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Schmerzen durch Multiple Sklerose

Schmerzen sind ein weites Feld. Oft ist nicht mal klar, ob sie überhaupt von der MS kommen. Dr. Michael Fritz antwortete im Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Guten Abend, liebe Chatter, ab 19 Uhr antwortet Dr. Michael Fritz hier im Expertenchat der AMSEL zum Thema Schmerzen bei Multipler Sklerose. Gerne dürfen Sie jetzt schon Ihre Fragen stellen.

Elli: Hallo, Ich habe einen total verhärteten rücken und Nacken mit starken Schmerzen. Kann dies auch von der MS kommen? Ich bekomme regelmässig Physio, mache dehungsübungrn. Kann ich noch etwas tun? Liebe Grüsse Elli

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Elli! Solche Schmerzen kommen am ehesten nicht direkt von der MS, sondern sind die Folge von Verspannungen und Muskelverhärtungen. Diese können Sie plagen, auch wenn Sie Physio und Dehnübungen machen, denn es mögen zu wenig oder die "falschen" sein. Haben Sie das problem einmal mit der Physio direkt besprochen? Haben Sie evtl. noch "normale" Erkrankungen wie Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule? An dieser Stelle möchte ich auf die neu erstellte Broschüre der AMSEL hinweisen, deren Thema MS und Schmerzen ist, und die in den nächsten tagen erscheint.

Dr. Michael Fritz

  • Studium in Berlin und Heidelberg,
  • Promotion in der Schmerztherapie,
  • Assistenzarzt in Siegen, seit 11 Jahren Oberarzt Neurologie und Leiter der Schmerztherapie im Klinikum Langensteinbach.
  • Schwerpunkt der Tätigkeit Schmerztherapie und neurologische Erkrankungen im Zusammenhang mit Schmerzen wie z.B. MS

Müller: Hallo ich wende mich heute an Sie weil ich Nicht mehr weiter weiß. Meine Schmerzen in den Beinen Becken u Rücken sind zermürbend . Mir wurde 12/2015 MS diagnostiziert. Seit ca 2012 nehme ich Tramal log 150mg . Diese Tabletten hat der Arzt mit mir ausprobiert weil meine Symptome nicht zugeordnet werden konnten. Jedem dem ich das sage sagt mir weiter nehmen aber ich merke keine Linderung. Nun habe ich mit Sativex vor 4 Wochen angefangen aber es wird nicht besser eher schlechter. Was kann ich nur machen? LG Müller

Dr. Michael Fritz: Guten Abend! Ich denke, der erste Schritt bei Ihnen sollte sein festzustellen, ob Ihre Rücken-Beinschmerzen überhaupt direkt von der MS kommen, oder nicht auch Folge von Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule sein können, oder auch von Fehlhaltungen und Fehlbelastungen. Ist Ihre WS denn in Ordnung? Sind Sie mobil? Welche Therapie machen Sie neben der Einnahme von Schmerzmitteln? Hier wie eben der Hinweis auf die bald erscheinende Schmerzbroschüre der AMSEL.

Allgemein - Mohawk: Guten Abend zusammen Moderator Patricia Fleischmann: Guten Abend, Mohawk und alle, die gerade mitchatten!

Endi: Guten Abend Dr.Fritz, Sollte man eine Trigeminusneuralgie so früh wie möglich behandeln oder spielt das keine Rolle auf den Verlauf dieses Symptoms? Kann eine TN auch schwach anfangen mit leichten Schmerzen anfangen? Kommt Sativex in Frage oder eher Antiepileptika?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Endi! Die Behandlung der TN hängt davon ab, wie sehr man beeinträchtigt ist. Meist lohnt sich die therapie, da die Schmerzen doch recht stark sind. Sativex hilft in der Regel nicht, besser sind Antiepileptika wie z.B. Carbamazepin. Und der beginn der TN ist sehr individuell, meist ist es, wie Sie schildern.

Allgemein - Endi: Sonnigen Abend :-) Stela: Guten Abend Herr Dr. Fritz, guten Abend Frau Fleischmann, vorab vielen Dank für die Möglichkeit sich hierüber auszutauschen. Finde ich super... Ich habe seit Mitte Juli die Diagnose MS. Also noch ganz frisch. Wobei davon auszugehen ist, dass es vor mindestens 10 Jahren schon begonnen hat. Im nachhinein lässt sich ja einiges einordnen. Der aktute Schub diese Jahr zeigte sich mit einer Sehnerventzündung, Ataktische Gangstörung, Blasenstörungen. Ich war im Krankenhaus und habe 5 Tage 1000mg Cortisoninfusionen bekommen. Alles ist auf dem Weg der Besserung. Auffallend war, dass ich nach den Infusionen Schmerzen in den Armen und Fingern hatte. Dazu sehr schwache Beine. Diese Symptome sind mir, wenn sie denn vorher schon da waren, nicht aufgefallen. Wie sind die Schmerzen einzuordnen? Nachwehen des Cortisons oder Teil des Schubes oder was neues?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Stela! Normalerweise führt Kortison nicht zu eigenen Schmerzen oder einen eigentlichen Schwäche. Interessant wäre, was Sie für Beschwerden hatten, die eben zu dieser Therapie geführt haben. Können Sie nicht auch zur MS gehören? Erholen sich diese Beschwerden auch, wie lange ist das Kortison her?

Bell: Guten Abend Herr Dr. Fritz, beantworten Sie nur Fragen bzgl Schmerzen oder werden auch andere Fragen zur Ms beantwortet?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Bell! Das Thema des Abends sind Schmerzen bei MS, aber ich werde versuchen, auch andere Fragen zu beantworten, auch wenn ich nicht überall Experte bin. Stellen Sie Ihre Frage.

Allgemein - Mohawk: Sind wir schon aktiv? in meinem Browser steht nur ein post von Frau Fleischmann? Nicole79: Guten Abend Herr Dr. Fritz, ich habe seit einigen Wochen Schmerz in beiden Oberschenkeln re. mehr wie links, es fühlt sich an wie nach einem starken Krampf oder wie wenn man gleich einen bekommt. Hin und wieder habe ich einen Stechenden Schmerz im re. Oberschenkel beim aufstehen und dann sackt mein Fuß vor Schmerz weg und ist kraftlos. Was kann ich dagegen tun. Physiotherapie hilft nicht.

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Nicole! Wie äußert sich die MS denn bei Ihnen sonst typisch? Haben Sie eine Lähmung der Beine oder auch eine Spastik? Sind die Füße ausgespart?

Moderator Patricia Fleischmann: @alle: Ende der Woche erscheint eine neue Broschüre für Menschen mit Multipler Sklerose, und zwar zum Thema Schmerzen - Dr. Fritz ist maßgeblich daran beteiligt. Einfach am Wochenende mal auf www.amsel.de schauen :-)

Stela: Die Infusionen habe ich Ende Juli bekommen. Die Sehnerventzündung, Ataktische Gangstörung, Blasenstörungen waren der Grund für das Cortison. Mehre Herde im Kopf, HWS und BWS.Da mein Fokus auf dem Auge lagen habe ich gar nicht so recht registriert was sonst noch so los war. Die Schmerzen an den Armen und Händen sind jetzt schon sehr viel besser, kommen und gehen...

Dr. Michael Fritz: Wie sind diese Schmerzen denn genau verteilt an den Armen, Händen? Wie ein Handschuh? Haben Sie auch Schmerzen an den Füßen? Wie würden Sie diese Schmerzen mit einem Wort gut beschreiben? Da der Abstand von Juli bis heute sehr lang ist, kann es keine Folge der Infusionen mehr sein.

noise: Guten Abend :) .... im letzten Jahr hatte ich einen Schub, der mir Sensibilitätausfall in Daumen und ständige einschiessenden Schmerzen in den Arm bis Zeigefinger und Mittelfinger verpasste. Es ist soweit okay, nur schießt es weiterhin am Tag 3-4 mal rein. Ich mag eigentlich nicht wegen diesen kleinen fiesen Autschmomenten Tabletten nehmen wie von meinem Neuro angeboten. Gibt es noch einen anderen Weg außereinfach überstehen? Da ich es nicht steuern kann, geschieht es ab und an in unpassenden Gelegenheiten. Vielen Dank für einen Tip :)

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Noise! Sie haben diese Schmerzen nur auf einer Seite? Wie sicher ist es denn, daß es von einem herd in der HWS kommt? Nur vom Hören wäre auch ein eingeklemmter Nerv an der HWS denkbar. Wurde dieses weiter verfolgt?

Bell: Vielen Dank Herr Dr Fritz, bei mir wurde 2016 MS diagnostiziert, seitdem nehme ich Rebif (inzwischen 44) bei welchem ich jedoch noch immer Nebenwirkungen (Grippe Symptome, blaue Flecken) habe! 2018 wurde endometriose diagnostiziert und seitdem mit dem Hormon visanne behandelt! Jetzt meine Frage, die ersten beiden Jahre hatte ich keine Veränderung im MRT, jetzt im Zeitraum seit der Endometriose auf einmal eine neue Läsion! Wie ist Ihre Einschätzung, triggert viell da Medikament der Endometriose das rebif? Sollte ich das rebif wechseln? Wenn ja zu einem anderen Interferon ? Oder sollte eher das Endometriose Medikament überdacht werden? Vielen Dank

Dr. Michael Fritz: Ich habe nachgesehen, das Medikament Visanne selbst kann an vielen Regionen Schmerzen als Nebenwirkung verursachen, auch im Bereich des Rumpfes. Das klingt für mich als die wahrscheinlichere Ursache. Auf der anderen Seite sind Wechselwirkungen bei eher seltenen Medikamenten unübersichtlich, und ich will eine "Triggerung" nicht ausschließen. Hätten Sie denn eine Alternative zu Visanne? Und die Frage ist auch, ob sich das Risiko eines Wechsels von rebif weg lohnen würde.

Moderator Patricia Fleischmann: @Mohawk, ja sind schon aktiv. - Können Sie das hier lesen?

elli: Guten Abend Herr Dr. Fritz, ich leide seit fast sieben Jahren unter täglichem Dauerkopfschmerz. Es konnte von mehreren Ärzten verschiedenster Fachrichtungen keine Ursache festgestellt werden. Kann es sein, dass Tysabri, das ich seit sieben Jahren bekomme, den Schmerz ausgelöst haben könnte? Vielen Dank!

Dr. Michael Fritz: Zum Einen sind Kopfschmerzen leider eine Nebenwirkung von Tysabri, zum Anderen treten Kopfschmerzen bei Patienten mit MS deutlich häufiger auf als bei gesunden Menschen. Können Sie denn Ihre Kopfschmerzen genau beschreiben? Treten Sie jeden Tag auf, oder nur um die Gabe des Tysabri herum?

Allgemein - Mohawk: jetzt läuft es, danke Frau Fleischmann Stela: Es fühlt sich an, als würde etwas ganz fest um die Unterarme greifen. Ein Wort fällt mir ein: Kralle. Und ein paar Finger der rechten Hand tun beim Bewegen weh, fühlen sich auch oft steifer an. Schmerzen im rechten Fuß treten ab und an auf. Aug/ Sept ist das kurz aufgegeflammt.

Dr. Michael Fritz: Wo haben Sie Herde von der MS? Auch im Rückenmark? haben Sie eine Spastik?

Nicole79: Hallo Herr Dr. Fritz, ja mein Hauptproblem sind die Beine. Dauer kribbeln und li. Fußheberschwäche. Spastik habe ich schon hin und wieder, habe Baclofen abgesetzt weil es meine Fatigue verstärkt.

Dr. Michael Fritz: Es hört sich zunächst an wie eine Spastik, die nun wieder mehr in den Vordergrund kommt. Hier könnten Sie erneut Baclofen versuchen, auch um sich die Frage nach der Ursache zu beantworten. Es gibt auch noch andere Mittel gegen Spastik wie Z.B. Sirdalud. Und es ist auch ein gutes Thema für einen guten Physiotherapeuten. Sprechen Sie es dort einmal an, wieviel er von seiner Seite dagegen unternehmen kann.

noise: Jap, Herd leuchtete fröhlich vor sich hin und HWS macht sonst einen hübschen gesunden Eindruck.

Dr. Michael Fritz: Wenn Sie keine ausgepärgten degenerativen Veränderungen an der HWS haben wie z.B. einen kleinen Bandscheibenvorfall, dann spricht es eher für einen Herd als Ursache. Ob man ihn behandeln sollte, hängt dann davon ab, wie sehr die Schmerzen Sie belasten. Ob ist es auch die Frage, ob eine Therapie mit Tabletten überhaupt einen Preis mit Nebenwirkungen fordern würde.

Stela: Keine Spastik, lt. Befund: multiple Herde in Höhe C6 und thorakal. Und jeweils ein Herd ohne Aktivitätszeichen

Dr. Michael Fritz: Wenn Sie mit Sicherheit eine Spastik (kann ja auch neu aufgetreten sein) verneinen, dann hört es sich, als ob diese Beschwerden am ehesten von den Herden kommen, da beide Arme betroffen sind. In diesem Fall sollte man eine medikamentöse Therapie mit Mitteln gegen Nervenschmerzen wie z.B. Pregabalin versuchen. Gut wäre auch, sich Rat bei einem neurologen oder Schmerztherapeuten einzuholen.

Renate: Guten Abend Was kann ich bei unruhigen Beinen machen ? Das kommt nur abends vor wenn ich zur Ruhe komm. Gegen meine Spastik wo ich außerdem habe nehme ich Sativex. Das hilft dagegen aber nicht.

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Renate! Unruhige Beine bei MS sind ein häufiges Problem. Ursache ist in der Regel ein Mangel an Dopamin im Gehirn (unabhängig von der MS). Hilfe und Klarheit bekommt man sehr schnell durch die Einnahme von L-Dopamin (Restex).

Nicole79: Vielen Dank Herr Dr. Fritz werde es noch mal mit meinem Neurologen und Physiotherapeuten besprechen

Dr. Michael Fritz: ...und besorgen Sie sich dorch die Broschüre der AMSEL....

elli: Die Kopfschmerzen sind lt. Kriterien wie Spannungskopfschmerzen und sie sind rund um die Uhr da. Seit Beginn der Schmerzen hatte ich keine schmerzfreie Minute.

Dr. Michael Fritz: Wie bei gesunden sind Spannungskopfschmerzen sehr häufig und leider auch als Dauerkopfschmerzen möglich. Hier ist die Therapie aufwendiger, da sie schlecht auf Medikamente ansprechen. Sie benötigen da ein ganzheitliches Konzept, welches auch eine gute Therapie der MS mit einschließt. Wichtig sind hier nicht-medikamentöse Therapien wie Entspannung, Biofeedback, Bewegung... Hilfreich wäre eine AHB in einer MS-Klinik oder sogar eine stationäre multimodale Schmerztherapie in einer Klinik möglichst mit neurologischer Leitung, da erfahrungsgemäß solche Dauerkopfschmerzen ein großes Problem sind.

Mohawk: Hallo Herr Dr. Fritz, könnten Sie kurz etwas zur Definition "Schmerz" bei neurologischen Erkrankungen erläutern? Können bsw. defekte Nerven Schmerzen auch als Juckreiz o.ä. vermitteln?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Mohawk! Neurologische Erkrankungen könen durch Befall der Muskeln oder meist eher der Nerven selbst zu Schmerzen führen. Also durch lädierte, irritierte Nerven, häufig bei der MS. Und Juckreiz ist, wenn keine Allergie vorliegt, selten einmal Symptom einer Nervenstörung.

noise: Den Preis mag ich nicht bezahlen für die 3-4 mal am Tag, daher war ich auf der Suche nach einem Tip, der etwas netter ist.

Dr. Michael Fritz: Haben Sie alternative, konservative Möglichkeiten einmal mit einem guten Physiotherapeuten besprochen?

Bell: Vielen Herr Dr Fritz, leider gibt es keine Alternative zur visanne! Ich hab aber nochmal einen Termin in einem speziellen Endometriose Zentrum! Sie würde wegen der einen neuen Läsion also nicht sofort von rebif auf ein anderes Medikament wechseln?

Dr. Michael Fritz: Es ist vielleicht riskant, ein gut laufendes Therapiesystem zu ändern. Natürlich hängt es auch vom Leidensdruck ab. Haben Sie einen möglichen Wechsel mit Ihrem Neurologen besprochen?

Silke: Hallo Herr Dr. Fritz, ich habe eine Spastik am linken Bein und kann aus diesem Grund nicht richtig laufen. An den Oberschenkeln (auf beiden Seiten) habe ich täglich schmerzen, welche nicht weggehen. Die Feinmotorik in der linken Hand ist nicht vorhanden. Ocrevus, ist die neue Medizin, die ich nehme. Gegen die Schmerzen Cana-Oil. Ich bin in ständiger Physiotherapie und an den anderen Tagen besuche ich noch ein Fitnessstudio. Was kann ich gegen diese Schmerzen tun?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Silke! Die gestörte Feinmotorik kann auch von der MS an sich kommen, sie muß nicht Folge einer Spastik sein. Hier hilft wahrscheinlich nur Ergotherapie + Physio. Bei einer Spastik können starke Schmerzen auftreten. Feststellen kann man es am besten durch die neurologische Untersuchung. Manchmal kommen die Schmerzen auch von der WS, aber in Ihrem Fall würde ich zuerst die Spastik behandeln.

Stela: Vielen Dank! Wie äußert sich eine Spastik? Mit welchen Worten lässt sich das beschreiben?

Dr. Michael Fritz: Mit starker Muskelverspannung gegen den eigenen Willen, meist in den Beinen, theoretisch aber auch an Armen und Rumpf. Diese Spastik kann als Dauerspastik auftreten, meist kommt sie aber in Attacken, oft abends, oft auch durch Trigger ausgelöst.

Josefa: Guten Abend, Herr Dr.Fritz! Meine unruhigen Beine habe ich mit Sativex in den Griff bekommen, obwohl dies eigentlich dafür nicht gedacht ist. Mein Schmerzproblem sind nun die Arme von den Fingerspitzen bis zum Oberarm, teilweise taub, dann wieder einschießende Schmerzen, ein Brennen kaum auszuhalten. Was kann ich dagegen tun?Ich nehme noch Lyrika und einen Betablocker!

Dr. Michael Fritz: Guten Abend! Ist denn die Ursache dieser Schmerzen geklärt? Es hört sich an wie Nervenschmerzen! Haben Sie Herde im Bereich der HWS? Lyrica könnte in diesem Fall helfen, es ist manchmal eine Frage der Dosierung, aber es muß nicht helfen. Oft lohnt es sich, auf ein anderes, ähnliches Mittel zu wechseln wie z.B. Gabapentin. Wie viel Sativex nehmen Sie denn am tag?

Allgemein - Josefa: Was macht Ihr gegen starke spastische Schmerzen, die plötzlich auftreten? Hilft da irgendein Schmerzmittel schnell? Josefa: Ich nehme am Abend 6 Stöße und bei Bedarf, wenn ich merke, dass es nicht rund läuft, ca. 2 - 3 Stöße Sativex tagsüber, aber nicht zu viele am Tag,denn da werd ích zu müde.

Dr. Michael Fritz: Haben Sie einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Stöße und der Linderung der anderen Beschwerden bemerkt? Hilft evtl. das Sativex auch hier, und eine höhere Dosis, oder auch anders verteilt, wäre eine Möglichkeit?

Bell: Beine Neurologin möchte das Medikament wegen der Läsion und den noch immer anhaltenden Nebenwirkungen wechseln! Zu tecfidera zb , davor habe ich jedoch Angst wegen der Nebenwirkungen, da sind meine bei rebif denke ich noch harmloser! Gibt es denn eine „regelung“ bei der man sagt ab wie vielen Läsionen ein Medikament nicht richtig wirkt? Kann man bei meiner einen aufgetretenen Läsion sagen, dass das Medikament nicht ausreichend wirkt?

Dr. Michael Fritz: Nein, so einfach ist es nicht. Es muß immer der Verlauf beurteilt werden, wieviel klinisch wirksame Schübe Sie haben, wieviel "stumme Herde" zufällig im MRT gefunden werden, und auch ein wenig, ob es sich um kleine oder größere Herde handelt. Meist geht die Klinik vor, nur wenn die Anzahl der neuen Herde in z.B. einem Jahr sprunghaft angestiegen ist, sollte man einen Wechsel in Erwägung ziehen. Wenn Sie Sorge vor Nebenwirkungen eines neuen Medikamentes haben, dann sollten Sie das mit Ihrer Neurologin genau so auch diskutieren, denn es ist ja immer eine längerfrisitge Therapie.

Josefa: Ja, es sind Nervenschmerzen, verursacht wahrscheinlich durch Herde im Bereich der HWS. Bei Lyrica bin ich mir ob der Wirkung nicht ganz sicher. Wie verhält sich denn Lyrica von der Wirkung her zu Gabapentin?

Dr. Michael Fritz: Prinzipiell ist das Prinzip der Wirkung ein ähnliches, jedoch der genaue Ansatz der Wirkung ein anderer, ein Versuch lohnt sich meist, da Alternativen fehlen.

Endi: Guten Abend Dr.Fritz, haben Sie Erfahrungen mit Sativex und Durchschlafprobleme ? konnte man davon profitieren?

Dr. Michael Fritz: In der Regel entspannt Cannabis und sollte vor allem bei abendlicher Anwendung eher das Schlafen fördern. Meist ist die Ursache des Durchschlafens nicht das Mittel, sondern andere Beschwerden oder auch Schmerzen.

Josefa: Das wäre auszuprobieren! Da ich Sativex in der höheren Dosierung abends nehme, kann ich halt meist gut schlafen und das ist mir wichtig. In der Plauderecke habe ich mal nachgefragt, was denn als akutes Schmerzmittel bei Spastik in den Beinen helfen kann. Ich habe zur Zeit in beiden Oberschenkel meist gegen 3-4 Uhr nachts sehr große Schmerzen, die durch ein starkes Zusammenziehen der Muskeln bedingt sind. Aus Hilflosigkeit nehme ich dann IBU800, was aber nicht hilft.Meine Physio behandelt die betreffenden Stellen , eineLinderung spüre ich nicht. Vielleicht haben diese schmerzen schon ihr eigenes Gedächtnis ;-))) Haben sie mir einen Rat!

Dr. Michael Fritz: Es hört sich an, als ob Sie zusätzlich eine nächtliche Spastik haben, die nicht ausreichend auf Sativex anspricht. Schmerzen der Nerven sind davon unabhängig. Haben Sie zusätzlich einmal eine spätabendliche Einnahme z.B. von Baclofen zum Sativex dazu versucht?

Josefa: Baclofen habe ich bis jetzt nicht probiert, werde dies jedoch bei meinem nächsten Termin in der MS-Ambulanz ansprechen. Vielen herzlichen Dank für all ihre wertvollen Infos!

Dr. Michael Fritz: Gerne!

Stela: Wie kann ich Schmerzen von Spastiken und Nervenschmerzen unterscheiden? Ist vielleicht ein doofe Frage aber ich kann die Symptome einfach nicht richtig einordnen...

Dr. Michael Fritz: Eine Spastik fühlt sich meist wie ein starker Muskelkrampf an, wie z.B. an den Waden, nur kann sie überall auftreten, meist jedoch in den Beinen. Aufgrund der Muskelanspannung verhärtet der Muskel, oft ziehen sie sich auch zusammen und machen z.B. eine Streckung des Beines. Nervenschmerzen sind von den Muskeln völlig unabhängig und werden meist als brennend und vor allem sehr stark beschrieben. Sie verteilen sich auch nicht auf die Muskeln, sondern haben eine eigene, oft unregelmäßige Verteilung. Oft sind sie mehr an Händen und Füßen, weniger an anderen Körperstellen.

Josefa: Jetzt habe ich doch noch eine Frage: Ich bin berentet, habe Probleme in der Mobilität und des Öfteren auch im kognitiven Bereich. Eine Kur in einer Schmerzklinik habe ich angedacht, aber wieder verworfen, da ich viel Ruhe und Entspannung benötige. Bei einer Kur habe ich jedoch zeitmäßig vorgeschriebene Behandlungen, die mich schon beim Drandenken nervös zurücklassen. Da Sie ein Mann aus der direkten Praxis sind: Wohin kann ich gehen, ohne viel Stress zu haben?

Dr. Michael Fritz: Eine gute Behandlung sollte alle Aspekte berücksichtigen. Ohne Therapie verbessern sich körperliche Aspekte nicht, wichtig ist aber auf der anderen Seite auch der Ausgleich und die Erholung. Entspannung, etwas Sport, Freiraum für eigene Dinge sind immer wichtig. Diese Aspekte könnten in einer normalen Reha zu kurz kommen, wenn sie sich nicht auf die MS spezialisiert hat. In einer Schmerzklinik ist oft der ganzheitliche Ansatz besser berücksichtigt. Hilfreich wäre es, wenn Sie sich eine Liste mit Anforderungen aus Ihrer Sicht machen und sich erst dann im Internet nach einer Klinik umsehen. Meist ist bei Zweifeln, ob das Angebot paßt, auch ein ambulantes Vorgespräch möglich. Die Klinik sollte nicht zu klein (zu wenig Erfahrung), aber auch nicht zu groß (Massenbetrieb) sein.

Daggi: Hallo Herr Dr. Fritz, ich habe seit einigen Wochen häufig Krämpfe in den Händen mit extremen Schmerzen. Ähnlich einem Anfall. Kann da auch die MS Ursache sein?

Dr. Michael Fritz: Guten Abend, Daggi! Nur in den Händen? Richtige Krämpfe der Muskeln, oder mehr starke Schmerzen?

Josefa: Namen von Kliniken werden sie verständlicherweise nicht nennen;-)))) Haben Sie Erfahrung ,wie und ob die chinesische Medizin bei der Verarbeitung von Schmerzen im Zusammenhang mit MS, helfen kann?

Dr. Michael Fritz: Wenn die TCM sehr gut angewendet wird, kann sie sicher einen Teil der Beschwerden lindern. Jedoch die meisten körperlichen Beschwerden werden dadurch nicht besser. Wegen einer Schmerzklinik ist es schwer, Namen zu nennen. Fangen Sie in Ihrer Umgebung an und sehen Sie, ob der Internet-Auftritt Sie anspricht. ich würde auch immer eine Klinik mit neurologischer Leitung der Schmerztherapie bevorzugen, da Neurologen mehr zur MS wissen als Narkoseärzte.

Daggi: Richtige Krämpfe, so dass die Finger und Daumen sich komisch strecken und ich nichts mehr halten kann

Dr. Michael Fritz: Die Füße, Beine haben nichts? Kann es eine Spastik sein, auch wenn nur die Hände sind? Oder eine Dystonie, d.h. eine unwillkürliche Verkrampfung. Haben Sie es mit Ihrem Neurologen besprochen? Hier brauchen Sie unbedingt eine fachlichen Rat mit Ansehen der Symptome und neurologischer Untersuchung. Können Sie ein Foto/Video der Hand machen lassen? das würde sehr weiterhelfen.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, der Chat schließt für heute zum Thema Schmerzen. Dank an Sie fürs Fragen und ein riesiges DANKE an Dr. Michael Fritz für seine Antworten. Am 19. November antwortet Professor Hayrettin Tumani hier im Multple Sklerose-Expertenchat. Bis dahin allen alles Gute und eine möglichst schmerzfreie Zeit!

Redaktion: AMSEL e.V., 17.10.2019