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Die 1000 Gesichter - Symptome bei MS

19.09.06 - Neurologische Zeichen, die über 24 Stunden anhalten, könnten auf einen Schub hindeuten, so Dr. Rudolf van Schayck im Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Herzlichen guten Abend an alle Chatter und an Herrn Dr. van Schayck! Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge - die Chattore sind geöffnet!

spitz: Sehr geehrter Herr van Schayck, ich hatte schon in meiner Kindheit häufig schlimme Anfälle von migräneartigen Kopfschmerzen mit Schwindel. 2002 MS-Diagnose, rückblickend Schübe (v. a. Sensibilitätsstörungen) seit mind. 1998. Seit 2002 Copaxone. Bislang nie Kortison, jeweils vollständige Rückbildung bis auf Fluktuation bei Streß, anderen Erkrankungen; jedoch seit vielen Jahren starke und noch zunehmende Fatigue. Ich stelle fest, daß ich in Schubphasen häufig Anfälle sehr starker Kopfschmerzen habe, i. d. R. mit Schmerzen am Augenhintergrund und bei Augenbewegungen verbunden. Aktuell: erstmals (seit der Kindheit??) Schub mit v. a. Drehschwindel. Autofahren über eine Stunde löst starke Kopfschmerzen aus; vor einer Woche lag ich nach 5-stündiger Fahrt in den Urlaub für zwei Tage mit schlimmstem migräneartigen Schmerz im Bett, Tunnelsehen, schwarze Schleier vor den Augen, schmerzende Augenmuskel. Auf aktuellem MRT Schädel und cervikaler Übergang keine floriden Herde sichtbar. Was hat es Ihrer Ansicht nach mit diesem Kopfschmerzen auf sich? Ist es eine "normale" Migräne? Oder sehen Sie es als MS-Symptom? Kann man etwas dagegen machen? Ich selbst würde gerne Physiotherapie/Osteopathie/Massage machen, da ich das Gefühl habe, daß etwas in der HWS "nicht stimmt" - die Wirbel fühlen sich "verschoben" an, auch in der LWS habe ich leichte Schmerzen. Mein Arzt riet ausschließlich zu Cortisonstoßtherapie, was ich jedoch nicht wollte. Ich würde mich sehr freuen, Ihre Meinung zu hören. Mit herzlichem Dank vorab,

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe(r) Chatter(in), Ihr Frage ist nicht ganz einfach. Natürlich können Migräne und MS gleichzeitig vorkommen, beides sind relativ häufige neurologische Krankheiten, die Migräne natürlich noch viel häufiger als die MS. Typische Symptome der Migräne sind der starke anfallsartige Kopfschmerz mit vegetativen Begleitsymptomen Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, Lärmscheu, Geruchsüberempfindlichkeit, pulsierender, meist einseitiger Kopfschmerz. Häufiger ist die sogenannte Migräne ohne Aura, die wie beschrieben in Kopfschmerzattacken auftritt. Seltener ist die sogenannte Migräne mit Aura: hier ist vor dem Kopfschmerz ein neurologisches Ausfallssymptom wie Flimmern der Augen (sogenanntes Flimmerskotom), aber auch Sensibilitätsstörungen oder sogar Lähmungen. Die neurologischen Symptome der Migräneaura bauen sich innerhalb von 10 bis 20 min auf, klingen dann aber innerhalb von 30 bis 60 min wieder ab. Bei neurologischen Zeichen, die deutlich länger anhalten, z.B. über mehr als 24 h ist eher ein entzündlicher MS-Schub als Ursache anzunehmen. Stress kann den Migränkopfschmerz auslösen, die MS kann sich natürlich als Stressfaktor auswirken. Kopfschmerzen der Augenregion kann typisch für Migräne sein, im Sinne der MS ist die häufigste Erkrankung mit Augenschmerzen die Retrobulbärneuritis, d.h. die Entzündung des Sehnerven. Hier ist es vor allem ein Augenbewegungsschmerz, durch die Entzündung der Sehfasern zusätzlich eine Sehstörung. Hier muss schnell wie beim MS-Schub mit hochdosiertem Kortison behandelt werden. Das Betreiben von Sport im Sinne von HerzKreislauf wirksamer Ausdauersportart ist sinnvoll für MS, bei Fatigue-Syndrom und hat eine günstige vorgeugende Wirkung bei Migränekopfschmerz. Osteopathie ist schulmedizinisch nicht untersucht, ich kenne aber durchaus viele Patienten, die eine gute Linderung und Besserung berichtet haben. Eine medikamentöse Vorbeugung der Migräne ist erst dann notwendig, wenn die Anfälle sehr häufig pro Monat auftreten oder sehr schwer verlaufen. Dann werden die Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft angewendet.

Sarah: Hallo, ich habe eine Frage zu Schwindel/ Gleichgewichtsstörungen. Schwindel aufgrund HWS-Beschwerden wurden ausgeschlossen. Bei schnellen Bewegungen und beim Bücken mit runtergeneigtem Kopf wird mir fast immer schwindelig, übel. Kann das von einem Herd kommen ?

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Sara, leiden Sie an einer MS ? Schwindel ist eines der häufigsten neurologischen Symptome überhaupt, die von Patienten (mit und ohne MS) geklagt werden. Die Ursachen für Schwindel können sehr unterschiedlich sein. Die Orthopäden glauben dies zwar fest, aber die HWS ist so gut wie nie Ursache von Schwindel. Wenn Sie an keiner MS leiden, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Schwindel durch eine MS verursacht wird. Wenn bei Ihnen eine MS bekannt ist, kann tatsächlich die MS die Ursache sein. Allerdings ist eine andere Ursache selbst dann wahrscheinlicher: bitte lassen Sie einen Neurologen/Nervenarzt prüfen, ob ein Problem mit dem Gleichgewichtsorgan vorliegt, was eine häufige und i.d.R. harmlose Ursache eines bewegungsabhängigen Schwindels mit Übelkeit sein kann.

Sarah: Sonst wäre ich nicht hier ;-) MS seit 2004, Copaxone. Ich hatte im zweiten Schub Nystagmus. Könnten diese Gleichgewichtsprobleme auch mit den Augen zusammenhängen ? Mich wundert, dass ich die Gleichgewichtsprobleme mit schneller Bewegung, Radfahren und Bücken provozieren kann.

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Sara, der Nystagmus, also ruckartige Bewegungen der Augen, beim zweiten Schub sind ein Hinweis darauf, das der entzündliche MS-Schub die Nervensysteme betroffen hat, die für Gleichwicht und die Steuerung von Augenbewegungen zuständig sind, z.B. im Hirnstamm oder Kleinhirn. Nach dem Schub kann es dann leider auch zu anhaltenden Symptomen von Schwindel kommen. In der Rehabilitation werden dann gezielt Gleichgewicht, aber auch Augenbewegungen trainiert. Der Schwindel wird nicht vermieden, sondern teilweise sogar provoziert. Hintergrund ist dabei, dass man das Gehirn trainieren will, den Defekt auszugleichen, damit der Schwindel nachlässt. Diese Übungen sollten jedoch unbedingt therapeutisch angeleitet werden durch eine(n) Krankengymnastin(en). Schließlich ist mit diesem Schwindel nicht zu spaßen und es kann durchaus zu Stürzen bei starker Provokation kommen.

Casi: Sehr geehrter Herr Dr. Dr. Rudolf van Schayck, ich spritze mich seit über 3 Jahren mit Copaxone. Seit diesem Sommer beginnt mein Körper an den Injektionsstellen an Bauch und Obersschenkel das Muskelgewebe zurückzubilden. Es entstehen unansehnliche Dellen. Auf Nachfrage bei meiner behandelten Neurologien bekam ich zur Antwort. Ich möchte diese Stellen meiden. Das Muskelgewebe wird sich an diesen Stellen nicht wieder aufbauen. Eine physiotherapeutische Behandlung oder etwas was ich allein tun kann gibt es auch nicht. Stimmt das? Oder können Sie mir einen Tipp geben, wie ich diese Dellen bekämpfen kann. Ich gehe zweimal wöchentlich zum Krafttraining (Kieser Training). - Recht herzlichen Dank im Voraus für Ihre Hilfe.

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe(r) Casi, lokale Reaktionen und Gewebeverhärtungen können leider mit Copaxone und auch den Interferonen auftreten. Wieso bildet sich das Muskelgewebe zurück ? So tief soll Copaxone nicht injiziert werden. Bitte noch 'mal mit dem Arzt oder Krankenschwester die Injektion üben, damit sie auch im Unterhautfettgewebe landet, wo sie hin soll. Tipps bei starken Hautreaktionen sind: vor und nach der Injektion kühlen, sorgfältig die Injektionsstelle wechseln, bei Schmerzen nach der Injektion ggf. Paracetamol oder Ibuprofen als Tablette, sehr auf Hygiene bei der Injektion und an der Injektionsstelle achten. Der Arzt sollte sich die Sache in jedem Fall anschauen, ob die Dellen eine Entzündung des Fettgewebes sind mit hinterher Verlust des Fettgewebes = Delle. Auf eine richtige Injektionstechnik und Hygiene ist sicher zu achten, vielleicht der Versuch mit Kortison in niedriger Dosis. Krafttraining ist o.k., wird aber an den Dellen nichts ändern, wenn sie durch Verlust von Fettgewebe im Unterhautfettgewebe entstehen.

Mareike: Guten Abend, Herr Dr. van Schayck, ich hatte schon in meiner Kindheit häufig schlimme Anfälle von migräneartigen Kopfschmerzen mit Schwindel. 2002 MS-Diagnose, rückblickend Schübe (v. a. Sensibilitätsstörungen) seit mind. 1998. Seit 2002 Copaxone. Bislang nie Kortison, jeweils vollständige Rückbildung bis auf Fluktuation bei Streß, anderen Erkrankungen; jedoch seit vielen Jahren starke und noch zunehmende Fatigue. Ich stelle fest, daß ich in Schubphasen häufig Anfälle sehr starker Kopfschmerzen habe, i. d. R. mit Schmerzen am Augenhintergrund und bei Augenbewegungen verbunden. Aktuell: erstmals (seit der Kindheit??) Schub mit v. a. Drehschwindel. Autofahren über eine Stunde löst starke Kopfschmerzen aus; vor einer Woche lag ich nach 5-stündiger Fahrt in den Urlaub für zwei Tage mit schlimmstem migräneartigen Schmerz im Bett, Tunnelsehen, schwarze Schleier vor den Augen, schmerzende Augenmuskel. Auf aktuellem MRT Schädel und cervikaler Übergang keine floriden Herde sichtbar. Was hat es Ihrer Ansicht nach mit diesem Kopfschmerzen auf sich? Ist es eine "normale" Migräne? Oder sehen Sie es als MS-Symptom? Kann man etwas dagegen machen? Ich selbst würde gerne Physiotherapie/Osteopathie/Massage machen, da ich das Gefühl habe, daß etwas in der HWS "nicht stimmt" - die Wirbel fühlen sich "verschoben" an, auch in der LWS habe ich leichte Schmerzen. Mein Arzt riet ausschließlich zu Cortisonstoßtherapie, was ich jedoch nicht wollte. Ich würde mich sehr freuen, Ihre Meinung zu hören. Herzlichen Dank vorab!

Dr. Rudolf van Schayck: Vielleicht leidet in der Familie bei Eltern, Geschwister, usw. noch jemand an Migräne, das wäre wegen der genetischen Komponente der Migräne nämlich typisch.


Allgemein - Sarah: Jemand da ?



Allgemein - Sarah: Aha. Jetzt seh ich was ;-)


Moderator Patricia Fleischmann: Hallo Sarah, bitte haben Sie noch ein wenig Geduld. Herr Dr. van Schayck beantwortet gleich Ihre Frage.

Spaz: Guten Abend, Herr Dr. van Schayck. Ich habe seit 1966 MS, sitze seit 1995 ständig im Rollstuhl, 1997 wurde mir ein suptrab.Katheter gesetzt, habe gelernt , trotz aller Schwierigkeiten, die bei dieser Krankheit eben auftreten, ein recht zufriedenes und offenes, aktives und kulturell interessiertes Leben führen können. Nun wird meine Lebensqualität seit etwa 8 Monaten heftig eingeschränkt, indem ich immer wieder und ohne Vorankündigung inkontinent bin. Auch mehrere Konsultationen bei versch. Urologen, urologische Untersuchungen der Blase und Nieren brachten keinerlei Hinweise darauf, warum sich plötzlich und massiv Blasengrieß bildet. Ich vermute stark, dass ich nicht die einzigste MS - Kranke mit diesen Symptomen bin und hoffe sehr, daß man mir von kompinenter Stelle aus Ratschläge sowie Tipps geben kann. Medikation: seit Jahren unverändert tägl. 1 Tabl., Sirdalut 6 mg Acimol Zopiclon 7,5 mg Tramadolor 100 Retard Toracemid 10 mg KG 3 x pro Woche je 60 Min., habe einen 18er Katheter.

Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Spaz, vielen Dank für Ihre Frage und Bericht Ihrer Krankheitsentwicklung. Ich finde es bewundernswert, wie auch schwer von der Krankheit MS betroffene Patienten wie Sie, Ihr Leben meistern und aktiv und mit Freude am Leben teilnehmen. Sie haben Recht, Inkontinenz ist ein für den Patienten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sehr gravierendes Problem. Biofeedback-Training und Beckenbodentraining können bei Urininkontinenz als medikamentenfreie Trainingsverfahren eingesetzt werden. Erfahrungsgemäß profitieren davon aber mehr wenig behinderte MS-Patienten. In Ihrem Fall könnte ein medikamentöser Behandlungsversuch mit detrusordämpfenden Medikamenten wie Tolterodin (Detrusitol) oder Oxybutinin (Dridase) Sinn machen. Durch eine Hemmung des Blasenmuskels, der den Urin austreibt (Blasendetrusor) kann die Speicherkapazität der Blase zunehmen. Dadurch könnte sich die Inkontinenz verbessern. Auch eine medikamentöse Verbesserung des Blasenverschlussmuskels ist möglich mit Medikamenten wie Effortil-Tropfen. Der Urologe muss in jedem Fall nachschauen, dass kein chronischer Harnwegsinfekt vorliegt und dass es zu keiner Schädigung der Nieren und Nierenbecken gekommen ist.


Allgemein - caro: Hallo, was unternehmt Ihr so gegen Spastik?


a.vogt: Hallo meine Mutter leidet seit über 20 Jahren an MS. Seit kapp 5 Jahren sitzt sie im Rollstuhl und ihren linken Arm kann sie nicht mehr bewegen. Sie kann seit Jahren nur nur ihren rechten Arm bewegen (und das auch nur noch mühsam). Aber nun ist hinzu gekommen, dass sie seit mehr als einem halben Jahr starke Schmerzen in diesem Arm hat. Der Arzt hat Kalkablagerungen festgestellt, die diesen Schmerz auslösen. Schmerzteraphie und auch Stoßwellenterapie haben alles nur noch verschlechtert und jetzt wird ihr geraten, den Arm operieren zu lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dadurch eine Besserung hervorgerufen werden kann, zumal sie die rechte Hand schon durch ihre Krankheit nur noch mühsam bewegen kann. Ich habe Angst, dass sie durch diese Operation dann garnichts mehr machen kann, aber ihr Hausarzt und auch Dr.Wagner der Schmerzarzt raten zu dieser OP. Ist das wirklich sinnvoll?

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe(r) a. vogt, in erster Linie sollte natürlich ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient/Angehöriger bestehen. In Ihrem Falle rate ich Ihnen, die Ärzte nochmals zu fragen, warum Sie zu einer Operation raten. Schmerztherapeutisch habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei chronischen Schmerzen oft konservative, nichtoperative Verfahren bessere Erfolge und weniger Nebenwirkungen bringen. Operationen können aber durchaus wirksam und segensreich sein. Aus Ihrer Frage ist mir nicht klar, wo sich die Kalkablagerungen befinden. Bei Kalkablagerungen im Schultergelenk bei degenerativen Schultergelenkserkrankungen können endoskopische Operationen durchaus indiziert und hilfreich sein. Im Fall Ihrer Mutter ist die Entscheidung sicherlich schwierig, eine ganz konsequente, postoperative Krankengymnastik muss in jedem Falle gewährleistet sein. Hat Ihre Mutter zur symptomatischen Schmerztherapie auch schon Morphine wie Valoron oder andere erhalten ? Wurde bereits jetzt trotz Schmerzen eine Krankengymnastik versucht ?

M.Reinke: Sehr geehrter Herr Dr. van Schayck, bei mir wurde Jan. 2004 MS diagnostiziert. Weil im MRT nur wenige kleine Entmarkungsherde gefunden wurden, ist die Diagnose nicht gesichert. Bislang hatte ich 7 Schübe. 3x Sehnerventzündung, 3x sensible Störungen unterschiedlicher Regionen und 1x Gangstörung, diese ist nicht behandelt worden, weil ich aufgrund meiner schweren Traumatisierung, die nichts mit der MS zu tun hat, in meiner jetztigen Situation (ich bin vor 3 Monaten nach Baden-Württemberg gezogen)Kein MRT machen lassen konnte. So bin ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause gefahrenbehandelt. Die massive Gangstörung hat sich wieder zurückgebildet. Schon seit einigen Monaten kann ich nicht mehr rennen. Schnelles gehen bereitet mir Schwierigkeiten. Ich bin unsicher beim Treppensteigen und muss mich dabei stark konzentrieren. Ich möchte gerne mit meiner Symtomatik ernst genommen werden. Bislang habe ich allerdings zu hören bekommen, dass es Patienten gäbe, die stärker betroffen seien. Krankengymnastik wurde mir bislang verweigert, ich sollte in einen Sportverein gehen. Das geht aber nicht mehr. Ich fühle mich mitlerweile als Simulantin und bin mit der MS ziemlich alleine. Ich gehe nur noch zum Arzt, wenn ich einen Schub habe und der letzte Besuch war noch enttäuschender. Ich versuche gut mit meiner Erkrankung umzugehen und gut für mich zu sorgen und die Untersuchungen machen zu lassen, die notwendig sind. Ich schaffe es aber nicht, bei jedem Schub ein MRT machen zu lassen. Es muss doch eine Zwischenlösung geben zwischen Untersuchungen und Therapie, und keine Untersuchung und keine Therapie. Ich hoffe, sie haben einen Rat für mich. M. Reinke

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe(r) M.Reinke, ein MRT bei jedem Schub ist auch nicht unbedingt nötig. Wichtig ist für aber eine genaue Diagnosestellung: liegt eine MS vor oder nicht. Das ist deshalb wichtig, weil eine MS möglichst früh vorbeugend und schubhemmend mit einem Beta-Interferon oder Copaxone behandelt werden sollte. Ein weiteres MRT würde ich Ihnen also zusammen mit einer gründlichen neurologischen Untersuchung empfehlen. Bei Platzangst im MRT kann man eine beruhigende Vorbehandlung mit dem Medikament Tavor durchführen, das hilft meist sehr gut. Ich nehme Ihre Beschwerden sehr ernst. Wenn es keine MS ist, leiden Sie trotzdem daran und sollten behandelt werden. Sie sind keine Simulantin ! Neurologische Symptome wie bei MS können aber tatsächlich auch als psychosomatische Beschwerden mit seelischen Hintergrund aufteten. Das wäre keine Krankheit zweiter Klasse, sondern müsste genauso konsequent behandelt werden, nur eben anders als MS, wenn man Erfolg haben will. In Ihrem Fall ist es nötig, sich an einen niedergelassenen Neurologen/Nervenarzt mit Schwerpunkt MS zu wenden.

a.vogt: Die Ablagarungen sind in der Schulter und es kann sein, dass diese durch die Stoßwellentherapie gelöst wurden und weiter nach unten gewander sind (so wurde mir das erklärt!) Es ist aber eben nur so, dass sie nur noch mit diesem Arm etwas machen kann - der Arzt meinte dann, sie muss mindestens 2 wochen im Krankenhaus bleiben und ich denke, wenn dieser Arm zwei Wochen nicht mehr bewegt wird, geht danach garnichts mehr. Gibt es denn nicht noch eine andere Lösung?

Dr. Rudolf van Schayck: Sie haben völlig Recht, die Situation ist wegen der MS und der bestehenden Behinderungen so schwierig. Grundsätzlich sind aber gerade Verkalkungen des Schultergelenkes durchaus einem operativen Vorgehen mit Erfolg zugänglich. Für die Entscheidung wäre in meinen Augen wichtig: ist ein minimal invasiver, endoskopischer Eingriff möglich ? Was sagt der Operateur bzw. die operierende Klinik dazu (ambulanter Termin) ? Gibt es eine Möglichkeit, eine zweite Fachmeinung bei einem anderen Orthopäden/Chirurgen einzuholen ? In jedem Fall darf der Arm nicht zwei Wochen immobilisiert werden. Eine intensive Krankengymnastik muss gewährleistet sein. Das kann man vor einer Operation mit der Klinik ambulant besprechen, die den Eingriff durchführen soll. Die konservative Behandlung als Alternative wäre Krankengymnastik, physikalische Therapie und eine konsequente, medikamentöse Schmerztherapie, ggf. auch mit sogenannten Opioiden in Retardform. Man muss dann aber kritisch beobachten, ob die konservative Therapie auch genügend hilft.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, so schnell sind 90 Minuten vorbei... Die ausstehenden Fragen werden freilich noch beantwortet. Ich danke Ihnen für Ihre Beiträge. Herzlichen Dank an Herrn Dr. van Schayck für die kompetenten Antworten. Am 17. Oktober gehts weiter im AMSEL-Expertenchat mit Rainer Baudermann zu den "Kassenleistungen". Ein spannendes Thema angesichts der jüngsten Entwicklungen (oder Nichtentwicklungen) im Zuge der Gesundheitsreform. Bis dahin vielleicht und schöne Spätsommertage an alle!

Redaktion: AMSEL e.V., 19.09.2006