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MSIF-Profil des Monats: Oktober 2010

Die Krankheit als Teil von sich zu akzeptieren dauerte eine Weile. Inzwischen hat Jeiab Algallabi aus Jemen sogar eine MS-Gesellschaft gegründet.

Jeiab Algallabi

Alter: 37 Jahre
Land: Yemen
Beruf: pensionierter Beamter
Art der MS: schubförmig

Wann hattest du die ersten MS-Symptome?

1997 tauchten die ersten Symptome auf, die aber nicht anhielten. Ich hatte ein Kribbeln in den Extremitäten auf der rechten Seite, besonders in meinem rechten Bein, und das ganze Bein schmerzte. Ich hatte auch Migräne und Schmerzen in den Augen, aber das Sehen selbst war nicht betroffen. Ich unternahm deswegen weiter nichts außer Panadol zu nehmen.

2003 bekam ich starke Schmerzen im Rücken und den Oberarmen und ging zum Arzt. Ich wurde mit Voltaren behandelt, worauf der Schmerz zuerst zurückging; die Symptome kehrten aber einen Monat später zurück und ich konnte nicht mehr stehen. Ich hatte Blasenprobleme und Krämpfe in den oberen Gliedmaßen. Ich ging zu einem Neurochirurgen für eine MRT, wobei eine starke Entzündung im Rückenmark und Brustwirbelbereich festgestellt wurde. Behandelt wurde diese mit Cortison und Physiotherapie. Es wurde wohl besser, aber nicht vollständig – ich konnte nur mit Mühe gehen.

2005 hatte ich den nächsten Schub mit den gleichen Symptomen wie zuvor, aber zusätzlich noch Fieber und allgemeine Schwäche. Ich ging nach Ägypten und erhielt dort die Diagnose Multiple Sklerose. Ich begann eine Behandlung mit Interferon Beta1 und Physiotherapie, aber es besserte sich nicht und ich kann noch immer nicht gehen.

Wie hat MS dein Leben beeinflusst?

Meine Mutter ist gestorben, also bin ich jetzt der große Bruder für meine sechs Schwestern und der Vater für meine drei Kinder.

Diese Krankheit hat sich tatsächlich in jeder Hinsicht auf mein Leben ausgewirkt.

Zuerst verstand ich nichts und war deprimiert, obwohl meine Freunde und Familie mich liebevoll unterstützten.

Ein Jahr später begann ich im Internet nach Informationen über MS zu forschen. Im Vertrauen auf Gott begann ich, meine Krankheit zu akzeptieren, obwohl ich meistens zu Hause bin und nicht lange hinauskann.

Ich war im öffentlichen Dienst beschäftigt, aber da ich nicht hinauskann, musste ich in Pension gehen. Ich werde im landwirtschaftlichen Bereich als Manager arbeiten, etwas, das ich von zu Hause aus machen kann.
Ich begann darüber nachzudenken, eine MS-Gesellschaft im Jemen aufzubauen. Mit Hilfe meiner Freunde und Familie habe ich es sechs Jahre nach meiner Diagnose geschafft, die erste MS-Gesellschaft in meinem Land zu gründen.

Welche Unterstützung haben Menschen mit MS im Jemen?

Im Jemen gibt es weder Wissen über MS noch Unterstützung für Menschen mit dieser Krankheit, deswegen habe ich auch die Gesellschaft gegründet. Wir sammeln Daten von Menschen mit MS, weil es im Jemen keinerlei Statistik gibt.

Wir haben eine Menge Pläne, wie wir die beste Versorgung für Menschen mit MS erreichen und die Verfügbarkeit von Medikamenten untersuchen können. Wir brauchen Unterstützung von der Regierung und von der Gesellschaft, um die Menschen in allen Teilen des Landes über diese Krankheit aufzuklären.

Welchen Rat würdest du anderen Menschen mit MS geben?

Mein Rat: nichts ist unmöglich. Wenn wir unsere Krankheit akzeptieren, können wir etwas machen. Die Krankheit ist Teil von uns und kann uns in die richtige Richtung führen, wo wir die Unterstützungsmöglichkeiten finden, die wir zur Weiterführung unseres normalen Lebens brauchen.

 
MSIF und AMSEL danken Margot Sepke von der MS-Gesellschaft Wien für die Übersetzung dieses Profils..
 

Quelle: MSIF, Oktober 2010

Redaktion: AMSEL e.V., 08.10.2010