Spenden und Helfen

Update 2013: Neues und Altbewährtes in der MS-Therapie

Eine aktuelle Standortbestimmung zur Behandlung der Multiplen Sklerose bot die AMSEL am 9. November niedergelassenen und Klinikärzten auf dem 6. Stuttgarter MS-Symposium.

Fotostrecke

6. Stuttgarter Symposium für Ärzte am 9.11.2013: "Auf dem 6. Stuttgarter Symposium der AMSEL erhielten niedergelassene und Klinikärzte in einem „Update 2013: Neues und Altbewährtes in der MS-Therapie“ umfassende Informationen zu Diagnose und Therapie der MS.

Rund 80 Mediziner waren der Einladung zu einem informativen Tag mit sechs Vorträgen in das Hotel Maritim in Stuttgart gefolgt. "Ausgerichtet daran, was gibt es Neues und wo müssen wir Altbewährtes justieren, bieten wir Ihnen heute umfangreiche Informationen zu neuen Medikamente, neuen Techniken und zu Fragen der psychologischen Betreuung", führte der AMSEL-Vorsitzende, Prof. Dr. med. Horst Wiethölter, ehem. Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik im Klinikum Stuttgart, in die Veranstaltung ein.

Saubere Diagnostik Voraussetzung erfolgreicher Therapie

Wie wichtig die Differentialdiagnose ist, um anverwandte Erkrankungen auszuschließen und eine MS sicher zu diagnostizieren, zeigte Prof. Dr. med. Friedemann Paul von der Neurologischen Klinik der Charité in Berlin. Denn eine gesicherte MS bedürfe einer vollständig anderen Therapie als beispielsweise die Neuromyelitis optica (NMO). Bei der NMO, die lange Zeit als Sonderform der MS galt, sei der Einsatz von Interferonen und Natalizumab eher schädlich. Aufgrund der schlechteren Prognose einer NMO sei eine sofortige Therapie jedoch erforderlich.

Über Standards und neue Möglichkeiten der MRT-Diagnostik der MS sprach Prof. Dr. med. Michael Sailer. Der Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Magdeburg zeigte die Möglichkeiten, aber auch Grenzen der MRT-Diagnostik und –Verlaufskontrolle bei MS auf. Den klaren Vorteil durch neue Diagnosemöglichkeiten sieht Sailer im Zeitgewinn und damit in der Möglichkeit, eine Therapie früher zu beginnen.

"Die bisherigen Basistherapeutika werden nicht verschwinden," meint Dr. med. Antonios Bayas. Es gebe bei MS-Patienten ein großes Sicherheitsbewusstsein, und zu den neuen oder neu zugelassenen Therapeutika fehlten eben noch die Langzeiterfahrungen. Therapietreue sei nicht allein ein Problem bei den bisherigen Injektionsmedikamenten, sondern hätten Studien auch bei den Oralen gezeigt. Aus Sicht des Leitenden Oberarztes und stv. Klinikleiters der Neurologischen Klinik des Klinikums Augsburg ist die Adhärenz weniger ein Problem, wie eine Therapie gegeben werde, als vielmehr welche Nebenwirkungen sie habe.

Neuroprotektiver Therapieansatz im Test

Erste hoffnungsvolle Ergebnisse einer Studie mit Erythropoietin (EPO) stellte Prof. Dr. med. Ricarda Diem vor. Die gleichzeitige Gabe von EPO und Kortison bei einer akuten Optikusneurits (Sehnervenentzündung) hätten im Tierexperiment und in einer Pilotstudie der Phase II mit 40 Patienten mit einseitiger Optikusneuritis eine neuroprotektive Wirkung auf die Nervenfaserschichtdicke der Retina gezeigt. Eine Bestätigungsstudie, die z.B. auch Antworten auf die Frage geben soll, ob die gleichzeitige Gabe von EPO und Kortison auch bei anderer Schubsymptomatik Wirkung zeigt, sei für Dezember 2013 geplant, so die Oberärztin der Neurologischen Klinik, Abteilung für Neuroonkologie des Universitätsklinikums Heidelberg.

Über die Bedeutung der Neuropsychologischen Diagnostik sprach Dipl.-Psych. Gerhard Müller. Der Würzburger betonte den Unterschied zwischen der klinischen Psychologie und der klinischen Neuropsychologie. Eine gute Diagnostik, so der in eigener Praxis tätige Neuropsychologe, sei nur bei Kenntnis des entsprechenden Krankheitsfeldes möglich, erfordere Vorwissen aus medizinischen Befunden und Diagnosen, eigene und fremde Beobachtungen und neuropsychologische Testuntersuchungen.

Aufklärung ist mehr als Lehrbuchwissen

Die Herausforderungen und Chancen bei der Versorgung von MS-Patienten in der Praxis beleuchtete Dr. med. Thomas Mieck. Chancen seien die zunehmenden therapeutischen Möglichkeiten, mit denen Schübe verhindert, Behinderungsprogression eingedämmt und kognitive Beeinträchtigungen reduziert werden können. Neben den therapeutischen Herausforderungen sieht der niedergelassene Neurologe aus Leonberg nichtmedikamentöse Herausforderungen, z.B. durch die unübersehbare Fülle an medizinisch-therapeutischen Informationen, die Patienten zur Verfügung steht.

Das 6. Stuttgarter Symposium der AMSEL war von der Landesärztekammer Baden-Württemberg als Fortbildungsveranstaltung anerkannt. Für die Unterstützung bei ihrer Durchführung dankt AMSEL den Unternehmen Almirall, BiogenIdec, Coloplast, Genzyme, MerckSerono, Novartis und Teva.

Redaktion: AMSEL e.V., 12.11.2013