Spenden und Helfen

Interferon beta selbst produzieren?

Wissenschaftler der Nottingham Universität in Irland fanden ein künstliches Cannabinoid, das den Körper zur Eigenproduktion von Interferon-beta anregt.

Seit ihrer ersten Zulassung 1993 zählen die Beta-Interferone nach wie vor mit zu den wichtigsten Erstlinientherapien in der Behandlung der Multiplen Sklerose. Diese Substanzen können die MS zwar nicht heilen, dafür jedoch die Anzahl und Schwere der Schübe mindern.

Das Forscherteam um Dr. Bruno Gran von der Nottingham Universität stieß nun auf einen synthetischen Wirkstoff, der ebenfalls die entzündlichen Signale unterdrückt - bisher allerdings erst im Tiermodell. Das Besondere an den Ergebnissen aus Irland ist, dass diese Substanz den Körper scheinbar dazu bringt, sein eigenes Interferon beta zu produzieren. Und damit gelang es, die "Tier-MS" signifikant zu reduzieren.

Bei dem Stoff handelt es sich um ein synthetisches Cannabinoid (mit dem komplizierten Arbeitstitel "R8(+)WIN55,212-2"). Im Unterschied zu anderen getesteten Stoffen regt dieses Cannabinoid den Mauskörper dazu an, hauptsächlich anti-entzündliche Stoffe zu produzieren anstatt einer Mischung aus entzündlichen und anti-entzündlichen Stoffen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung (fast) aufheben.

Bis zu einer möglichen Therapie ist es noch ein langer Weg. Zunächst müssen weitere vorklinische Untersuchungen erfolgen bis man vielleicht zu klinischen Untersuchungen fortschreiten kann - immer vorausgesetzt, die Tiermodelldaten lassen sich überhaupt auf den Menschen übertragen und das Nebenwirkungsprofil macht dann keinen Strich durch die Rechnung der Forscher.

Apropos Cannabinoide

Längst verfügbar und inzwischen auch zur Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen, sind cannabishaltige Fertigarzneimittel wie zum Beispiel "Sativex" von der Firma Almirall. Dies ist allerdings ein rein symptomatisches Medikament, also nicht mit dem Wirkstoff der irischen Studie zu verwechseln. Es fällt außerdem nach wie vor unter das Betäubungsmittelgesetz, was die Verschreibung erschwert.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.07.2011