Neues zu Ocrelizumab

Ocrelizumab wird aller Voraussicht nach 2017 auch für den progredienten Verlauf zugelassen. Der Bundesverband der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft nimmt nun ebenfalls Stellung zu dem Wirkstoff in der Pipeline.

Bereits ab März 2017 soll Ocrelizumab in Deutschland im Rahmen eines "compassionate use"- Programmes für ausgewählte Patienten mit Primär Progredienter Multipler Sklerose (PPMS) zur Verfügung stehen, so der Vorstand des Ärztlichen Beirates der DMSG, Bundesverband. Außerdem heißt es in der Einschätzung, der generelle Einsatz bei allen Patienten mit primär progredienten MS ohne Berücksichtigung der Erkrankungsaktivität könne auf Basis der verfügbaren Daten nicht empfohlen werden. Am 17.01.2017 hatte AMSEL.DE bereits über die Pressemitteilung der Deutschen Geslelschaft für Neurologie (DGN) und des Krankheitskompetenznetzes Multiple Sklerose über Ocrelizumab sowie mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen von Ocrelizumab berichtet.

Welche Patienten mit Primär-progredienter Multipler Sklerose profitieren?

Die Ergebnisse dreier Studien hatten gezeigt, dass der Wirkstoff sowohl im schubförmigen wie auch im schleichenden Verlauf die Erkrankung bremsen kann. Zur Wirkweise: Das Mittel, ein weiterer monoklonaler Antikörper in der MS-Therapie-Forschung, bindet an ein Protein namens CD20 und zerstört so diese B-Lymphozyten, an deren Oberfläche sich CD20 befindet. Man spricht von einer B-Zell-Depletion.

Nicht für alle Patienten mit primär progredienter MS (PPMS) sei die Wirksamkeit einer B-Zell-Depletion erwiesen, so der Ärztliche Beirat. Hier müssten noch Subgruppenanalyse abgewartet werden. Außerdem weist der Vorstand des Ärztlichen Beirates darauf hin, dass die Patienten der Oratorio-Studie relativ jung waren und im Mittel erst seit drei Jahren die Diagnose PPMS hatten. Zudem wiesen knapp 30% zusätzlich zu den schleichenden Veränderungen aktive kontrastmittelaufnehmende Läsionen auf. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch mit Rituximab, dem "Vorläufer" von Ocrelizumab. Auch hier sorgte möglicherweise ein früher Einsatz für günstige Ergebnisse. Wie die Ergebnisse bei (eher) älteren Patienten mit längerer Diagnose des schleichenden Verlaufs und ohne aufgesetzte Schübe aussieht, lässt sich erst durch eine Untergruppenanalyse sagen.

Steht noch aus: Studie zu sekundär-progredientem Verlauf

Was noch aussteht, ist eine Studie mit Ocrelizumab bei Sekundär Progredienter Multipler Sklerose (SPMS). PPMS haben nur etwa 10 % aller Multiple Sklerose-Patienten, ca. 30 % haben dagegen einen sekundär-progredienten Verlauf. Möglicher Zulassungstermin für die USA ist der 28.03.2017. Für diesen Tag hat die Food and Drug Administration (FDA) ihre Entscheidung angekündigt.

Quelle: Stellungnahme des Vorstandes des Ärztlichen Beirates der DMSG, Bundesverband, 07.02.2017

Redaktion: AMSEL e.V., 13.02.2017