schließlich spritzten die Wissenschaftler Prolaktin kranken und nicht-trächtigen Mäusen und fanden in deren Rückenmark eine Verdopplung der myelingeschützten Nervenzellen. Dies zeige, dass das Hormon das Potential habe, neues Myelin zu produzieren.

Ähnlich wie bei Östriol legt die Studie nahe, dass Geschlechtshormone eine maßgebliche Wirkung auf Gehirn- und Rückenmarksnerven haben. Hier werde jedoch scheinbar Myelin neu gebildet anstatt das bestehende Myelin vor Schäden bewahren. Doch Experten warnen zugleich vor unerwünschten Nebenwirkungen. Dazu zählt der Milchfluss bei Männern wie Frauen und ein gestärktes Immunsystem, das bei manchen Patienten die Krankheitsschübe verstärken könne.

Quelle: The Journal of Neuroscience, 21.02.07

Redaktion: AMSEL e.V., 23.02.2007