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MSIF Profil des Monats: April 2008

04.04.08 - Christo Balabanoy aus Bulgarien berichtet, wie die Multiple Sklerose sein Leben veränderte - was er durch sie gewann und was er verlor - und wie er letzten Endes ein Gründungsmitglied der Bulgarischen MS-Gesellschaft wurde.

 
 
MSIF -profil des monats - April 2008
 
 

Name: Christo Balabanoy
Alter: 49 Jahre
Land: Bulgarien
Beruf: Maschinenbauer
Jahr der Diagnose: 1991
Art der MS: sekundär progredient

Mein Name ist Christo Balabany. Ich bin 49 Jahre alt und Maschinenbauer. Ich arbeite für die größte Ford Niederlassung in Bulgarien.

Alles ist mit dieser unheilbaren und unberechenbaren Krankheit verbunden, die 1991 bei mir ausbrach. Ich war immer Sportler gewesen und dementsprechend überrascht als mir eines Tages auffiel, wie schnell ich ermüdete und beim Ski Fahren immer stürzte. Ich ging davon aus, in einer schlechten Verfassung zu sein und trainierte immer mehr, ich joggte und betrieb Bodybuilding. Aber zu meiner Überraschung verschlechterte sich mein Zustand. Ich erblindete auf meinem rechten Auge. Dann ging ich zu einem Arzt.

Zu dieser Zeit gab es noch kein MRT in Bulgarien, so machte man eine Lumbalpunktion. Diagnose: MS.

Nach einer kurzen Kortisontherapie kam meine Sehkraft wieder und ich konnte wieder gehen, die Kraft meiner Arme und Beine kehrte zurück. Ich sagte zu mir, mit einem Lächeln auf meinen Lippen, dass alles nicht so schlimm sei und beschloss nicht aufzugeben. Ich hatte Familie und ich konnte mir nicht vorstellen, im Bett zu liegen. Der Gedanke aufzugeben traf mich schlimmer als die MS.

1991 veränderte sich auch die politische Situation in Bulgarien und der Weg zu einem neuen Lebensstil wurde geebnet. Internationale Firmen drängten auf den Markt und uns eröffneten sich neue Arbeitsweisen, die unter der sozialistischen Führung nicht möglich gewesen wären. Für mich öffneten sich neue Perspektiven, vor allen nachdem ich mein Englisch-Diplom am Pitman-Institut (Cambridge) gemacht hatte.

Ich bewarb mich bei verschiedenen Firmen und erhielt eine positive Antwort von der Firma Moto-Pfohl GmbH, der offiziellen Vertretung von Ford in Bulgarien. Ich genoss den täglichen Kontakt mit den Kunden und es gab mir Befriedigung zufriedene Kunden zu haben. Das Motto der Firma wurde: "Der Kunde ist die Nummer Eins". Seit diesen Tagen expandierte die Firma und heute hat sie mehr als 600 Angestellte. Begonnen hatten wir mit zwei Schreibtischen.

Während dieser Zeit kam die MS, ihrer Natur entsprechend, immer wieder. Sie zeigte sich mehr und mehr. Ich hielt sie von meinen Gedanken fern, aber sie griff meinen Körper an. 1995 bekam ich regelmäßig Schübe und der Arzt riet mir, eine Interferon-Therapie zu beginnen. Zu dieser Zeit war diese Art von Therapie nicht populär und zudem auch sehr teuer (1.800 DM / Monat, ca. 1.000 €). Ich konnte mir diese Therapie nicht leisten, so bat ich die Besitzer der Firma in Deutschland um Unterstützung. Zwei Monate später, ich hatte meine Anfrage schon vergessen, rief mich der Manager in sein Büro, entschuldigte sich für die Verzögerung und deutete auf eine große Kühlbox, die einen dreimonatigen Vorrat an Interferon beinhaltete, der alle drei Monate erneuert werden sollte. Ich begann mit meiner Therapie und wie durch ein Wunder blieben die Schübe aus und mein Körper erholte sich allmählich wieder. Sechs Monate später musste ich die Therapie aber abbrechen, da ich starke Nebenwirkungen bekam.

Obwohl ich keine Autos mehr verkaufe, da ich Schwierigkeiten beim Gehen habe, arbeite ich nun in der Garantieabteilung. Die Firma wollte mich nicht gehen lassen, als ich wegen der MS gehen wollte. Meine Erkrankung schreitet langsam fort, aber ich gebe nicht auf. Meine Familie, meine Freunde und Arbeitskollegen machen es mir möglich ein Schutzschild um mich zu bauen, vergleichbar mit einer Internet Firewall, und ich fühle mich sicher und geschützt.

Im Jahre 1999 begann ich an Konferenzen teilzunehmen, die von der EMSP (Europäischen MS Plattform) organisiert wurden. Sie boten mir Informationen und Unterstützung an und so wurde ich ein Gründungsmitglied der Bulgarischen MS-Gesellschaft. In Bulgarien werden alle Menschen mit Behinderungen ähnlich behandelt. Es gibt viele Probleme mit der nationalen Gesundheitsversicherung und oft Schwierigkeiten bei der Versorgung mit technischen Hilfsmitteln, Rollstühlen und Gehhilfen.

Obwohl wir keine staatliche Unterstützung erhalten, können wir kleine Erfolge erzielen. Wir konnten mit Hilfe von Spendengeldern ein Büro in Sofia eröffnen, und eine Telefon-Helpline initiieren, die täglich sechs Stunden lang erreichbar ist. Die Gesellschaft baut ihr Netzwerk aus lokalen Standorten aus, und wir können aufgrund unserer guten Beziehung zur Gesundheitsbehörde zahlreiche Dienste anbieten, die MS–Betroffene unterstützen. Die Gesellschaft arbeite auch eng mit der niederländischen Botschaft und der Offenen-Gesellschaft-Foundation zusammen.

Trotz aller Schwierigkeiten geht mein Kampf weiter: 2008…. 2009….wer weiß? Eines ist sicher, ich gebe nicht auf!

Quelle: MSIF, April 2008

 
MSIF und AMSEL e.V. danken Nicole Murlasits für die Übersetzung dieses Profils des Monats.
 

Redaktion: AMSEL e.V., 04.04.2008