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"Globale" Veränderungen in der Hirnsubstanz

01.09.06 - Niederländische Forscher konnten mit dem MRI zeigen, dass Hirnläsionen bei Multipler Sklerose ausgeprägter sind als bisher angenommen. Das Verfahren unterscheidet auch die einzelnen Verlaufsformen.

Hirnläsionen sind bei Multiple Sklerose scheinbar umfangreicher, als es die Kernspintomographie darstellen kann. In der Zeitschrift "Radiology" berichten holländische Forscher über "globale" Veränderungen im Cortex, sogar in Hirnarealen, die bisher als gesund galten. Dies betreffe nicht nur einzelne Stellen, sondern fast die ganze, globale weiße wie graue Hirnmasse. Gerade die Ausbreitung in den scheinbar gesunden Bereichen des Gehirns korreliere mit dem Grad der Behinderung. Eher jedenfalls als die bislang sichtbar gemachten Läsionen.

Die Plaques der MS werden in der Kernspintomographie sichtbar gemacht. Auffällig an bisherigen Forschungen war, dass die Ausdehnung dieser Läsionen nicht immer mit dem Schweregrad der Erkrankung korrelierte. Daher die Annahme, dass darüber hinaus weitere Schäden bestehen. Diese konnten Hugo Vrenken und Mitarbeiter vom MS Centrum der Universität Amsterdam nun mit einer speziellen Auswertung von T1-gewichteten Bildern sichtbar machen.

Bei 67 untersuchten MS-Patienten fanden sie signifikante Verschiebungen in den T1-Histogrammen (der sog. Protonenrelaxation) gegenüber Werten von 24 gesunden Kontrollen. Obendrein ergab die Untersuchung je nach Verlaufsform unterschiedliche Ergebnisse. Man unterscheidet den sekundär-progressiven (SPMS) vom schubförmig-remittierenden (RRMS, englisch "relapsing-remitting") und dem primär-progressiven (PPMS) Verlauf.

Am ausgeprägtesten waren die Veränderungen im T1-Histogramm bei Patienten mit SPMS. Mindestens 31 Prozent der normal erscheinenden weißen Substanz und 20 Prozent der normal erscheinenden grauen Substanz sind hier betroffen. Bei der RRMS sind es 16 Prozent der normal erscheinenden weißen Substanz und 9 Prozent der normal erscheinenden grauen Substanz. Bei der PPMS wurden Veränderungen in 11 Prozent und 8 Prozent verteilt über das gesamte Großhirn gefunden.

Das MRI ist zur Diagnose und Beobachtung der MS eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Werkzeug geworden. Die Erkenntnisse der holländischen Forscher könnten seine Bedeutung für die Grundlagenforschung wie für den klinischen Einsatz noch erhöhen.

Quelle: Ärzteblatt, Radiology

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2006