Spenden und Helfen

Sichtbare & unsichtbare MS-Symptome

Viel gewonnen hat, wer die Auslösesituationen seiner Spastik kennt, so Dr. Gerald Lehrieder im aktuellen Multiple Sklerose-Chat.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe AMSEL-Chatter, heute geht es um die Symptome der Multiplen Sklerose. Für Betroffene spielt es mitunter eine große Rolle, ob diese Symptome sichtbar oder un sichtbar sind. Auf Ihre Fragen antwortet ab 19 Uhr Dr. Gerald Lehrieder. Gern können Sie jetzt schon posten.

Simone Mohrs: Guten Abend, es waere schoen Ihre Meinung zu Ocrevus zu hoeren und fuer welche Patienten Sie Ocrevus am geeignesten finden und ob Sie schon Erfahrungen mit dem Medikament gemacht haben?

Dr. Gerald Lehrieder: Eigene Erfahrungen mit dem Medikament habe ich (noch) nicht gemacht. Ich kenne also nur die Studienlage, die "Papierform" sozusagen. Aber wichtig für Sie als Betroffene ist natürlich, dass wir eine weitere Option für Betroffene mit schubförmigem Verlauf haben, und die Tatsache, dass wir endlich mal ein zugelassenes Präparat für die primär progrediente MS haben. Und alles was wir lesen, spricht für eine vertretbare Verträglichkeit. Und das sind alle mal good news. Wo das Präparat seinen Platz findet, wird die Zukunft zeigen.

Dr. Gerald Lehrieder

Chefarzt der Dr. Becker Kiliani-Klinik

  • Facharzt für Neurologie
  • Zusatzbezeichnungen für Sozialmedizin und Verkehrsmedizin
  • Fachkundenachweis im Strahlenschutz und der Transfusionsmedizin
  • Spezialist auch auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose

Moderator Patricia Fleischmann: Hallo Frau Mohrs, Dr. Lehrieder antwortet sicher auch darauf ab 19 Uhr. Sie können aber auch gern in den vergangenen Chatprotokollen nachschauen: Da war Ocrevus Thema.

Anja: Ich habe eine Frage, die nicht zum Thema passt, würde mich aber dennoch über Antwort freuen: Ist Aubagio auch bei einer gleichzeitig bestehenden Trisomie 21 zu empfehlen, da bei dieser Behinderung das Immunsystem sowieso schon gestört ist?

Dr. Gerald Lehrieder: Oh, Anja, Sie erwischen mich auf dem falschen Fuß. Die Frage ist sicherlich richtig was für einen Immunologen, der ich nicht bin. Und eine "Im Prinzip ja, aber... "-Antwort hilft Ihnen ja nicht. Tut mir leid.

Simone Mohrs: Vielen Dank fuer Ihre Rueckmeldung, ich habe etwas Angst mit der Therapie zu beginnen weil ich von vielen Patienten in den USA gehoert habe, dass sie nach der ersten Injektion von Ocrevus starke Entzuendungen und andere Nebenwirkungen hatten. Haben Sie von diesen Symptomen gehoert?

Dr. Gerald Lehrieder: Grade bei den ersten Infusionen spielen wie bei anderen Antikörpern auch vor allem die Infusionsreaktionen, also quasi allergische Reaktionen, eine wichtige Rolle. Dem kann aber vorgebeugt werden. Infektionen selber sind in einer vergleichbaren Häufigkeit wie in der Vergleichsgruppe, die ein Interferon erhalten hat, aufgetreten. Ich merk schon, in diesen Tagen kurz nach der Zulassung des Medikaments kann ich offenbar mit einem Thema aus der symptomatischen Therapie nicht punkten.

Julia: Was kann man gegen schmerzhafte Spastik in den Beinen unternehmen?

Dr. Gerald Lehrieder: Die Basis der Spastiktherapie ist natürlich die Physiotherapie. Hier sollten Sie vor allem lernen, spastikauslösende Situationen, Bewegungen und Bewegungsübergänge zu meiden. Ansonsten kommen natürlich Medikamente ins Spiel. Baclofen, Tizanidin, Tolperison, aber auch das Cannabinoid-Spray kommen da in Frage. Die richtige Auswahl des Medikaments ist nicht immer einfach, die meisten Antispastika machen halt auch etwas müde, und die Müdigkeit ist meist ja auch ohne Spastik schon heftig genug. Aber Ihr Neurologe hilft Ihnen sicher bei der Auswahl des Präparats.

Jessica K.: Hallo Herr Dr. Lehrieder, direkt daran würde sich meine Frage anschließen: Was kann man tun, um einer ausgeprägten Fatigue entgegenzuwirken (medikamentös oder auch nicht)? In den letzten Wochen macht mir diese schwer zu schaffen.

Dr. Gerald Lehrieder: Selten ist die Fatigue auch mal Symptom eines Schubs. Wenn das jetzt erst neu aufgetreten ist und belastet Sie stark, würde ich das mal mit Ihrem Neurologen/in besprechen. Wenn es aber doch eher ein Dauerproblem ist, das sich verschlimemrt hat, sollte man andere Ursachen ausschließen (Blutarmut, Medikamente, die man evtl. auch weglassen kann, Schilddrüsenunterfunktion etc.). Wenn das alles nicht vorliegt, hilft oft körperliche Betätigung. Keine Angst vor Ausdauersport in dieser Situation. Mehrmals die Woche ne halbe Stunde hilft, aber man muss halt dabei bleiben. Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf gehört auch zu den nicht medikamentösen Strategien. Medikamentös sind die Erfolge nicht richtig durchgreifend: Da helfen manchmal antriebssteigernde Medikamente aus der Klasse der Antidepressiva (auch wenn man nicht depressiv ist), manchmal kann man auch ein Medikament "Amantadin", das aus der Parkinsontherapie bekannt ist, einsetzen. Aber hier Vorsicht: Solche Medikamente nicht nach 16 Uhr einnehmen: Klar, sonst drohen Schlafstörungen.

Julia: Danke, Herr Dr. Lehrieder. Die Beinspastik meldet sich bei mir vor allem nachts und dann besonders stark. Ist das normal? Was ist Ihre Erfahrung?

Dr. Gerald Lehrieder: Ja, das ist leider gar nicht so selten. Wenn man ein Präparat gefunden hat, das gut wirkt, kann man zur Nacht nochmal eine höhere Dosis nehmen. Das hat den Vorteil, dass man die Müdigkeit als Nebenwirkung dann einfach verschläft. Oftmals hilft auch zu einer niedrigdosierten Therapie z.B. mit Baclofen tagsüber, zur Nacht noch ein zweites Medikament zu kombinieren. Da ist das Cannabinoid-Spray ein guter Kombinationspartner, oft helfen aber auch ein bis 2 mg Tizanidin. Das unterdrückt dann diese einschießende Spastik. Aber Vorsicht, die Medikamente müssen wirklich, langsam eintitriert werden.

Lynn: Seit 4 Jahren bin ich in neurologischer Behandlung/Abklärung. Hatte am Anfang Koordinationsstörungen, konnte erschwert Treppen hinuntergehen. Dann kam Sensibilitätsstörung Fuss rechts, Schwäche Bein rechts und im Laufe der Zeit noch Schwäche Arm rechts dazu. Habe ausserdem noch Artikulationsschwierigkeiten, mit Logopädie zum Glück gleichbleibend. Ich habe Gleichgewichtsstörungen, die ich mit Physiotherapie trainiere (leider von der KK nur 1 x alle 2 Wochen gutgeschrieben). Seiltänzergang fast unmöglich, Blindgang unmöglich. Gehen im Dunkeln erschwert, mehr Gleichgewichtsstörungen. Hatte vor 2 Jahren Cortison-Therapie über 5 Tage, hat leider nicht viel gebracht. Seit neuestem jetzt immer mehr Mühe mit dem Gehen, die ersten Schritte sind fast nicht möglich, auch wieder Koordinationsstörungen. Beim Schrittmachen bleibe ich mit dem rechten Fuss vielfach am Boden hängen. Vielfach verhärtete Muskulatur Bein rechts, Krämpfe. Hinunterlaufen ist erschwert, da die Kraft im rechten Bein gemindert ist. Das von Hand-Schreiben ist mir fast nicht mehr möglich, nach längerem Schreiben habe ich Krämpfe in der Hand. Inline skaten leider aufgrund Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsprobleme nicht mehr möglich, Fahrrad nicht mehr möglich. Mein MRI zeigt folgendes: multiple disseminierte T2w-/FLAIR hyperintens-kortial links temporal ohne Schrankenstörung, Läsionen im supratentoriellen Marklager periventrikulär, juxtakortikal, subkortikal und kortikal. Kleinhirnatrophie mit Betonung der Vermis. 2015 neue kortikale Läsion links temporal. Kleine nahezu liquorintense Läsion der HWK 5 DD intraossäre Zyste. Diagnose: Rechtsbetontes pyramidales und zerebelläres Syndrom unklarer Genese, DD hereditär (SCA wenig wahrscheinlich), DD autoimmun-entzündlich. Was würden Sie mir raten?

Dr. Gerald Lehrieder: Da muss erst mal eine Diagnose her und die Ursache geklärt werden. Natürlich steht da die chronisch-entzündliche Ursache im Raum. Aber diagnostisch haben sich ja offenbar schon viele ihre Gedanken gemacht, deswegen haben Sie sich wohl nicht gemeldet. Das Beschwerdebild scheint mir aber doch so vielschichtig zu sein, dass ich Ihnen zu einer stationären Rehabilitation in einer neurologischen Reha-Klinik raten würde. Nicht mit der Erwartung einer Diagnoseklärung, sondern mit dem Ansatz an den vielfältigen Symptomen mit allen in der Klinik vertretenen Professionen zu arbeiten. Ein Therapie-Ansatz mit hochfrequenten Physio-, Ergo- evtl. Logopädie könnte doch was bringen.

nemO: Guten Abend Herr Dr. Lehrieder, es gelingt mir meine mittelmäßig ausgeprägt Fatigue mit leichtem Ausdauersport an der frischen Luft zu Händeln. An den Arbeitstagen ist das aber nicht immer möglich. Ist es angezeigt oder ist es kontraproduktiv auch noch medikamentös zu agieren. Ggf. möchten Sie etwas dazu sagen, danke

Dr. Gerald Lehrieder: In einer anderen Antwort hab ich ja schon ein paar Alternativen bzw. Ergänzungen zum Sport erwähnt. Sie müssen auch nicht jeden Tag sport treiben. Schöpfen Sie erst alle nicht-medikamentösen Strategien, insbesondere das Pausenmanagement (also kurze Pausen ehe die Fatigue richtig zuschlägt) und das Haushalten mit der eigenen Belastbarkeit, aus, ehe Sie zu Medikamenten greifen. Und wenn, dann sind das keine Medikamente, die man mal bei Bedarf nimmt, sondern schon eine kontinuierliche Therapie.

Olaf: Hallo Dr. Lehrieder, ich habe seit Januar 2010 meine Diagnose. Kleiner Herd im Rückenmark und im Hirnstamm. Nun meine Frage: Kann kaltes Wetter dazu führen, dass es zu Spastiken in den Beinen und Händen kommt? Symptome sind so ähnlich, wie zu der Zeit als der Herd im Rückenmark neu war (Januar 2010) Kann der alte Herd im Rückenmark aufgrund der Kälte Probleme machen? Laufleistung ist gut. Heute zum Beispiel 80 min ohne Probleme einen Spaziergang genossen. Laufe die Spastiken in den Beinen weg. Klappt gut. An alle anderen: Habt ihr Erfahrung mit Kälte und Spastik? Danke für die Antwort 

Dr. Gerald Lehrieder: Ja, das gibt es, dass Spastiken bei Kälte vermehrt auftreten. Da hilft nur sich einzupacken. Schön, dass Sie die Erfahrung gemacht haben, dass sich die Spastiken durch Bewegung lindern lassen. Manche Mitbetroffene kennen auch die Erfahrung, dass mit zunehmender Gehstrecke die Spastik eher zunimmt.


Allgemein - Olaf: An alle anderen: Habt ihr Erfahrung mit Kälte und Spastik?


 


Allgemein - Josefa: Hallo Julia, ich kenne die einschießende Spastik nachts in den Beinen und mir hilft zur Zeit Sativex . Nebenwirkung ist jedoch die Müdigkeit, d.h. ich bin am Morgen schon müde. Aber durch Wechselduschen kalt-warm ist das in den Griff zu kriegen!


 


Allgemein - Josefa: Hallo Olaf, Kälte forciert bei mir die Spastik und auch Schwimmen. Daher nehme ich jetzt anstatt 3 Sprühstöße Sativex sogar 5 am Abend.


 


Allgemein - Julia: Danke für den Tipp, Josefa:-)


 


Allgemein - Olaf: Hallo Josefa, danke für die Antwort. Ich nehme für die Nacht 10 mg Baclofen das reichte mir immer. Das ich auf Kälte so reagiere, kannte ich bisher noch nicht. Macht einen doch unsicher, da die Spastik nicht so schlimm war. Viel Bewegung hilft mir.


 


Allgemein - Idefix: Hallo Jessica, ich leide unter starker Fatigue in Kombination mit extrem niederem Blutdruck. Ich habe einen Tee von Teekanne Ingwer mitKurkuma entdeckt, der ist Irre. Bis Mittag trinken, der pusht...


Josefa: Hallo Herr Dr. Lehrieder, sie plädieren für viel Bewegung, auch Ausdauersport. Wenn ich mit Training der Muskelpartien z.B. der Schenkel beginne, meldet sich sofort die Spastik und die ist schmerzhaft. Wenn ich Rückendehnungsübungen mache, schießt die Spastik in den unteren Rückenbereich. Wie soll ich möglichst schmerzfrei trainieren?

Dr. Gerald Lehrieder: Lassen Sie sich Übungen von Ihrem/r Physiotherapeutin/en zeigen. Vielleicht können Sie mit ein paar Modifikationen an den Übungen die schmerzhaften Spastiken vermeiden. Es gibt in der Tat Körperpositionen, die wirken eher spastikhemmend. In jedem Fall gilt: Training soll Spass machen, sonst machen Sie es nicht nachhaltig. Und Schmerzen fördern Ihre Motivation nicht, das ist klar. Schmerzen sind übrigens auch wieder ein Spastikreiz. Insofern sollten Sie möglichst nicht über den Schmerzreiz hinaus trainieren, sonst droht ein Teufelskreis.

Monika: Guten Abend. Welche Therapie wirkt bei sekundären Trigeminusneuralgie durch MS. Wegen der ausgeprägten Fatigue sind Tabletten keine Option. Wäre Botox einen Versuch wert? Bisher wird ein Schmerzpflaster versucht.

Dr. Gerald Lehrieder: Hallo Monika, Botox kann eine Alternative sein, wenn andere Substanzen nichts bringen oder sich wegen Nebenwirkungen verbieten. Ich selbst habe damit keine Erfahrungen, und die Studien dazu sind meines Wissens nach eher klein. Aber haben Sie wirklich schon die Vielzahl der Präparate versucht. In der Tat machen praktisch alle Medikamente, die man in der Regel einsetzt, müde. Eine Ausnahme ist da manchmal das Lamotrigin, hatten Sie damit schon einen Therapieansatz gemacht.

Olaf: Hallo Dr. Lehrieder, danke für die schnelle Antwort. Beruhigt doch. Also immer in Bewegung bleiben :-)

Dr. Gerald Lehrieder: Gerne. Alles Gute.

Idefix: Hallo Dr. Lehrieder, ich habe in der Tagesklinik den Gallileo kennengelernt, im Fitnesstudio als Powerplate bekannt. Der Physio erklärte mir das Gerät wirke gegen Spastik, normalisiere den Muskeltonus und trainiere die Tiefenmuskulatur. Haben sie Infos darüber?

Dr. Gerald Lehrieder: Idefix, danke für den Hinweis, das läuft bei uns in der Klinik auch in der Physiotherapie unter dem Aspekt der Spastiksenkung, aber auch der Gleichgewichtsschulung. Ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Manchmal kann es die Spastik auch etwas verstärken. Aber wenn Sie es nicht versuchen....

Idefix: Haben sie Infos zu Faszientraining und Spastik. Ich habe im Urlaub einen Faszienkurs besucht und versuche mit derkleinen Faszienrolle meine Muskulatur zu lockern.

Dr. Gerald Lehrieder: Auch das kann helfen und ist angeleitet vom Physio einen Versuch wert. Nicht nur die kleine Rolle kann hilfreich sein, es gibt auch kleine Kugeln, zum Beispiel, wenn nur die Fußmuskulatur von der Spastik betroffen ist. Dann kann man die Lockerung der Muskulatur sogar im Fernsehsessel machen.

SandraA.: Guten Abend Hr. Dr. Lehrieder. Was hilft Zu den Bewegungen gegen die Spastiken? Grüße

Dr. Gerald Lehrieder: Liebe Sandra, Ihre Mitchatter, haben jetzt schon viele Methoden beigetragen, ich freue mich über die rege Beteiligung. Das Forum dient ja auch dem Austausch von Tipps untereinander.

SandraA.: Danke Hr. Dr. Lehrieder und an alle Mitchatter. Ich lese alles sehr interessiert mit. Grüße an Sie

Dr. Gerald Lehrieder: Gern geschehen.

Julia: Welche nichtmedikamentösen Therapien kennen Sie noch gegen Spastik außer denen, die hier schon genannt worden sind?

Dr. Gerald Lehrieder: Der Schlüssel liegt in der Analyse der Auslösesituationen und in der Kreativität der Physiotherapeuten im Zusammenspiel mit Ihnen.

Idefix: Da ich ja eher Minimalistin bin habe ich meine Spastik bisher mit Schüssler Nr7 im Griff. Ich kannmir vorstellen Magnesiumhilft aber hochdosiert sind die NW nicht so angenehm. Haben Sie noch einen Alternativen Tip???

Dr. Gerald Lehrieder: Zu SchüsslerNrX kann ich nur sagen, "Wer heilt hat erst mal recht", auch wenn Effekte in der Schulmedizin nicht bewiesen sind. Magnesium kann man versuchen, aber die gastrointestinalen Nebenwirkungen sind doch belastend, meiner Erfahrung nach schon bei niedrigen Dosen. Keine echte gute Alternative. Medikamentös hatten wir glaub ich das Pregabalin noch gar nicht erwähnt, das auch in niedrigen Dosierungen manchmal einen guten Effekt auf die Spastik hat, auch und gerade wenn sie einschießend ist.

Josefa: Oft spüre ich im Brustbereich bis runter zum Rücken ein Engegefühl, als wäre ich eingeschnürt. Bis zur Luftknappheit , ist es dann nicht mehr weit. Muss dann Beruhigungstabletten nehmen. Gibt es ein Mittel diesem Engegefühl zu entkommen oder es im Ansatz zu ersticken?

Dr. Gerald Lehrieder: Als Arzt denkt man bei solchen Symptomen ja immer zunächst an das Herz als Ursache. Wenn Sie dafür "Beruhigungstabletten" nehmen müssen, scheint das Herz, also eine Angina pectoris, eher nicht die Ursache zu sein. Aber das sollte auf jeden Fall ausgeschlossen sein, ehe ich hier andere Tipps von mir gebe.


Allgemein - Josefa: Hallo Idefix, den Tee kenne ich, aber von der Kombination Ingwer / Kurkuma, auch nicht als Tee, bekomme ich Herzrasen. Kennst Du noch andere Mittel?


 


Allgemein - Idefix: Ansonsten gibt es bei Tee Gschwendner den Senchaschlaflos, wo anregende Substanzen sich nacheinander entfalten


 


Allgemein - Idefix: Grüntee, Mate und Guarana


 


Allgemein - Idefix: Ansonsten Matcha... ich fahr auf Grüntee ab.


Idefix: Hilft eigentlich Wärme bei Spastik ?

Dr. Gerald Lehrieder: Wir hatten das bei der Vermeidung von Kälte schon kurz erwähnt. Positive Erfahrungen mit Wärme werden oft dann berichtet, wenn beispielsweise Ischiasbeschwerden, die ja oft auf Wärme ansprechen, die Spastik anheizen. Sozusagen Schmerzen, die die Spastik auslösen, duch Wärme lindern, hilft die Spastik bessern. Aber letztlich gehört das Thema in das Kapitel die Auslösefaktoren für die Spastik zu verhindern.

Josefa: Mein Neuro war ganz erstaunt, dass Lyrica bei mir nicht nur gegen neuropathische Schmerzen hilft, sondern auch gegen einschießende Spastiken oder diese Restles Legs. Zu den Therapien wollte ich von Ihnen noch wissen, ob und welche Erfahrungen Sie mit Hippotherapie haben? Bei vielen hilft es, aber es ist zu teuer, da die KK die Kosten nicht übernehmen. Was ist zu tun?

Dr. Gerald Lehrieder: Die Lyrica-Erfahrung hab ich an anderer Stelle ja auch schon weitergegeben. Wir bieten aus den oben von Ihnen genannten Gründen keine Hippotherapie an und ich persönlich hab keine Erfahrungen damit. Ich weiß aber, dass viele von Ihnen diese Therapie anwenden, und die Anwender berichten, dass die Rumpfstabilität gebessert werden kann, die Spastik sich evtl. positiv beeinflussen lässt und das Selbstwertgefühl steigt. Und der Kontakt mit dem Therapiepferd tue einfach gut.

SandraA.: An Schüssler habe ich mittlerweile auch schon gedacht. Das Engegefühl kenne ich tagtäglich. Leider, wobei ich mich damit mehr oder weniger arrangiere. Schönen Abend noch an alle

Dr. Gerald Lehrieder: Einen schönen Abend auch an Sie.

Idefix: Vielen Dank für die Infos und einen schönen Abend Idefix

Dr. Gerald Lehrieder: Vielen Dank nochmal auch an Idefix und ich wünsche viel Erfolg beim Ausprobieren der vielen Vorschläge, die Sie sich gegenseitig heute gemacht haben. Auch wir Neurologen lernen von unseren Patienten. Danke.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Teilnahme hier und heute im Multiple Sklerose-Chat der AMSEL! Ein besonders großes DANKE geht zum wiederholten Male an Dr. Gerald Lehrieder für sein Engagement. Allen miteinander einen schönen restlichen Abend und möglichst wenig Probleme mit den Symptomen der MS!

Moderator Patricia Fleischmann: Hallo Frau Mohrs, Dr. Lehrieder antwortet sicher auch darauf ab 19 Uhr. Sie können aber auch gern in den vergangenen Chatprotokollen nachschauen: Da war Ocrevus Thema.

Anja: Ich habe eine Frage, die nicht zum Thema passt, würde mich aber dennoch über Antwort freuen: Ist Aubagio auch bei einer gleichzeitig bestehenden Trisomie 21 zu empfehlen, da bei dieser Behinderung das Immunsystem sowieso schon gestört ist?

Dr. Gerald Lehrieder: Oh, Anja, Sie erwischen mich auf dem falschen Fuß. Die Frage ist sicherlich richtig was für einen Immunologen, der ich nicht bin. Und eine "Im Prinzip ja, aber... "-Antwort hilft Ihnen ja nicht. Tut mir leid.

Simone Mohrs: Vielen Dank fuer Ihre Rueckmeldung, ich habe etwas Angst mit der Therapie zu beginnen weil ich von vielen Patienten in den USA gehoert habe, dass sie nach der ersten Injektion von Ocrevus starke Entzuendungen und andere Nebenwirkungen hatten. Haben Sie von diesen Symptomen gehoert?

Dr. Gerald Lehrieder: Grade bei den ersten Infusionen spielen wie bei anderen Antikörpern auch vor allem die Infusionsreaktionen, also quasi allergische Reaktionen, eine wichtige Rolle. Dem kann aber vorgebeugt werden. Infektionen selber sind in einer vergleichbaren Häufigkeit wie in der Vergleichsgruppe, die ein Interferon erhalten hat, aufgetreten. Ich merk schon, in diesen Tagen kurz nach der Zulassung des Medikaments kann ich offenbar mit einem Thema aus der symptomatischen Therapie nicht punkten.

Julia: Was kann man gegen schmerzhafte Spastik in den Beinen unternehmen?

Dr. Gerald Lehrieder: Die Basis der Spastiktherapie ist natürlich die Physiotherapie. Hier sollten Sie vor allem lernen, spastikauslösende Situationen, Bewegungen und Bewegungsübergänge zu meiden. Ansonsten kommen natürlich Medikamente ins Spiel. Baclofen, Tizanidin, Tolperison, aber auch das Cannabinoid-Spray kommen da in Frage. Die richtige Auswahl des Medikaments ist nicht immer einfach, die meisten Antispastika machen halt auch etwas müde, und die Müdigkeit ist meist ja auch ohne Spastik schon heftig genug. Aber Ihr Neurologe hilft Ihnen sicher bei der Auswahl des Präparats.

Jessica K.: Hallo Herr Dr. Lehrieder, direkt daran würde sich meine Frage anschließen: Was kann man tun, um einer ausgeprägten Fatigue entgegenzuwirken (medikamentös oder auch nicht)? In den letzten Wochen macht mir diese schwer zu schaffen.

Dr. Gerald Lehrieder: Selten ist die Fatigue auch mal Symptom eines Schubs. Wenn das jetzt erst neu aufgetreten ist und belastet Sie stark, würde ich das mal mit Ihrem Neurologen/in besprechen. Wenn es aber doch eher ein Dauerproblem ist, das sich verschlimemrt hat, sollte man andere Ursachen ausschließen (Blutarmut, Medikamente, die man evtl. auch weglassen kann, Schilddrüsenunterfunktion etc.). Wenn das alles nicht vorliegt, hilft oft körperliche Betätigung. Keine Angst vor Ausdauersport in dieser Situation. Mehrmals die Woche ne halbe Stunde hilft, aber man muss halt dabei bleiben. Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf gehört auch zu den nicht medikamentösen Strategien. Medikamentös sind die Erfolge nicht richtig durchgreifend: Da helfen manchmal antriebssteigernde Medikamente aus der Klasse der Antidepressiva (auch wenn man nicht depressiv ist), manchmal kann man auch ein Medikament "Amantadin", das aus der Parkinsontherapie bekannt ist, einsetzen. Aber hier Vorsicht: Solche Medikamente nicht nach 16 Uhr einnehmen: Klar, sonst drohen Schlafstörungen.

Julia: Danke, Herr Dr. Lehrieder. Die Beinspastik meldet sich bei mir vor allem nachts und dann besonders stark. Ist das normal? Was ist Ihre Erfahrung?

Dr. Gerald Lehrieder: Ja, das ist leider gar nicht so selten. Wenn man ein Präparat gefunden hat, das gut wirkt, kann man zur Nacht nochmal eine höhere Dosis nehmen. Das hat den Vorteil, dass man die Müdigkeit als Nebenwirkung dann einfach verschläft. Oftmals hilft auch zu einer niedrigdosierten Therapie z.B. mit Baclofen tagsüber, zur Nacht noch ein zweites Medikament zu kombinieren. Da ist das Cannabinoid-Spray ein guter Kombinationspartner, oft helfen aber auch ein bis 2 mg Tizanidin. Das unterdrückt dann diese einschießende Spastik. Aber Vorsicht, die Medikamente müssen wirklich, langsam eintitriert werden.

Lynn: Seit 4 Jahren bin ich in neurologischer Behandlung/Abklärung. Hatte am Anfang Koordinationsstörungen, konnte erschwert Treppen hinuntergehen. Dann kam Sensibilitätsstörung Fuss rechts, Schwäche Bein rechts und im Laufe der Zeit noch Schwäche Arm rechts dazu. Habe ausserdem noch Artikulationsschwierigkeiten, mit Logopädie zum Glück gleichbleibend. Ich habe Gleichgewichtsstörungen, die ich mit Physiotherapie trainiere (leider von der KK nur 1 x alle 2 Wochen gutgeschrieben). Seiltänzergang fast unmöglich, Blindgang unmöglich. Gehen im Dunkeln erschwert, mehr Gleichgewichtsstörungen. Hatte vor 2 Jahren Cortison-Therapie über 5 Tage, hat leider nicht viel gebracht. Seit neuestem jetzt immer mehr Mühe mit dem Gehen, die ersten Schritte sind fast nicht möglich, auch wieder Koordinationsstörungen. Beim Schrittmachen bleibe ich mit dem rechten Fuss vielfach am Boden hängen. Vielfach verhärtete Muskulatur Bein rechts, Krämpfe. Hinunterlaufen ist erschwert, da die Kraft im rechten Bein gemindert ist. Das von Hand-Schreiben ist mir fast nicht mehr möglich, nach längerem Schreiben habe ich Krämpfe in der Hand. Inline skaten leider aufgrund Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsprobleme nicht mehr möglich, Fahrrad nicht mehr möglich. Mein MRI zeigt folgendes: multiple disseminierte T2w-/FLAIR hyperintens-kortial links temporal ohne Schrankenstörung, Läsionen im supratentoriellen Marklager periventrikulär, juxtakortikal, subkortikal und kortikal. Kleinhirnatrophie mit Betonung der Vermis. 2015 neue kortikale Läsion links temporal. Kleine nahezu liquorintense Läsion der HWK 5 DD intraossäre Zyste. Diagnose: Rechtsbetontes pyramidales und zerebelläres Syndrom unklarer Genese, DD hereditär (SCA wenig wahrscheinlich), DD autoimmun-entzündlich. Was würden Sie mir raten?

Dr. Gerald Lehrieder: Da muss erst mal eine Diagnose her und die Ursache geklärt werden. Natürlich steht da die chronisch-entzündliche Ursache im Raum. Aber diagnostisch haben sich ja offenbar schon viele ihre Gedanken gemacht, deswegen haben Sie sich wohl nicht gemeldet. Das Beschwerdebild scheint mir aber doch so vielschichtig zu sein, dass ich Ihnen zu einer stationären Rehabilitation in einer neurologischen Reha-Klinik raten würde. Nicht mit der Erwartung einer Diagnoseklärung, sondern mit dem Ansatz an den vielfältigen Symptomen mit allen in der Klinik vertretenen Professionen zu arbeiten. Ein Therapie-Ansatz mit hochfrequenten Physio-, Ergo- evtl. Logopädie könnte doch was bringen.

nemO: Guten Abend Herr Dr. Lehrieder, es gelingt mir meine mittelmäßig ausgeprägt Fatigue mit leichtem Ausdauersport an der frischen Luft zu Händeln. An den Arbeitstagen ist das aber nicht immer möglich. Ist es angezeigt oder ist es kontraproduktiv auch noch medikamentös zu agieren. Ggf. möchten Sie etwas dazu sagen, danke

Dr. Gerald Lehrieder: In einer anderen Antwort hab ich ja schon ein paar Alternativen bzw. Ergänzungen zum Sport erwähnt. Sie müssen auch nicht jeden Tag sport treiben. Schöpfen Sie erst alle nicht-medikamentösen Strategien, insbesondere das Pausenmanagement (also kurze Pausen ehe die Fatigue richtig zuschlägt) und das Haushalten mit der eigenen Belastbarkeit, aus, ehe Sie zu Medikamenten greifen. Und wenn, dann sind das keine Medikamente, die man mal bei Bedarf nimmt, sondern schon eine kontinuierliche Therapie.

Olaf: Hallo Dr. Lehrieder, ich habe seit Januar 2010 meine Diagnose. Kleiner Herd im Rückenmark und im Hirnstamm. Nun meine Frage: Kann kaltes Wetter dazu führen, dass es zu Spastiken in den Beinen und Händen kommt? Symptome sind so ähnlich, wie zu der Zeit als der Herd im Rückenmark neu war (Januar 2010) Kann der alte Herd im Rückenmark aufgrund der Kälte Probleme machen? Laufleistung ist gut. Heute zum Beispiel 80 min ohne Probleme einen Spaziergang genossen. Laufe die Spastiken in den Beinen weg. Klappt gut. An alle anderen: Habt ihr Erfahrung mit Kälte und Spastik? Danke für die Antwort 

Dr. Gerald Lehrieder: Ja, das gibt es, dass Spastiken bei Kälte vermehrt auftreten. Da hilft nur sich einzupacken. Schön, dass Sie die Erfahrung gemacht haben, dass sich die Spastiken durch Bewegung lindern lassen. Manche Mitbetroffene kennen auch die Erfahrung, dass mit zunehmender Gehstrecke die Spastik eher zunimmt.


Allgemein - Olaf: An alle anderen: Habt ihr Erfahrung mit Kälte und Spastik?


 


Allgemein - Josefa: Hallo Julia, ich kenne die einschießende Spastik nachts in den Beinen und mir hilft zur Zeit Sativex . Nebenwirkung ist jedoch die Müdigkeit, d.h. ich bin am Morgen schon müde. Aber durch Wechselduschen kalt-warm ist das in den Griff zu kriegen!


 


Allgemein - Josefa: Hallo Olaf, Kälte forciert bei mir die Spastik und auch Schwimmen. Daher nehme ich jetzt anstatt 3 Sprühstöße Sativex sogar 5 am Abend.


 


Allgemein - Julia: Danke für den Tipp, Josefa:-)


 


Allgemein - Olaf: Hallo Josefa, danke für die Antwort. Ich nehme für die Nacht 10 mg Baclofen das reichte mir immer. Das ich auf Kälte so reagiere, kannte ich bisher noch nicht. Macht einen doch unsicher, da die Spastik nicht so schlimm war. Viel Bewegung hilft mir.


 


Allgemein - Idefix: Hallo Jessica, ich leide unter starker Fatigue in Kombination mit extrem niederem Blutdruck. Ich habe einen Tee von Teekanne Ingwer mitKurkuma entdeckt, der ist Irre. Bis Mittag trinken, der pusht...


Josefa: Hallo Herr Dr. Lehrieder, sie plädieren für viel Bewegung, auch Ausdauersport. Wenn ich mit Training der Muskelpartien z.B. der Schenkel beginne, meldet sich sofort die Spastik und die ist schmerzhaft. Wenn ich Rückendehnungsübungen mache, schießt die Spastik in den unteren Rückenbereich. Wie soll ich möglichst schmerzfrei trainieren?

Dr. Gerald Lehrieder: Lassen Sie sich Übungen von Ihrem/r Physiotherapeutin/en zeigen. Vielleicht können Sie mit ein paar Modifikationen an den Übungen die schmerzhaften Spastiken vermeiden. Es gibt in der Tat Körperpositionen, die wirken eher spastikhemmend. In jedem Fall gilt: Training soll Spass machen, sonst machen Sie es nicht nachhaltig. Und Schmerzen fördern Ihre Motivation nicht, das ist klar. Schmerzen sind übrigens auch wieder ein Spastikreiz. Insofern sollten Sie möglichst nicht über den Schmerzreiz hinaus trainieren, sonst droht ein Teufelskreis.

Monika: Guten Abend. Welche Therapie wirkt bei sekundären Trigeminusneuralgie durch MS. Wegen der ausgeprägten Fatigue sind Tabletten keine Option. Wäre Botox einen Versuch wert? Bisher wird ein Schmerzpflaster versucht.

Dr. Gerald Lehrieder: Hallo Monika, Botox kann eine Alternative sein, wenn andere Substanzen nichts bringen oder sich wegen Nebenwirkungen verbieten. Ich selbst habe damit keine Erfahrungen, und die Studien dazu sind meines Wissens nach eher klein. Aber haben Sie wirklich schon die Vielzahl der Präparate versucht. In der Tat machen praktisch alle Medikamente, die man in der Regel einsetzt, müde. Eine Ausnahme ist da manchmal das Lamotrigin, hatten Sie damit schon einen Therapieansatz gemacht.

Olaf: Hallo Dr. Lehrieder, danke für die schnelle Antwort. Beruhigt doch. Also immer in Bewegung bleiben :-)

Dr. Gerald Lehrieder: Gerne. Alles Gute.

Idefix: Hallo Dr. Lehrieder, ich habe in der Tagesklinik den Gallileo kennengelernt, im Fitnesstudio als Powerplate bekannt. Der Physio erklärte mir das Gerät wirke gegen Spastik, normalisiere den Muskeltonus und trainiere die Tiefenmuskulatur. Haben sie Infos darüber?

Dr. Gerald Lehrieder: Idefix, danke für den Hinweis, das läuft bei uns in der Klinik auch in der Physiotherapie unter dem Aspekt der Spastiksenkung, aber auch der Gleichgewichtsschulung. Ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Manchmal kann es die Spastik auch etwas verstärken. Aber wenn Sie es nicht versuchen....

Idefix: Haben sie Infos zu Faszientraining und Spastik. Ich habe im Urlaub einen Faszienkurs besucht und versuche mit derkleinen Faszienrolle meine Muskulatur zu lockern.

Dr. Gerald Lehrieder: Auch das kann helfen und ist angeleitet vom Physio einen Versuch wert. Nicht nur die kleine Rolle kann hilfreich sein, es gibt auch kleine Kugeln, zum Beispiel, wenn nur die Fußmuskulatur von der Spastik betroffen ist. Dann kann man die Lockerung der Muskulatur sogar im Fernsehsessel machen.

SandraA.: Guten Abend Hr. Dr. Lehrieder. Was hilft Zu den Bewegungen gegen die Spastiken? Grüße

Dr. Gerald Lehrieder: Liebe Sandra, Ihre Mitchatter, haben jetzt schon viele Methoden beigetragen, ich freue mich über die rege Beteiligung. Das Forum dient ja auch dem Austausch von Tipps untereinander.

SandraA.: Danke Hr. Dr. Lehrieder und an alle Mitchatter. Ich lese alles sehr interessiert mit. Grüße an Sie

Dr. Gerald Lehrieder: Gern geschehen.

Julia: Welche nichtmedikamentösen Therapien kennen Sie noch gegen Spastik außer denen, die hier schon genannt worden sind?

Dr. Gerald Lehrieder: Der Schlüssel liegt in der Analyse der Auslösesituationen und in der Kreativität der Physiotherapeuten im Zusammenspiel mit Ihnen.

Idefix: Da ich ja eher Minimalistin bin habe ich meine Spastik bisher mit Schüssler Nr7 im Griff. Ich kannmir vorstellen Magnesiumhilft aber hochdosiert sind die NW nicht so angenehm. Haben Sie noch einen Alternativen Tip???

Dr. Gerald Lehrieder: Zu SchüsslerNrX kann ich nur sagen, "Wer heilt hat erst mal recht", auch wenn Effekte in der Schulmedizin nicht bewiesen sind. Magnesium kann man versuchen, aber die gastrointestinalen Nebenwirkungen sind doch belastend, meiner Erfahrung nach schon bei niedrigen Dosen. Keine echte gute Alternative. Medikamentös hatten wir glaub ich das Pregabalin noch gar nicht erwähnt, das auch in niedrigen Dosierungen manchmal einen guten Effekt auf die Spastik hat, auch und gerade wenn sie einschießend ist.

Josefa: Oft spüre ich im Brustbereich bis runter zum Rücken ein Engegefühl, als wäre ich eingeschnürt. Bis zur Luftknappheit , ist es dann nicht mehr weit. Muss dann Beruhigungstabletten nehmen. Gibt es ein Mittel diesem Engegefühl zu entkommen oder es im Ansatz zu ersticken?

Dr. Gerald Lehrieder: Als Arzt denkt man bei solchen Symptomen ja immer zunächst an das Herz als Ursache. Wenn Sie dafür "Beruhigungstabletten" nehmen müssen, scheint das Herz, also eine Angina pectoris, eher nicht die Ursache zu sein. Aber das sollte auf jeden Fall ausgeschlossen sein, ehe ich hier andere Tipps von mir gebe.


Allgemein - Josefa: Hallo Idefix, den Tee kenne ich, aber von der Kombination Ingwer / Kurkuma, auch nicht als Tee, bekomme ich Herzrasen. Kennst Du noch andere Mittel?


 


Allgemein - Idefix: Ansonsten gibt es bei Tee Gschwendner den Senchaschlaflos, wo anregende Substanzen sich nacheinander entfalten


 


Allgemein - Idefix: Grüntee, Mate und Guarana


 


Allgemein - Idefix: Ansonsten Matcha... ich fahr auf Grüntee ab.


Idefix: Hilft eigentlich Wärme bei Spastik ?

Dr. Gerald Lehrieder: Wir hatten das bei der Vermeidung von Kälte schon kurz erwähnt. Positive Erfahrungen mit Wärme werden oft dann berichtet, wenn beispielsweise Ischiasbeschwerden, die ja oft auf Wärme ansprechen, die Spastik anheizen. Sozusagen Schmerzen, die die Spastik auslösen, duch Wärme lindern, hilft die Spastik bessern. Aber letztlich gehört das Thema in das Kapitel die Auslösefaktoren für die Spastik zu verhindern.

Josefa: Mein Neuro war ganz erstaunt, dass Lyrica bei mir nicht nur gegen neuropathische Schmerzen hilft, sondern auch gegen einschießende Spastiken oder diese Restles Legs. Zu den Therapien wollte ich von Ihnen noch wissen, ob und welche Erfahrungen Sie mit Hippotherapie haben? Bei vielen hilft es, aber es ist zu teuer, da die KK die Kosten nicht übernehmen. Was ist zu tun?

Dr. Gerald Lehrieder: Die Lyrica-Erfahrung hab ich an anderer Stelle ja auch schon weitergegeben. Wir bieten aus den oben von Ihnen genannten Gründen keine Hippotherapie an und ich persönlich hab keine Erfahrungen damit. Ich weiß aber, dass viele von Ihnen diese Therapie anwenden, und die Anwender berichten, dass die Rumpfstabilität gebessert werden kann, die Spastik sich evtl. positiv beeinflussen lässt und das Selbstwertgefühl steigt. Und der Kontakt mit dem Therapiepferd tue einfach gut.

SandraA.: An Schüssler habe ich mittlerweile auch schon gedacht. Das Engegefühl kenne ich tagtäglich. Leider, wobei ich mich damit mehr oder weniger arrangiere. Schönen Abend noch an alle

Dr. Gerald Lehrieder: Einen schönen Abend auch an Sie.

Idefix: Vielen Dank für die Infos und einen schönen Abend Idefix

Dr. Gerald Lehrieder: Vielen Dank nochmal auch an Idefix und ich wünsche viel Erfolg beim Ausprobieren der vielen Vorschläge, die Sie sich gegenseitig heute gemacht haben. Auch wir Neurologen lernen von unseren Patienten. Danke.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Teilnahme hier und heute im Multiple Sklerose-Chat der AMSEL! Ein besonders großes DANKE geht zum wiederholten Male an Dr. Gerald Lehrieder für sein Engagement. Allen miteinander einen schönen restlichen Abend und möglichst wenig Probleme mit den Symptomen der MS!

Redaktion: AMSEL e.V., 20.02.2018