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Ein Biomarker, viele Messwerte

Neurofilamente lassen sich bereits vor der Diagnose im Blut nachweisen und sagen viel über Multiple Sklerose aus: den Verlauf, das Ausmaß neuronaler Schäden und den Effekt einer Therapie.

Seine Entdeckung liegt bereits eine Weile zurück und es scheint, als wäre das sogenannte Neurofilament-Light-Chain-Protein, kurz: NfL, tatsächlich geeignet, um Menschen mit Multipler Sklerose und ihren Ärzten zu helfen, wenngleich bisher nur in Studien, nicht in der klinischen Praxis. Studien sagen Folgendes:

  • NfL lässt sich bereits Jahre vor Ausbruch der MS-Symptome im Blut nachweisen. Der Biomarker könnte also künftig helfen, sehr früh mit der Therapie zu beginnen.
  • Das Neurofilament-Light-Chain-Protein kann aussagen, wie groß der neuronale Schaden im Gehirn und im Rückenmark ist (nicht nur bei MS, auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder bei Schäden durch Unfälle). Entsprechend können Patient und Arzt die Therapie anpassen (moderat oder stark wirksam).
  • Mit NfL lässt sich die Art des Verlaufs nachweisen. Auch das hilft bei der Therapieentscheidung.
  • Der Biomarker zeigt an, ob die gewählte Therapie auch wirksam ist. In Studien wie außerhalb davon.

Die eigentliche Entdeckung des Biomarkers liegt bereits über ein Jahr zurück. Erstmals sei ein Biomarker im Blut identifiziert worden, der zuverlässige Aussagen über das Ausmaß neuronaler Schäden, den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine MS-Therapie erlaube, berichtet Professor Frauke Zipp von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Vorstandsmitglied des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) im November 2018. 

Neurofilament-Light-Chain-Protein in Studien mehrfach eingesetzt

Tatsächlich wurde NfL (neben anderen Messmethoden wie dem MRT) bereits in mehreren Wirkstoffstudien eingesetzt, um den Effekt des jeweiligen Medikamentes auf die MS zu überprüfen, zuletzt zum Beispiel bei Ofatumumab (amsel.de hatte berichtet). Das Michigan’s Memorial Healthcare Krankenhaus berichtete im September 2019, als erstes Krankenhaus NfL bei MS-Patienten zu testen. Ebenfalls im September 2019 erschien eine Studie, die zeigte, dass die NfL-Werte bereits rund 6 Jahre vor den ersten Symptomen Hinweise auf eine MS geben können und vor der Diagnose zunehmen.

Noch ist NfL kein zugelassener Diagnose- oder Prognose-Biomarker und die AMSEL-Onlineredaktion fand bisher auch keine Aussage darüber, wann dies der Fall sein könnte. Prof. Mathias Mäurer hofft, mit Hilfe von Biomarkern diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben. "In der Zukunft könnte ggf. die Bestimmung von Neurofilament aus dem Serum ein solcher Biomarker sein." Bis dahin sollten wir weiter die MRT-Aufnahmen und die Läsionslast im MRT als Marker und Entscheidungshilfe für eine angemessene Therapiestrategie heranziehen, so der Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation Klinikum Würzburg-Mitte.

Quellen: MS-Docblog, 22.03.2018; Pressemitteilung der DGN, 02.11.2018; Pressemitteilung des Michigan’s Memorial Healthcare Hospitals, 10.09.2019; JAMA Neurology, 19.09.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.10.2019