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Kortison kann mehr als gedacht

Dass Glucocorticoide wie Prednisolon Entzündungen bei Multipler Sklerose hemmen, war bekannt. Münchner Wissenschaftler entdecken nun, dass es außerdem beim Transport von Zellschrott hilft.

Zittern, Schlaflosigkeit, Sehstörungen, emotionale Belastung - die möglichen Nebenwirkungen von Kortison sind gefürchtet. Auch die Knochen macht es auf Dauer und in großen Dosen spröde. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren sind betroffen, da bei ihnen die Hormonumstellung allein schon Osteoporose bewirken kann.

Doch zum einen müssen diese Nebenwirkungen nicht auftreten, zum zweiten lassen sie nach Absetzen der Therapie - bis auf die dauerhafte Knochenschädigung - auch wieder nach. Bisher wurde Kortison bei MS vor allem eingesetzt, um (schubbedingte) Entzündungen und somit dauerhafte Schädigungen des ZNS sowie Behinderungen einzudämmen.

Münchner Wissenschaftler haben nun einen zweiten Vorteil von Kortison entdeckt: Es deklariert Zellmüll als solchen und hilft damit beim Abtransport des Schrotts. Das ist besonders wichtig, weil zu viel Schrott, wenn er nicht vom Körper abtransportiert werden kann, weitere Schäden verursacht. Die gesunden Zellen werden an ihrer Arbeit gehindert, wenn sie im Müll "ersticken", bildlich gesprochen.

Bei aller Vorsicht und Bedenken der teils schwerwiegenden Nebenwirkungen ist dies ein weiterer Grund, einen MS-Schub möglichst schnell mit einer Kortisonstoßtherapie abzufangen.

Die aktuelle Studie beruht auf einer Kooperation zwischen der Klinik für Strahlentherapie am LMU-Klinikum München (Prof. Kirsten Lauber), der Abteilung Innere Medizin 3 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (Prof. Martin Herrmann) und dem Institut für medizinische Chemie der Universität Kyoto (Prof. Shigekazu Nagata).

"Unsere Ergebnisse stellen eine neue, bisher unbekannte Facette der Glucocorticoid-Therapie dar," so Kirsten Lauber: "Oft limitieren die zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen die Langzeitverabreichbarkeit von Glucocorticoiden. Auf Basis der neuen Erkenntnisse macht es Sinn, über eine neue, molekular zielgerichtete Therapie-Alternative zu den Glucocorticoiden nachzudenken. Die Adressierung der Eliminierung abgestorbener Körperzellen und speziell MFG-E8 scheinen in diesem Zusammenhang viel versprechende Kandidaten zu sein.”

Quelle: Pressemitteilung des Klinikums der Universität München Im Klinikum der Universität München (LMU) über idw-online.de.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.07.2013