Spenden und Helfen

Neurofilament Light und die Prodromalphase

Das therapeutische Fenster ließe sich erweitern, wenn man die Multiple Sklerose noch vor dem ersten MS-typischen Anzeichen erkennen könnte.

Der Biomarker könnte dabei helfen, MS-Patienten noch vor dem ersten Schub zu diagnostizieren und vor allem auch zu behandeln. Prof. Mathias Mäurer berichtet vom ECTRIMS-Kongress.

Die Forschungsergebnisse eines kanadischen und eines Schweizer Teams könnten sich ergänzen. Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog über einen Biomarker und die sogenannte Prodromalphase der MS.

Beginnt die Multiple Sklerose noch vor dem ersten klinischen, also merklichen Symptom? Es gibt vieles, was darauf hindeutet. Wissenschaftler sprechen von einer Prodromalphase. Allerdings sind die Ereignisse, welche das kanadische MS-Register im Vergleich mit Kontrollpersonen ergeben hat, wenig spezifisch.

Hautprobleme vor dem ersten Schub?

Auffällig bei den später mit MS Diagnostizierten waren deutlich mehr Arzt-und Krankenhausbesuche sowie Medikamenteneinnahmen. Die Beschwerden allerdings konnten nicht ein eindeutig einer MS zu geordnet werden. Darunter waren:

  • psychiatrische Symptome
  • eine verstärkte Einnahme von Kontrazeptiva, aber auch
  • dermatologische Probleme.

Aufgrund dieser sehr unspezifischen Auffälligkeiten lässt sich schwerlich auf eine Multiple Sklerose schließen. Es braucht also noch weitere Anhaltspunkte, um eine Verdachtsdiagnose zu stellen. Hierbei kommt eine weitere Arbeit, die auf dem ECTRIMS-Kongress vorgestellt wurde, ins Spiel.

Prodromalphase bei MS mit Biomarker erkennen?

Das Protein Neurofilament Light (Nfl) kristallisiert sich immer mehr als zuverlässiger Biomarker für Neurodegeneration heraus. Das Protein ist im Serum von Patienten erhöht, je mehr Neurodegeneration bei ihnen passiert. Zwar nimmt der Level des Nfl im Laufe des Lebens auch bei Gesunden zu, aber dem lässt sich Rechnung tragen durch eine altersnormierte Bestimmung der Serumwerte.

Möglicherweise ist das Nfl bereits vor dem ersten Symptom bzw. Schub erhöht. Es könnte also das Erkennen einer MS in der Prodromalphase erleichtern. Und vor allem könnte dann auch der Patient/ die Patientin gezielt frühzeitig mit einer Therapie starten und sein Therapiefenster im Sinne von "Time is Brain" zeitlich erweitern.

Zwei Nachteile hat der Neurofilament Light-Biomarker allerdings: Zwar kann er einfach entnommen werden durch eine simple Blutabnahme, das Verfahren, um ihn zu bestimmen, ist jedoch kompliziert. Darum gehört dieser Marker noch nicht flächendeckend zur Routinediagnostik. Außerdem ist der Marker nicht spezifisch für MS sondern allgemein für Neurodegeneration. D.h. er würde auch bei anderen neurodegenertiven Erkrankungen erhöht sein. Diese gilt es dann ggf. auszuschließen.

Quellen: MS-Docblog, 13. und 20.11.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 11.12.2020