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Anti-Depressivum gegen MS?

08.05.08 - Der Wirkstoff zeigt nicht nur bei andauernden Stimmungstiefs Wirkung, sondern beeinflusst niederländischen Neurologen zufolge auch den Multiple Sklerose-Verlauf.

In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie der Universität Groningen wurden 40 Patienten mit schubförmig-remittierendem Verlauf über 24 Wochen hinweg getestet. 20 davon erhielten wirkstofffreie Plazebos, die anderen 20 wurden mit je 20 mg Fluoxetine täglich therapiert ("Prozac"). Alle vier Wochen erfolgten detaillierte MRT-Aufnahmen, um neurologische Entzündungen auszumachen.

Je 19 Patienten beider Gruppen blieben bis zum Ende der Studie. Als wichtigstes Ergebnis zeigte sich, dass der Wirkstoff-Arm der Probanten weniger neue Entzündungsherde aufwies als der Placebo-Arm. Dieser Effekt stellte sich bereits nach 8 Wochen ein und damit nach genau dem Zeitraum, nach dem normalerweise selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer beginnen, Depressionen beim Menschen zu lindern.

Zu den bekannten und teils ernsthaften Nebenwirkungen von Fluoxetine gehören nach wikipedia.org (Stand: 08.05.08) Übelkeit, Schlafstörungen, Nervosität, Angstzustände, Tremor, Ausschläge und mitunter schwere systemische Effekte. Verschiedene andere Mittel dürfen nicht gleichzeitig mit Fluoxetine eingenommen werden. Dennoch gehört der Wirkstoff zu den meist verschriebenen Anti-Depressiva unter den selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern.

In Bezug auf Multiple Sklerose fällt Fluoxetine unter die Gruppe der bereits für andere Erkranungen zugelassenen Medikamente. Ähnlich wie bei Statinen und Minocycline (ein Aknemittel; wir haben berichtet) sind die Nebenwirkungen bekannt und es liegen Langzeitdaten vor. Im Unterschied zu neuen bzw. neu kreierten Wirkstoffen könnte sich so die Zeit bis zur Marktzulassung für MS verkürzen. MS-Patienten, bei denen eine der Erkrankungen vorliegt, für die diese Medikamente zugelassen sind, also zum Beispiel Depressionen, könnten sie bereits heute verschrieben bekommen.

 

Quelle: Journal of Neurology Neurosurgery and Psychiatry

Redaktion: AMSEL e.V., 08.05.2008