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Multiple Sklerose behandeln - heute und morgen

Es sind einige Wirkstoffe in der Pipeline, wie Prof. Sven Meuth aktuell im Chatprotokoll berichtet, darunter: Anti-Lingo, BTK-Inhibitoren, Ofatumumab. Auch die Propionsäure und hochdosiertes Biotin kamen zur Sprache.

Moderator Patricia Fleischmann: Verehrte Chatter, heute Abend geht es um verfügbare sowie zukünftige Behandlungen gegen Multiple Sklerose. Unser Chatexperte ist Prof. Dr. Dr. Sven Meuth. Er behandelt nicht nur MS-Patienten, sondern ist auch in der MS-Forschung aktiv. Gern dürfen Sie schon jetzt Ihre Fragen posten.

Prof. Sven Meuth: Einen schönen guten Abend an alle Teilnehmer. Ich freue mich, heute Abend mit Ihnen zu diskutieren und hoffe, dass alle Spaß haben......

Monja: Sehr geehrter Hr. Prof. Dr. Meuth,bisher sind die medikamentösen Therapien bei SPMS (Siponimod) und PPMS (Ocrevus) eher als schwach wirksam einzustufen. Soweit ich informiert bin sollen für hochdosiertes Biotin (MD1003) im ersten Quartal 2020 die Studienergebnisse (Phase 3) präsentiert werden. Wie sind Ihre Erfahrungen dazu und glauben bzw. wissen Sie ob die schleichende Verschlechterung dadurch deutlich besser zu bremsen funktioniert?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich muss sagen, dass ich die Ergebnisse zu Siponimod und Ocrevus sehr gut fand, da es bis dahin in den angesprochenen Verlaufsformen keine Therapien gab. Insofern sehe ich das Glas Handvoll ;o) Biotin muss man erstmal abwarten, ich hoffe natürlich, dass die Ergebnisse gut werden ist aber im Moment schwer vorauszusagen....

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth

  • Stellv. Direktor und Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie,
  • Direktor des Instituts für Translationale Neurologie,
  • Leiter Klinische und experimentelle Forschung,
  • Dekan der Medizinischen Fakultät Münster
  • Facharzt für Neurologie
  • Mitgliedschaften u.a. im Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG), dem Klinischen Kompetenznetzwerks Multiple Sklerose (KKNMS), der Leitlinienkommission "Multiple Sklerose" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sowie in der Kommission "Klinische Studien" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
  • Sobek-Nachwuchspreisträger 2010

Monja: Guten Tag, mein Neurologe meinte vor kurzem, ein im Jahr 2020 Diagnostizierte junger RRMS Patient kann so gut behandelt werden, dass dieser so gut wie sicher keinen hohen EDSS-Wert ( EDSS größer/gleich 7)bekommen wird. Teilen Sie die Meinung, dass dies nicht mehr passieren wird?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Wissen Sie: in der Medizin sind Aussagen wie "nie" und "immer" immer etwas schwierig, weil es auch heute noch sehr schwere Verläufe gibt. Aber generell sehe ich die Situation auch sehr positiv, bei gutem Monitoring und entsprechender Therapie können die allermeisten unserer Patienten ein sehr gutes Leben führen......

Jule: Hallo, ich bin positiv auf den JC Virus getestet worden und hab mega Angst vor PML. Hatte jetzt zwei Schübe und mein Neurologe sagt, ich muss ein stärkeres Medikament nehmen. Wo kann ich denn nachschauen, wie hoch das PML Risiko für die einzelnen Medikament ist? Mein Neurologe wusste das nicht. Gibt es eine MS-Therapie (nicht Interferone und so), wo keine PML aufgetreten ist? Viele Grüße, Jule

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ok, die Sorge kann ich gut verstehen. Ich denke es macht am meisten Sinn, wenn Sie sich in einem MS-Zentrum vorstellen. Man muss um das PML Risiko gut einschätzen zu können Ihre Vortherapien etc. mit berücksichtigen und parallel sehen, welches Präparat bei Ihnen am Besten wirken könnte.... Das PML-Risiko zwischen einzelnen Substanzen variiert schon sehr stark, aber es macht im Rahmen einer Beratung am meisten Sinn!

Magdalena: Lieber Herr Prof Meuth, Ich habe letztes Jahr im April mit Mavenclad angefangen. Jetzt hat mich die Praxis angerufen und erinnert, dass ich die Therapie jetzt nochmal nehmen muss. Ich habe aber gar keine Symptome mehr. Brauch ich das Ihrer Meinung nach? Vielen Dank, Magdalena

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Hier muss ich Ihnen klar zuraten. Sie haben quasi erst die Hälfte der Cladribin Medikation bekommen und sollten den zweiten Zyklus umbedingt machen. Obwohl Sie aktuell schon keine Symptome mehr haben, sind Sie nach der zweiten Runde erst vollständig behandelt.....

Bernd: Guten Abend Prof. Meuth! Ich habe nach Ocrevus eine Zunahme meines EDSS um 2,5 Punkte und mindestens 4 neue Herde im ersten Kopf MRT, Fieberschübe und Lymphödem sind noch immer nicht weg - ist das Grund genug zu wechseln?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Einen schönen guten Abend. Das klingt schon nach einiger Erkrankungsaktivität, die Frage ist wie viele Infusionen Sie schon hatten? Liebe Grüße

Bernd: Ab wann oder besser gesagt wieviel Stunden, nach Entnahme, ist Liquor nicht mehr zu gebrauchen?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Nach 3-4 Stunden kommt es schon zu Verschiebungen und zum Absterben der Zellen im Liquor. Der Überstand kann länger verwendet werden.

Heike A. Zeller,Bayern: Sehr geehrter Prof Dr. Meuth, weshalb wird in der Forschung die Darm -Gehirn Achse außer Acht gelassen ??! Und warum kriegt man als Versuchskaninchen KEINE AKTIEN vom jeweiligen Konzern-wenn wir uns die Nebenwirkungen "antun? ???!!!

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen die sich mit genau dieser Fragestellung beschäftigen. Die Gruppe um Herrn Prof. Gold hat z.B. eine hochbeachtete Veröffentlichung zum Thema Propionsäure in CELL veröffentlicht. Ich hoffe Sie nehmen die Medikamente nicht wegen der Nebenwirkungen, sondern der Wirkung.

Sally: Guten Abend, Hr Prof. Dr Meuth, seit der Zulassung in Deutschland nehme ich Ocrevus. Wegen wackelnder Blutwerte habe ich im Heberst 2019 Beratung bei einem Hämatologen / Onkologen in Anspruch genommen, der sagte, mehr als 2 Jahren würde man in seiner Disziplin eher niemanden mit Rituximab behandeln, auch nicht präventiv wegen einer hohen körperlichen Belastung. Gibt es ähnliche Aussagen auch für Ocrevus? Wie lange würde man mit einer positiven Kosten-Nutzen-Kalkulation eine Behandlung fortsetzen? In diesem Winter war ich jeden Monat krank, im Dezember bis zur Lungenentzündung und hatte im Januar starke Erschöpfungssymptomen unabhängig vom Infekt. Mir fehlt eine Einschätzung, wie geschwächt der Körper auch durch Ocrevus im Ganzen sein kann. Wie sehen Sie das?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Prinzipiell gibt es auch in der Neurologie Patienten die viele Jahre Rituximab bekommen haben. Ich denke wenn die Nutzen/Risikoabwägung positiv ist, sollte man sich nicht auf 24 Monate beschränken. Wenn es allerdings zu gehäuften Infekten, Abgeschlagenheit usw. kommt würde ich empfehlen einmal Ihre Immunglobulinspiegel zu bestimmen....

Bernd: Durch eine Operation entstand eine Pause - danach neues MRT ohne Aktivität bzw. steht da : "ground glass", was ich leider nicht verstehe?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: verstehe ich auch nicht, wollen Sie mir den gesamten Befund mal schicken?

Krossi: Guten Abend Prof.Meuth, wie viele Infusionen Ocrevus benötigt man, um sagen zu können: jetzt sollte es vollständig wirken und Schübe verhindern?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Im ersten Jahr würde ich nicht zu früh aufgeben, wenn aber Tag 0, 14, Monat 6 und 12 einfundiert sind, sollte Ruhe reinkommen.

Monja: Sehr geehrter Hr. Prof. Dr. Meuth,was sind Ihre Erwartungen bezüglich mesenchymale Stammzellen bei SPMS/PPMS. Sind Sie der Meinung dass sich dies auch in Deutschland durchsetzen wird. Die Zahlen welche auf der Ectrims 2019 (glaube aus Israel) präsentiert wurden waren meiner Meinung nach insbesondere bei intrathekaler Verabreichung schon ziemlich überzeugend.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich finde das Verfahren extrem interessant und die Vorstellung, dass man dadurch Regeneration erreichen kann ist fantastisch. Wir können alle nur hoffen, dass dieses Verfahren dann auch in den Studien überzeugen kann....

Bernd: Was bedeutet Überstand in Bezug auf Liquor?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Die Flüssigkeit ohne die Zellen....

Heike A. Zeller,Bayern: Das ist nur teils aktuell, wer sich besser auskennt oder interessierter ist kennt gewisse Zusammenhänge was Ernährung angeht

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: ???? Bin ich mit der Reihenfolge durcheinander gekommen?

Monja: Hr. Prof. Dr. Meuth,laufen für Ibudilast, Masitinib und TemelimabStudien für die nicht aktive MS oder waren die Studienergebnisse negativ in Bezug auf die Behinderungsprogression? In welchem sehen Sie das größte Potential?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es gibt mehrere Probleme auch was das Design der Studien betrifft. Was ist der richtige Parameter um Progression zu messen? Wie lange muss eine Studie laufen? Temelimab finde ich vom Ansatz her schon sehr spannend.

Bernd: Ich habe, wegen Potenzproblemen, mal Sildenafil bekommen und am nächsten Tag weniger Spastik und ganz warme Hände bemerkt und das ohne Aktivitäten!? Können sie sich das erklären?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Die warmen Hände könnte man mit der Durchblutung-steigernden Wirksamkeit von Sildenafil erklären, die reduzierte Spastik erklärt sich nicht so einfach....

Allgemein - Bernd: ...wie kann ich hier einen Befund versenden? Moderator Patricia Fleischmann: @Bernd: Einen Befund online in den Chat zu stellen, geht nicht und dazu würde ich wegen Vertraulichkeit auch nicht raten. Sie dürfen ihn aber gern an an uns  schicken und ich leite ihn dann an Prof. Meuth weiter. Ebenso dann seine Antwort an Sie.

Krossi: Könnte Schwindel durch demyelisierende Vorgänge im Stammhirn (Medulla oblongata) verursacht werden?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Schwindel ist als Symptom sehr unspezifisch und kann aus verschiedenen Hinregionen aber auch aus dem Innenohr stammen. Haben Sie konkrete Demyelinisierungsherde im MRT, frische Herde?

cosco: Bei den derzeitigen Medikamenten kommt ja häufig der Vorwurf, dass diese nicht gegen die „ darunter liegende Progression“wirken würden. Teilen Sie den Vorwurf? Oder liegt das eher am Studiendesign, dass das nicht untersucht wird? Wäre HSCT eine (wenn auch riskante) Alternative?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Teils teils. Es gibt einige Hinweise, dass die aktuellen Immuntherapien auch einen Effekt auf die Behinderungsprogression und den Zeitpunkt des Auftretens einer SPMS haben. Solche Effekte sind natürlich in den kurzen 2-jährigen Studien schwer nachweisbar. Die HSCT ist sicherlich eine sehr effektive Therapie, die aber auch mit einigen Nebenwirkungen behaftet sein kann. Hier gibt es z.B. Daten, dass ein großer Teil der Patienten auch nach 5 und 6 Jahren noch sehr stabil sind. In Patienten mit Progredienz ist aber auch die HSCT limitiert wirksam....

Andrea: Sehr geehrter Prof. Dr. Meuth,oft hört man den Satz „Da die HSCT Stammzelltherapie aber auch nicht ganz ungefährlich ist, sollte einer HSCT erst ein Therapieversuch mit effizienten entzündungshemmenden Medikamenten vorangestellt werden“, wie Sie wissen gibt es genug Patienten die nicht ausreichend auf eine solche Therapie ansprechen.Wie bzw. Wo wird diesen die Möglichkeit gegeben, die HSCT in Deutschland zu bekommen. Meine Info ist nämlich, dass dies derzeit nicht möglich ist (außer Hamburg in der Coast-Studie nur leider randomisiert mit Ocrevus/Lemtrada)

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Sie haben Recht - im Prinzip wird im Moment genau so abgewogen und ich kann verstehen, dass Sie skeptisch sind. Es gibt mehrere COAST Zentren aber die Randomisierung ist natürlich im Rahmen der Studie dabei. Alternativ kann man bei gegebener Indikation einen Antrag bei der Kasse stellen, soll auch schon geklappt haben.....

Allgemein - Bernd: danke, hoffentlich bin ich schnell genug Moderator Patricia Fleischmann: @Bernd: Nur keine Hektik. Ich würde sagen, das ließe sich auch nach dem Chat noch arrangieren.

Krossi: Der HNO sagt: alles ok. Vor 12 Monaten erste Läsionen im Stammhirn und letzten Monat wieder neue in der Medulla. seit 12 Monaten Schwindel, vorallem unter Belastung/Sport.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Welcher Sport und wie lange dauert es bis der Schwindel auftritt? Könnte es ein Uthoff Phänomen sein, soll heißen immer wenn die Körperkerntemperatur steigt kommt der Schwindel?

Moderator Patricia Fleischmann: @Bernd: Würden Sie Ihre Nachricht an Prof. Meuth bitte an patricia.fleischmann@amsel-dmsg.de schicken? Ich sehe gerade, dass ich remote gar nicht an das andere Mailkonto 'rankomme. Pardon, mein Fehler...

Andrea: Was sind denn die anderen COAST Zentren, hatte bezüglich der HSCT Studie Kontakt mit Hamburg. Komme aber aus dem Süddeutschen Raum.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: z.B. Münster, liegt aber zugegeben auch nicht im Süden ;o). Denke Heidelberg ist dabe...i

elly: Guten Abend Herr Meuth, welches Medikament, bei siebenjähriger Behandlung mit Tysabri (schubfrei), würden Sie für eine Umstellung bevorzugen? Eher Gilenya oder doch Ocrevus oder etwas ganz anderes? Und sollte dabei zwingend eine LP gemacht werden? Ich bin momentan JCV neg., aber mein Wert ist immer an der Schwelle (mal neg., mal pos.). Was wäre Ihr Vorschlag? Vielen Dank!

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es gibt Daten aus Schweden mit Rituximab, die einen Vorteil von B-Zell Depletion in diesem Setting beschreiben. LP würde ich machen, wegen Virus DNA. JCV ist ja Antikörper im Serum... Hoffe das hilft!?

Krossi: Walking reicht schon ...nach 500 Metern, beim joggen nach 100 Metern gehts los, Basketball nach wenigen Minuten

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ok, dann kann es mit der Temperatur zu tun haben. Sie müssten versuchen ob Sie mit einer Kühlweste besser fahren....

Alula: Guten Abend Herr Professor Meuth, bislang gibt's es für die mild verlaufende MS vier verschiedene Medikamente: Interferone, Copaxone, Aubagio und Tecfidera. Die neuen Zulassungen betrafen immer aktivere Verlaufsformen. Gibt es Forschungen zu weiteres Basistherapien für die milde MS, wenn ja, wann könnte man mit einer Zulassung rechnen?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ja gibt es definitiv. Für Ozanimod z.B. wird eine Zulassung für die milde/moderate MS angestrebt (ist schon im Verfahren)..... Wird sicherlich noch weitergehen....

Krossi: Ich bemerke keinen Uthoff weder bei Hitze noch bei Kälte

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich denke das Auftreten des Schwindels beim Sport könnte Ausdruck des Uthoff´s sein.

cosco: Noch eine Frage zur HSCT: mein Neurologe sagte mir, er könne mich dazu nicht wirklich beraten, da die Therapie nicht in den Leitlinien verankert sei. Sehen Sie Chancen, dass sich das ändert?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es gibt mehr Studien und Daten, so dass es Einzug in die Leitlinie erhalten könnte, dann aber wegen der Gesamtprozedur sicherlich für ausgewählte Fälle....

Peter: Man hört immer wieder das Thema Propionsäure mit 2 mal täglich 500mg. Meist von Ärzten aus dem Ruhrgebiet. Macht die Einnahme zusätzlich zu Ocrevus Ihrer Meinung nach Sinn?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Offiziell handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel und die kürzlich in Cell publizierten Daten sehen toll aus. Eine allgemeine Empfehlung gibt es bis dato aber meines Wissens nach noch nicht......

Sally: Ist es normal, dass das Immunsystem bei suppressiver Behandlung so wenig anspringt, dass auch bei Lungenentzündung der CRP im Normbereich bleibt? (Lunge war inkl, Lungenfellentzündung mit Schmerzen und auf dem Röntgen eindeutig erkrankt, meinen Hausarzt hat die CRP-Normalität sehr aus dem Konzept gebracht.)

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Normalerweise würde man schon ein Ansprechen erwarten. Wir wollen ja die Balance finden um Autoimmunität zu verhindern aber die Infektabwehr zu erhalten. Leider gibt es auch immer wieder Patient(innen) bei denen es nicht gelingt....

elly: Das hilft schon mal. Nur noch eine Frage: Warum nicht Gilenya? Zu wenig Wirkung?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: In der Schwedischen Studie: 9/10 Patienten blieben unter Rituximab stabil 8/10 unter Fingolimod

Peter: Was versteht man unter Cell und sind diese Daten auch für nicht Mediziner zugänglich? Allgemeine Empfehlung nicht aber empfehlen Sie es?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Cell ist eine der renommiertesten Journale der Welt und nur die besten Arbeiten werden dort veröffentlicht. Da die Arbeit sehr neu ist, werden die entsprechenden Pressemitteilungen und Beiträge in deutschen Zeitschriften etc. in den nächsten Tagen/Wochen kommen.

Bernd: Ich versuche es noch einmal mit Abschrift: Auch infratentoriell Einschluss des Mesencephalon deutliche Demyelinesierungen. Auch diese in Größe und Konfiguration im Verlauf unverändert. Es sind keine Läsionen sicher neu aufgetreten. Nach Kontrastmittelverabreichung flaues randständiges Enhacement mit angrenzend flauer BHSinsbesondere dersupratentoriellen Läsionen im Sinne einer grund glass aktivität. Kein sicher umschriebenes Enhacement.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Tut mir leid, damit kann ich nichts anfangen. Wenn Sie möchten können Sie mir eine CD schicken, dann schaue ich mir die Bilder einmal an. Albert-Schweitzer Campus 1 48149 Münster

Allgemein - elly: OK. Vielen Dank für Ihre Antwort. Bernd: Kann Ocrevus die Bildung von Antikörpern verhindern?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Die Antikörper kommen von B-Zellen, die durch das Medikament ja reduziert werden. Daher sollte vorher auch geimpft werden..... bzw. mit Abstand dann ggfs. nach der Gabe. Oder verstehe ich die Frage falsch?

Jessica: Wirkt sich eine Schwangerschaft langfristig (5 Jahre, 10 Jahre) auf die Behinderungsprogression aus oder nur kurzfristig während der Schwangerschaft?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Nach allem was wir aktuell wissen hauptsächlich auf die Schubaktivität während der SS. Es ist nicht davon auszugehen, dass es zu langfristigen Effekten auf die Progression kommt...

Bernd: Danke für Ihr Angebot bzgl. der CD und ich meinte mit Antikörpern, die z.B. gegen Gürtelrose?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Also aus den Studien wissen wir, dass es unter Ocrelizumab nicht zu vermehrt zu schweren oder opportunistischen Infektionen kommt, aber natürlich wird die Anzahl der B-Zellen reduziert, so dass es zu einer Reaktivierung (auch Gürtelrose) kommen kann...

Werner: Wie ist Ihre Meinung dazu, dass immer mehr Patienten auf eigene Kosten nach Moskau zu Hr. Dr. Fedorenko gehen um die HSCT Stammzelltherapie zu erhalten, ist diese Art von Tourismus wirklich im Interesse der Ärzte hier? Warum nicht in Deutschland? Allein in einer mir bekannten deutschen Gruppe 2019 10 Patienten, aktuell befinden sich auch 3 Patienten zur Therapie dort.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich gebe Ihnen Recht so sollte es nicht sein. Die Indikation sollte bei uns gestellt werden. Und in der Konsequenz natürlich auch die Behandlung durchgeführt werden....

cosco: Eine letzte Frage: gibt es Medikamente/Therapien in der Pipeline, die in absehbarer Zeit zugelassen werden, die Sie für besonders beachtenswert halten?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: BTK-Inhibitoren sind kleine Moleküle die B-Zellen verändern Anti-Lingo als Remyelinisierungsstrategie Ofatumumab als S.c. Option zur B-Zelltherapie ... more to come

Peter: Können Sie ganz kurz erläutern was in der Cell zu Propionsäure Publiziert wurde? Schubrate, remyelinisierung?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Es wurden Effekte auf verschiedene Immunzelltypen gezeigt. Die Studie war noch nicht groß genug angelegt, um auch klinische Endpunkte wie Schubrate tec. zu zeigen. Basierend auf den Daten soll aber das nun folgen.....

Bernd: Kann eine Läsion im Mesencencephalon ein unklares Fieber auslösen? (es kann einfach nichts anderes gefunden werden)

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Schwer zu sagen, kenne den "Rest" ihrer Geschichte nicht....

Krossi: - Gürtelroseimpfung vor dem Start mit Ocrevus machen lassen? - Können gewisse Aminosäuren wie Methionin die T-Zellen befeuern und die Krankheitsaktivität erhöhen?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ja, sollte man tun. Vor allem wenn man älter wird und immuntherapiert wird Am Ende ist es immer eine Abwägung, aber die STIKO des Robert_Koch Institutes empfiehlt gewisse Impfungen

StayStrong: Hallo. Ich bekam im Dezember 19 die Diagnose MS. Nehme seitdem Tecfidera. Bin JCV positiv und habe extreme Angst vor einer möglichen PML. Welche Therapie gäbe es als Alternativen ohne dieses Risiko zu haben?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ganz ohne Risiko geht es leider nicht, wenn Sie aber jung sind, Lymphozyten angeschaut werden und diese nicht unter 500/ul gehen ist das Risiko gering

Allgemein - Krossi: Aubagio, aber PML ist gut zu beobachten unter tec

Moderator Patricia Fleischmann: @StayStrong: Ok, hat sich erledigt :-)

Monja: Hallo, habe im Januar die erst halbe Ocrevus bekommen und im Februar die 2 halbe. Die erste im Januar hat problemlos geklappt. Bei der 2. halben im Februar musste nach 200 ml abgebrochen werden. Wegen schwindel und Schmerzen. Wirkt Ocrevus trotzdem und sollte die volle Dosis nach 6 Monaten gegeben werden? Bin weiblich, 75kg. Ist mit einer besseren verträglichkeit bei den nächsten zu rechnen?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich würde es bei der nächsten versuchen, Vormedikation mit Kortison und Antihistaminikum und langsame Laufzeit....

Bernd: Wenn Kortison begründet verweigert wird und eine sPMS im Raum steht, macht dann Siponimod überhaupt Sinn?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Siponimod hat die Zulassung für die aktive SPMS, also Schub oder MRT Läsion in den vergangenen zwei Jahren?

Monja: Vormedikation war wie von Ihnen beschrieben. Reichen 500mg um die Wirkung zu entfalten?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Eigentlich ja. Bitte sehr langsame Infusionrate

Bernd: Wirkt Propionsäure vielleicht auch noch bei SPMS?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Wie gesagt es gibt erste sehr positive Befunde, um etwas zu den einzelnen Verlaufsformen bzw. zur Wirksamkeit in klinischen Studien zu sagen ist es noch zu früh.

Peter: Weiß man schon ob und welcher Pharmakonzern Studien zur Propionsäure durchführen lassen möchte. Patentieren ist in diesem Fall ja schwierig, wird ja tonnenweise in der Tierhaltung verwendet.

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ich weiß es leider nicht.

Bernd: Wurde mal eine Alternative zu Kortison gesucht?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Gesucht schon immer, aber leider nicht gefunden....

Bernd: Glauben Sie, dass zukünftig deutlich mehr Patienten sekundär progredient eingestuft werden?

Prof. Dr. Dr. Sven Meuth: Ja ich denke, dass Patienten die wegen der aktuellen Zulassungsituation noch lange als RRMS eingestuft wurden nun zur SPMS wechseln....

Moderator Patricia Fleischmann: Werte AMSEL-Chatter, das waren lebhafte 90 Minuten - vielen Dank für Ihre interessierten Fragen hier im Multiple Sklerose-Chat! Ein besonders großes DANKE geht an Prof. Sven Meuth für sein Engagement hier und heute. Weiter geht es am 17. März um die gleiche Zeit. Thema und Experte erfahren Sie rechtzeitig auf www.amsel.de. Einen schönen restlichen Abend an alle!

Redaktion: AMSEL e.V., 19.02.2020