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Interferone ohne Spritzen?

13.01.09 - US-Amerikaner wollen eine neue Beta-Interferon-Formulierung über die Nasenschleimhaut applizieren. Bei Mäusen soll dies schon geklappt haben. Zudem fiele die Kühlkette womöglich weg.

Derzeit zugelassene Wirkstoffe zur Basistherapie bei Multipler Sklerose bedeuten für die Patienten, sich mindestens einmal in der Woche mit einer Nadel Injektionsflüssigkeit spritzen müssen. Nicht nur kostet dies viele Patienten zunächst Überwindung und im Verlauf Durchhaltevermögen; obendrein bringen die bisherigen Präparate weitere Nachteile mit sich. Dazu gehört zum Beispiel, dass Interferone durchgehend gekühlt werden müssen, was selbst kürzere Reisen weg vom heimischen Kühlschrank erschwert.

Fragile Proteine

Der Grund für diese Umstände sind die langen und fragilen Proteine der Betainterferone. Sie vertragen keine höheren Temperaturen und würden im Verdauungstrakt abgebaut werden anstatt an ihren Wirkungsort zu gelangen. Dies behindert eine orale Gabe von Interferonen.

Zwei pharmazeutische Unternehmen (Nervada Inc., die eng mit der Johns Hopkins University zusammenarbeitet und sich neurodegenerativen Erkrankungen widmet, sowie Aegis Therapeutics LLC, spezialisiert unter anderem auf die nicht-invasive Gabe von Proteinen und Peptiden) gaben nun erste präklinische Ergebnisse aus ihrer Zusammenarbeit mit der Johns Hopkins University bekannt. Konkret ging es hier um nicht-injizierbare Formulierungen der Betainterfeone.

Patente kombiniert

Die Forscher haben patentierte Verfahren, die eine Aufnahme über die Nasenschleimhaut verstärken und die Stabilität von Proteinen erhöhen, miteinander kombiniert. Im Tiermodell konnten mit der intranasalen Methode (Gabe über die Nase) Nervenschäden verringert werden. Außerdem soll die neue Formulierung im Vergleich mit herkömmlichem Rebif oder Betaseron an Immugenizität verloren haben, d.h. sie führte weniger oder gar ncht merh zu Autoantikörpern, und war trotz größerer Lagertemperatur stabiler, egal, ob sie nun gespritzt oder über die Nase gegeben wurde.

Bis zur eventuellen Marktreife - sollte sich die Formulierung auch am Menschen als wirksam und unschädlich erweisen - wird sicherlich noch einige Zeit vergehen. Geht man von den üblichen Studienzeiträumen aus, kommen andere orale MS-Mittel vermutlich eher auf den Markt.

Quelle: Medical News Today, 12.01.09; Aegis Therapeutics, 12.01.09

Redaktion: AMSEL e.V., 13.01.2009